➰ 8. KAPITEL ➰

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Wenn wir zürnen, hat unser Gegner  seinen Zweck erreicht,

wir sind in seiner Gewalt.

(Ernst Freiherr von Feuchtersleben)

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Er drückt die Türklinke runter, zieht mich mit einem Ruck zu sich und gibt mir dann einen kräftigen Schubs, der mich in den Raum hinein befördert. Warum tut der das? Ich werfe ihm einen bösen Blick über die Schulter zu und schnaube frustriert. Sie ziehen mich mit ihren Blicken aus und ich fühle mich mehr als unbehaglich. Wie ein scheues Reh beginne ich die Leute zu mustern, welche mich ebenfalls begaffen. Es stinkt fürchterlich nach Rauch hier, sodass ich dass Gesicht leicht angeekelt verziehe. Mehrere Tische füllen den Raum aus, die Inhaftierten spielen Pokern und rauchen Zigaretten.

Mir entgehen ihre grimmigen Blicke nicht, fast überwiegend sind hier alle von Kopf bis Fuß tätowiert, man sieht ihnen an das sie Kriminelle sind. Wenn ich früher solchen Leuten auf der Straße begegnet bin, habe ich stetig die Straßenseite gewechselt, wie es mir mein Dad immer eingebläut hatte. Heute muss ich mit ihnen leben. Heute bin ich eine von den Kriminellen.

Weiter hinten am Kamin sitzt eine Frau und schenkt mir ein freundliches Lächeln, dass ich mit einen Begrüßungsnicken erwidere. Die grauen Haare hängen ihr strähnig ins Gesicht und sie versucht sie wegzupusten. Was ihr misslingt, so das sie mit ihren dreckigen Händen die lästigen Strähnen aus dem Gesicht streicht. Die Frau dreht ihr andere Gesichtshälfte zu mir und in dem flackerndem Licht sehe ich, das ihr das linke Auge fehlt und man nur noch eine verwachsene, leere Augenhöhle sehen kann. Für einen Moment bin ich geschockt, will mein Gesicht abwenden und sie nicht anstarren. Aber genau das zwingt mich dazu, ihren Blick standzuhalten. Sie scheint es zu verstehen und zwinkert mir mit dem gesunden Auge zu.

„Na süße", grunzt mich unerwartet ein Mann mit einer Knubbelnase von der Seite an, seine Hände sind auf den Weg zu meinem Hinterteil. Schnell genug weiche ich seinen Griff aus und stehe plötzlich wieder neben Louis, der mich überrascht anschaut. Nur für einen Moment.

„Brüder hört mir zu", ruft er aus vollem Halse, wendet sich von mir ab und tritt ein Schritt vor. Das Gemurmel verstummt kurz danach. Genau wie bei Harry, bemerke ich Louis autoritäre Ausstrahlung. Es ist ulkig. Sie können sich zwar nicht leiden, aber sind sich doch so ähnlich. Vielleicht ist genau das der Grund.

„Ebony ist jetzt eine von uns", erklärt er, „Sie steht unter meinen persönliches Schutz, niemand fasst sie an oder tut ihr weh" Die meisten schauen sich verwundert an, als sie bemerken, dass er es ernst meint. Fast ein wenig erleichtert atme ich auf. Ich verkneife mir einen Kommentar von wegen, dass niemand mir wehtut. Hat er ja selbst getan. Doch ich weiß, was er da gerade für mich tut und ich kann nicht anders. Ich bin ihm ein wenig dankbar.

„Ihr wisst alle, dass unsere Vorräte nicht mehr lange reichen. Wir haben jetzt schon nicht mehr genug! Und ihr wisst auch alle, was das heißt" Er grinst in die Runde „Wir müssen Styles einen kleinen Besuch abstatten"

Die Häftlinge werfen sich angespannte Blicke zu und werden unruhig. Einige stehen auf und fangen wild damit an mit Louis zu diskutieren, der aber seiner Sache sicher ist.

Der perverse Typ von gerade eben schaut mich währenddessen an und wackelt mit den Augenbrauen. Anschließend fährt er langsam mit seiner Zunge über seine Unterlippe und versucht irgendwie sexy zu sein. Schnell schüttel ich meinen Kopf und bin versucht ihm den Stinkefinger zu zeigen, das würde ihm wiederum vielleicht noch mehr aufstacheln. Deshalb lasse ich es. Plötzlich fällt mir das scharfe Metallstück ein und reflexartig greife ich in die Tasche meines Overalls. Nichts. Verdammte Schei-

„ - nein vergesst es. Noch heute Nacht!", schreit Louis und seine Stimme übertönt dabei alle anderen. Er sieht ein wenig verärgert aus und auf seiner Stirn bilden sich Zornfalten. Solche hatte meine Mutter auch immer gehabt, wenn Poppy und ich mal wieder die Küche verwüstet hatten.

„Heute Nacht", wiederholt er etwas gefasster und scheint einen nach den anderen eindringlich anzustarren. Dann dreht er sich um und läuft, ohne mir eines Blickes zu würdigen, an mir vorbei und raus.

Die Tür donnert er mit Schwung hinter sich zu.

Nicht eine Träne vergieße ich. Nein. Ich stehe immer noch an Ort und Stelle und stiere zu Poppy die ihren Kopf weinend auf Mums toten Körper gebettet hat.

Ich bekomme kaum mit wie Dad reinkommt, zurück von seiner Arbeit, geschockt was er da sieht. Meine Schwester springt in seine Arme und schluchzt so heftig, das ihr kleiner zierlicher Körper von Anfällen gepackt wird. Zusammen verlassen sie den Raum und Dad blickt mich an, nicht sicher was er tun oder sagen soll.

Mühsam muss ich mich zusammenreißen und mich selber aus der Schockstarre lösen. Es kann nicht wahr sein. Warum? Mum ist doch Kerngesund gewesen. Wie kann sie schon so früh sterben, ich ... ich sehe es, dennoch will ich es nicht wahr haben.

Roboterhaft trete ich ans Bett und hebe meine Hand und schließe die Augen meiner Mutter. Für immer.

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Soo Leute, es werden jetzt hoffentlich öfters Kapitel kommen ... Und jaa Harry wird ganz sicher im nächsten Kapitel vorkommen :D (vielleicht)

Oben sind ein paar Charakter die bis jetzt vorgekommen sind, daran könnt ihr sehen wer wer ist :) Habe Harry und Louis mit dazu genommen, obwohl ja jeder weißt wie sie ausssehen, oder?

- N

Prisoner | h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt