➰ 4. KAPITEL ➰

2.7K 197 56
                                    

Menschen stolpern nicht über Berge,

sondern über Maulwurfshügel.

(Konfuzius)

-

Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen das Louis und ich todsicher über eine Stunde unterwegs sind. Mein Rücken schmerzt vom langen Bücken und auch meine Beine machen langsam schlapp. Am liebsten hätte ich das Tempo etwas gezügelt, aber Louis scheint es eilig zu haben.

Nach vielen Schritten, die ich irgendwann aus Langeweile gezählt hatte, kommen wir in einem großen Raum an und sofort sticht mir die Treppe nach oben ins Auge. Erleichtert bleibe ich stehen und versuche vorerst Luft zu bekommen.

„Los weiter", drängelt Louis mich, steckt die Fackel in eine Halterung und beginnt nach oben zu klettern. Ich kann nicht anders und verdrehe die Augen, konnte der nicht mal ein bisschen Rücksicht auf mich nehmen?

„Das hab ich gesehen" Ertönte es plötzlich von oben und Louis hörte kurz auf zu klettern und schaute grinsend auf mich hinab. Schnell schaue ich etwas peinlich berührt auf meine Schuhspitzen und lächle leicht. Nein, es ist nicht mein echtes Lächeln. Ebony, er kann nicht auf dich Rücksicht nehmen und netter zu dir sein. Er ist nicht nett und wird es niemals sein! Ich atme tief aus und machte mich dann ebenfalls auf den Weg nach oben. Die Fackel spendete mir kaum noch Licht, es wurde stets Dunkler mit jeder Treppenstufe die ich hoch und hoch stapfe. Doch dann öffnet Louis oben die Luke und grelles Licht blendet mich und beinahe hätte ich die Leiter losgelassen.

Ich sehe, wie er raus klettert und einen prüfenden Blick nach unten wirft, um zu gucken, wo ich ungefähr bin. Hastig beeile ich mich und stehe schon bald neben ihm und kann meinen eigenen Augen nicht trauen. Jetzt befinden wir uns wirklich auf dem Dach eines Hochhauses und mir wird klar, wie weit nach oben wir jetzt wieder geklettert sind ...

„Kleine ... Herzlich Willkommen in Infierno" spricht Louis fast ein wenig stolz und schaut genauso wie ich über die Häuser. Endlich kann ich mir einen Überblick machen, ich laufe zu Dachkante und kneife die Augen zusammen. Man kann die Mauern sehen die, die Stadt abgrenzen. Der Stacheldrahtzaun glänzt in der Mittagssonne und ich frage mich, wie viele schon versucht haben hier auszubrechen. Durch meinen Vater weiß ich, dass die Männer im Gericht nach einem Ausbruch aus Infierno keine Gnade mehr zeigen.

„Siehst du das", haucht Louis plötzlich dicht hinter mir und schiebt mein Kinn mit seinen rauen Händen etwas in eine andere Richtung. Er deutet auf eine Mauer, die mir vorher noch nicht aufgefallen ist.

„Das ist der äußere Kreisring, er trennt uns von denen ab, die in der Mitte leben", erklärt mir Louis und ich drehe mich verwirrt um.

Uns? Und warum ... warum leben nicht alle zusammen?" Die letzten Wörter werden immer leiser, da ich erst kurz später mitbekomme, das er verdammt nah bei mir steht. Seine Augen haben eine komische Farbe, stelle ich fest. Sie sind nicht richtig blau oder grün, sondern irgendein zwischen Ding!

„Wir wurden ausgeschlossen, gehören nicht länger zu den bösen", meint Louis und schaut mir dann richtig tief in die Augen, „Wir sind die größeren Monster"

In seinen Augen blitzt etwas gefährliches auf, was mich einen Schritt nach hinten treten lässt. Ich muss aufpassen das ich nicht vom Dach falle, ich stehe verdammt dicht am Rand.

„Wer hat das entschieden?" Meine Stimme zittert fast und ich hoffe einfach nur, das er es nicht merkt.

„Gute Frage. Harry ist sozusagen der Boss in diesem Schuppen, wie dieser Feigling das geschafft hat, ist mir bis Heute noch ein Rätsel ..." Louis lacht ungläubig, greift in seine Jackentasche und ich zucke vorsichtshalber zurück. Aber er zieht nur eine Zigarette hervor und schaute mich belustigt an.

„Na, auch eine?"

„Schau mal Ebony, ich habe einen Marienkäfer gefunden" gluckst Poppy vergnügt und hüpft auf mich zu. Sie streckt mir ihre kleine Hand entgegen und zeigt mir den Käfer, vollkommen Stolz auf sich.

„Der ist ja richtig groß", staune ich und sie nickt eifrig. Beide sehen wir schweigend zu, wie der Käfer die Flügel ausbreitete und sich startklar zum fliegen machte. Poppy reckt ihre Arme nach oben und der kleine fliegt los hoch in die Luft. Ich schaue ihr zu, wie sie dem armen Tier nach hechtet und dabei so laut und herzlich lacht, dass es im ganzen Park widerhallt. Heute ist ein schöner Tag, sie wollte unbedingt raus und ich kann es ihr nicht verübeln.

Langsam gehe ich ihr hinterher damit ich sie nicht aus den Augen verliere. Poppy hockt auf den Fußweg und starrt fasziniert den Marienkäfer an, der sich dort niedergelassen hatte. Auf der Straße kommt ein Auto mit verdunkelten Scheiben um die Ecke und ein Mann steigt aus, nachdem das Auto quietschend anhält. Direkt vor Poppy!

Sie schreit auf, als der Herr ein paar Schritte auf sie zu geht und schaut völlig entsetzt zum Boden, schon vom weiten sehe ich wie sich ihre Augen mit Tränen füllen. Im Laufschritt gehe ich auf Poppy zu, die gleich darauf in meine Arme springt und leise an meinen Hals weint. Ich sehe zu Boden, der Käfer ist dann wohl Matsch!


-

Krass Leute wir haben schon über 600 Leser geschafft *-* ... Danke <3

Also die Geschichte in der Vergangenheit mit Poppy werde ich jetzt in vielen Kapitel mit einfügen. Bald werden neue Charaktere auftreten, auch wird Harry nicht aus der Welt sein :D Ohhh jaaa ..

Freue mich schon auf eure Kommentare und Votes <3

Außerdem habe ich oben SELBER einen TRAILER und eine COLLAGE gemacht :) Ich denke ich habe manchmal einfach zu viel langeweile ... :D

- N



Prisoner | h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt