➰ 27. KAPITEL ➰

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Wir denken selten bei dem Licht an Finsternis, beim Glück an Elend,

bei Zufriedenheit an Schmerz,

aber umgekehrt jederzeit.

(Immanuel Kant)

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Ich spüre, wie ich unglaublich enttäuscht bin von diesem Szenario und sich in mir langsam aber stetig ein Gefühl wie Eifersucht breitmacht. Ich spüre, wie sich mein Magen darauf vorbereitet sich umzudrehen, da löst sich Ylvie endlich von Harry, bleibt aber dennoch dicht bei ihm stehen. Sie starrt ihn fast sehnsüchtig an und streicht über seine Arme.

Warum bin ich eigentlich eifersüchtig auf zwei Menschen, die ich nicht mal kenne? Ich weiß nichts über Harry. Nichts über sein Leben vor Infierno. Ich schiebe den Gedanken beiseite, das er genau wie alle anderen hier, grausame Sachen getan haben muss, um ins Stadtgefängnis zu kommen. Demgegenüber kann ich nicht glauben, dass er ein Schwerverbrecher ist, obwohl er mir gedroht hat mich zu töten.

Er hat es getan, um sich und seine Leute zu schützen. Harry ist einer der misstrauischsten Menschen, den ich kennenlernen durfte. Vertrauen fällt ihm schwer. Das ist verständlich, besonders an so einem Ort.

Also warum bin ich eifersüchtig. Wir haben uns geküsst und mir hat es gefallen, er hat mir Sicherheit gegeben. Außerdem kann ich nicht leugnen, dass es mir etwas bedeutet hat. Ich fühle offensichtlich als Einzige von uns beiden so.

Harry hat Ylvie nicht weggeschoben und einen besonders überraschten Eindruck hat er auf mich auch nicht gemacht. Ich muss also davon ausgehen, dass sie sich schon mal geküsst haben. Und es passt auch gut zusammen. Denn die letzten Wochen konnte ich öfters beobachten, wie die beiden alleine in seinen Raum verschwunden sind.

Plötzlich fühle ich mich dumm es nicht bemerkt zu haben und wende mich von den beiden ab. Die ersten Leute von Louis Leuten trauen sich Richtung Tor zu bewegen. Sowie ich sehen kann, sind Joona und Solé ebenfalls auf den Weg.

Ich will ihnen folgen, da spüre ich wie jemand ganz nah hinter mir steht. Sofort versteife ich mich und balle die Hände zu Fäusten. Aus Reflex würde ich mich gerne umdrehen, allerdings beginnt genau in diesen Moment, die Person zu sprechen.

„Tja meine Süße" Seine Stimme ist leise und ganz rau. Prompt wird mir bewusst zu wem diese Stimme gehört und allein der Name lässt mein Blut gefrieren. Nestor beugt sich noch mehr zu mir, so das sein Kopf sich leicht an meinen schmiegt und seine Lippen direkt an meinen Ohr sind. Ekel und Furcht durchfluten zur gleichen Zeit mein Körper.

„Nachdem Styles dir den Ring gegeben hat, habe ich gedacht du bedeutest ihn möglicherweise mehr. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Er scheint dich gar nicht zu beachten und dem kleinen Püppchen seine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Niemand wird mitbekommen, wenn ich dich eines Nachts hole, und mit dir Dinge tue ..." Nestor gibt ein schnurrendes Geräusch von sich, während ich mir den Rest des Satzes selbst ausmalen durfte. Das Herz klopft mir bis zum Hals und das Blut rauscht in meinen Ohren. Ich schaue stumm geradeaus und halte die Luft an vor Angst.

Kurz presst er sich an mich und küsst fast kichernd meinen Hinterkopf. Dann geht er ohne Weiteres an mir vorbei und folgt den anderen.

Erst als er außer Reichweite ist, kann ich ausatmen und fahre mir mit meinen Händen durch die Haare. Verdammt. Ich bin mir bewusst das Nestor das nicht aus Spaß gemacht hat. Er meint das Ernst. Es wird früher oder später Momente geben, wo keiner in der Nähe ist oder ich nicht richtig aufpasse.

Nestor hat mir ein unausgesprochenes Versprechen gegeben, das er um jeden Preis einhalten will.

„Ey du da" Der Mann, der das Tor wieder schließen möchte, winkt mir ungeduldig zu „Letzte Chance wenn du noch rein willst"

Prisoner | h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt