Bambi

16/Frechheit

"Bambi."
Für eine Millisekunde war ich wie erstarrt. Dann stieß ich ihn ruckartig von mir. "Uhm, was?", fragte ich verwirrt und mehr rhetorisch, doch er hatte sich bereits umgedreht und wollte durch die Menge verschwinden. Oh hell no, nicht mit mir, Dude. Schnell versuchte ich ihm zu folgen, was sich ziemlich schwierig gestaltete, da er erstens, größere Schritte machte und zweitens, die Leute ihm problemlos Platz machten während sie mich umherschubsten und erdrückten wie eine Kakerlake. Ich fühlte mich wie diese unkompetenten Lehrer bei uns an der Schule, die immer von den Schülermassen zerquetscht wurden.

"Blaze!", rief ich ihm hinterher, in der Hoffnung er würde anhalten. Im Nachhinein kam mir dieser Versuch ziemlich kläglich vor, denn natürlich hielt er nicht an.

Die Menschenmasse wurde immer kleiner und man kam auch schneller voran. Blaze lief zügig durch den Garten, in Richtung Straße. Ich fing an zu rennen, was gar nicht so leicht war, man beachte den Alkohol, den ich intus hatte. Der kommt mir ganz sicher nicht ungeschoren davon, ohne mir erklärt zu haben was der Kuss sollte. Wie kam er überhaupt so schnell dahin? Ich hatte die Augen geschlossen und zuletzt den Typen gesehen, den ich mir ursprünglich ausgesucht hatte und zwei Sekunden später landeten Blaze's Lippen auf meinen. Blaze's und nicht die von dem Hottie, welcher im Gegensatz zu Blaze kein Hottie mehr war. Okay ich weiche ab. Zurück zu der Frage wie Blaze so schnell an meine Lippen kam- damn hört dich das behindert an.

Wir waren inzwischen auf der Straße angekommen und er lief zügig zu einem der Autos. Nein, du fährst mir jetzt ganz sicher nicht weg ohne irgendwas erklärt zu haben! Das darfst du nicht! Das ist scheiße unfair mir gegenüber! Außerdem hat er was getrunken!

"Blaze!", rief ich noch mal. Vergebens. "BLAZE!", rief ich lauter. Die Douchebag ignorierte mich weiter. Really?! Dreckskerl!

"KADEN BLAZE ROGER! BLEIB JETZT SOFORT STEHEN UND SAG MIR WARUM DU MICH GEKÜSST HAST!", brüllte ich die Straße entlang. Und oh wow, er blieb stehen. Könnte vielleicht dran liegen, dass ich die Aufmerksamkeit der meistens Leute hier draußen, auf uns lenkte. Etwas außer Atem schloss ich auf und stellte mich mit, in die Hüfte gestemmten Hände, hinter ihn. Dreh dich um, du Idiot.

"Also?", fragte ich wieder in normaler Tonlage.

"Was also?", fragte er dümmlich, drehte sich um und blitzte mich aus seinen grau-grünen Augen an. Ich stöhnte frustriert auf. "Wieso hast du mich geküsst, Kaden Blaze?"

"Kannst du dir das nicht denken und selber beantworten?", fragte er mich. What?!

"Nein? Kann ich nicht?", fragte ich verwirrt. "Bitch, please, warum sollte ich dich sonst fragen?" Immer diese Leute die denken, man könnte Gedankenlesen, oder man wüsste alles, oder was weiß ich was diese Leute denken! War der Satz verständlich?

"Geh wieder rein, Bambi.", antwortete er stattdessen und drehte sich um um den Wagen aufzuschließen. Oh. OH! So wird das also jetzt gemacht?! Nein, so wird das nicht gemacht, zumindest nicht mit mir!

"Nein! Blaze! HEY! Dreh dich sofort wieder um, das Gespräch ist noch nicht zuende!", rief ich frustriert.

"Von meiner Seite schon. Gute Nacht und Happy New Year."

"Nein.", murmelte ich. "NEIN! Du rennst jetzt nicht weg!", brüllte ich und schoss auf ihn auf und packte ihn am Arm. "Hazel, was soll dieses Kindergartenverhalten?", fragte er nun genervt. GENERVT? Der Spast hat kein Recht genervt zu sein! Ich bin hier das Opfer, dessen Hormone verrückt spielen und das total verwirrt ist, nicht er!

"Du verhältst dich hier wie im Kindergarten nicht ich! Sag mir jetzt warum du mich geküsst hast!" "Weil ich's kann! Hat es dir etwa nicht gefallen?", ging er nun in die Offensive. Was sollte das? "Nein hat es nicht! Du-" "Da hat dein Körper aber was ganz anderes gesagt.", unterbrach er mich, indem er mir ins Ohr raunte. "Sieh es als ersten Ausrutscher im neuen Jahr. Kommt nicht wieder vor. Gute Nacht, Bambi.", mit diesen Worten drehte er sich um, stieg ein und fuhr los. Einfach so. Endgültig. Ohne nochmal anzuhalten und das Chaos, das er in mir hinterlassen hatte, zu ordnen. Frechheit.