In Weißfach:
Unruhige schritt Hella in ihrem Zimmer auf und ab, der Raum in dem sie in ihrem ganzen Leben Ruhe und Stille gefunden hatte, schien sie regelrecht zu erdrücken.
Die Wände brachten ihr keinen Schutz mehr, sie fühlte sich zwischen ihnen gefangen, wollte raus, am besten in eine andere Stadt, oder gleich ein anderer Kontinent.
Egal wohin, nur nicht in Weißfach verweilen.
Der Gedanke, einfach durchs Fenster zu steigen und fort zu laufen, rückte immer weiter in ihren Kopf.
Sie wollte nicht hier bleiben, wollte nicht bis morgen warten, wollte nicht heiraten.
Seit einem Monat war sie wieder Zuhause, doch es machte ihr keine Freude, eine Woche nach ihrer Ankunft, war ihr Verlobter, Frederick Somland angereist, um sie am ausgemachten Datum zu heiraten, morgen.
Es war ihre Pflicht, dass wusste sie.
Sie konnte nicht erben, da sie eine Frau war und Rayleght war tot, er konnte ebenfalls nichts erben.
Doch musste die Linie der Arkons weiter gehen und wenn schon nicht durch Rayleght, dann eben durch sie.
Das hieß jedoch noch lange nicht, dass sie damit einverstanden war, sie hatte nichts gegen das Heiraten, wollte sogar eines Tages heiraten, doch nicht ihn.
Nicht einen Mann, den sie kaum kannte und der sie nach ihrem ersten Gespräch so gelangweilt hatte, dass sie sich am liebsten den nächsten Balkon hinunter gestürzt hätte.
Doch das Schicksal ,schien es mit Hella in letzter Zeit nicht so gut zu meinen.
Seit 3 Monaten war das Schloss überfüllt, sämtliche Einladungen wurden verschickt und die Diener kamen beinahe nichtmehr hinter her, dass sie sogar schon einpaar Aushilfen anstellen mussten.
Doch keiner von ihnen, war der Diener, den sie gerne sehen würde.
Sie wusste, es war Wunschdenken, doch hatte sie gehofft, Maxon könnte unter den vielen neuen Dienern sein.
Sie vermisste diesen vorlauten Idioten und zu sagen, ihr letztes Gespräch war nicht gut verlief, wäre eine Untertreibung.
Es tat ihr leid, wie sie ihn behandelt hatte und auch, dass sie ihm nichts gesagt hatte.
Doch sie hatte nunmal Angst gehabt, dass er genauso reagieren könnte, jetzt im Nachhinein, wurde ihr jedoch klar, wenn sie es ihm früher gesagt hätte, hätten sie noch Zeit gehabt alles zu regeln.
Dann wäre es vielleicht anders ausgegangen, doch jetzt fühlte sie, wann immer sie an ihn dachte, ein nerviges Ziehen im Magen, dass ihr beinahe den Verstand raubte.
Götter, sie vermisste ihn.Sie ließ sich auf den Hocker ihrer Kommode fallen und schaute in den großen, von Verzierungen umarmten Spiegel.
Was sie sah, erschreckte sie.
Wie an dem Abend, an dem sie Maxon kennengelernt hatte, starrte ihr eine völlig fremde Person entgegen, eine die ihr zwar ähnlich war, doch nicht wirklich sie.
Ihr Gesicht war noch blasser als sonst, die blauen Augen wirkten unruhig und schroff und ihr ernster Blick, ließ sie gute zehn Jahre älter aussehen.
Diese Person, erinnerte sie nicht an sich selbst, sondern mehr an eine ganz andere Person, die ungreifbar für sie war.
Sie wusste nicht wie, doch der Blick, den ihr Spiegelbild ihr entgegen warf, erinnerte sie an ihrem großen Bruder.
Seine Augen waren auch immer schroff, unruhig, als ob er seit Jahren nichtmehr richtig geschlafen hatte und vielleicht war es auch so gewesen.
Jetzt, da er nämlich weg war, musste sie sich eingestehen, dass sie ihren Bruder kaum gekannt hatte.
Sie wusste nie wirklich, was in ihm vor ging, wusste nie wirklich, warum er immer so schlechte Laune hatte.
Sie hatte keine Ahnung von seinen Ängsten gehabt, für sie kam er nämlich immer so rüber, als ob er keine Angst bessen hatte, ob er wohl Angst in seinen letzten Momenten verspürt hatte?
Oder ging alles so schnell, dass er es nichtmal mitbekommen hatte?
Sie dachte immer, sie hatte ihn gekannt, doch jemanden zu lieben und die Augen vor dessen Problemen zu verschließen, das war etwas vollkommen anderes als eine Person zu kennen.
Ob er wohl noch am Leben wäre, hätte sie die Augen geöffnet?
Hätte sie die ganzen Streitigkeiten zwischen ihm und ihrem Vater verhindern können.
Hätte er hier glücklich werden können?
Oder war das Schicksal so grausam, dass es einfach einen anderen Weg gefunden hätte, ihn ihr wieder wegzunehmen?
Doch diese Fragen, werden wohl Niemals beantwortet werden können, denn das Leben war grausam und er fort und sie war gezwungen jemand zu heiraten, den sie überhaupt nicht liebte.
Es war wohl ihr Schicksal, die die sie liebte ungreifbar in der Ferne zu haben.
Sie musste über ihren eigenen Gedanken seufzen, wann hatte sie bloß angefangen so dramatisch zu werden?Sie stand wieder auf und lief in Richtung ihres Bettes.
Morgen war ihr großer Tag, sie musste bereit sein.
Auch wenn sich alles in ihr sträubte, sie würde ihre Pflicht erfüllen und dabei ein Lächeln auf dem Gesicht tragen.
Sie hob die schweren Decken ihres Bettes hoch und schlüpfte unter ihren warmen Stoff, zufrieden schloss sie die Augen und hoffte, dass der Schlaf sie bald übermannte.
Doch wurde sie aufeinmal, von einem dumpfen Geräusch geweckt, sie versuchte es zu ignorieren, doch kam das Geräusch immer wieder.
Sie öffnete genervt die Augen und wollte nach der Quelle des Lärms suchen.
Sie öffnete ihre Tür und schaute in den dunklen Gang dahinter, doch nichts war zu sehen und Hella schloss die Tür wieder leise.
Als sie sich gerade wieder zu ihrem Bett begeben wollte, wurde ein kleiner Kieselstein gegen ihr Fenster geworfen und sie erkannte es, als das Geräusch, dass sie nicht schlafen ließ.
Neugierig ging sie auf ihr Fenster zu und öffnete es, sie schaffte es gerade noch so einem anfliegendem Kiesel auszuweichen.
Verwirrt schaute sie nach unten, in den Rosengarten vor ihrem Fenster.
Eine dunkle Gestalt, die vom Mondlicht angeleuchtet wurde stand in Mitten des Blumenbeets.
Doch sie brauchte keine Festagsbeleuchtung, sie erkannte sofort um wen es sich handelte.
Vielleicht träumte sie ja nur, dachte sie ungläubig.
Um ganz sicher zu gehen, kniff sie sich in den Arm und war noch überaschter, als sie nicht aufwachte.
"Maxon?" Fragte sie ungläubig in die Nacht hinein.
Unter ihr konnte sie ein leises Lachen hören.
"Du hast doch nicht wirklich geglaubt du wärst mich los oder?"
Sie konnte den Schelm in seiner Stimme erkennen.
"Ich hatte es gehofft."
Rief sie ihm runter.
Sie spürte wie ihr Herz anfing schneller zu schlagen.
"Hella! Es wäre wahrscheinlich besser wenn wir uns nicht anschreien müssten!"
Sie nickte schnell, auch wenn sie bezweifelte, dass er es sehen konnte.
"Ich komme zu dir!" Rief sie noch schnell, ehe sie wieder zurück in ihr Gemach ging und sich einpaar Schuhe und einen Mantel über ihren Schlafrock warf.
Sie versuchte so leise wie möglich zu sein, als sie nach unten schlich.
Doch eigentlich wäre es nicht nötig gewesen, da sie Niemanden auf ihrem Weg begegnete, es war beinahe so, als ob das ganze Schloss ausgestorben wäre, nichtmal Wachen waren zusehen.Als sie es endlich nach draußen schaffte, schlug ihr die Frühlingsluft entgegen und der Duft von Rosen erfüllt sie und in Mitten von allem stand Maxon.
Seine braunen Haare, die fast blond wirkten, standen zu allen Richtungen ab und seine dunklen Augen glitzerten im Mondschein.
Mit schnellen Schritten lief sie auf ihn zu und warf sich ihm um den Hals.
"Es tut mir so leid!" flüsterte sie ihm ins Ohr und küsste ihn auf die Lippen.
Doch sie konnte merken, dass Maxon wo ganz anders war.
"Ist alles in Ordnung?"
Sie drückte sich etwas von ihm weg, damit sie ihm besser mustern konnte.
Sein Gesicht zierte ein mildes Lächeln.
"Ich fand deine Naivität schon immer amüsant." Gestand er ihr, fragend schaute sie ihn an.
"Was?"
"Es tut mit leid."
Sagte er und sein Blick gleitete zu einem Punkt hinter ihr.
Hella schaute ihn entgeistert an.
"Ich verstehe nicht, was tut dir leid?"
Sie folgte seinem Blick und konnte gerade noch eine Faust sehen, die ausshohlte, bevor sie mit ihrem Gesicht in Berührung kam und alles schwarz wurde.

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A Tale of God and Men
FantasyRauch und Feuer, so hatte alles begonnen und so würde alles enden..... Dies ist eine Geschichte über Götter und Menschen. Dies ist die Geschichte über einen Adelssohn, der sein Schicksal überlebte und einer entflohenen Sklavin, die nach Erlösung suc...