Nächtliche Gespräche

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Nach dem sie die Banditenbande ausgelöscht hatten und mit den Mitgliedern ihrer restlichen Gruppe zusammen gestoßen waren, beschlossen sie in der Höhle Rast zu machen, bis Lette wieder in der Lage war zu reisen.
Die Höhle war ein guter Rastplatz so fand Rayleght.
Er konnte verstehen wieso diese Gauner sich für diesen Ort entschieden hatten.
Es gab mehrer Ausgänge, es bietete natürlichen Schutz und die Kälte drang nicht ein.
Und dennoch hatte Myra sie besiegt.
Er würde sich daran erinnern, niemals auf ihre schlechte Seite zu kommen.
Und doch hatte er sie in dem Tunnelsystem so scharf angefahren.
Er wusste Myra konnte nichts dafür, dass er sein Leben nicht in den Griff bekam und doch war er so wütend gewesen, als sie davon anfing zu reden was für ein guter Mensch er doch wäre.
Sie würde so etwas nichtmehr sagen, wenn sie die Wahrheit über ihn wüsste.
Wenn sie wüsste wie er von seinn Problemen wegläuft und jeden in seinem Umfeld verletzte und denen die er liebte Leid zufügte.
Gedanken verloren breitete er seine Decke in einer der vielen Ecken des Hauptraumes der Höhle aus.
Es war ihm im Moment einfach nicht danach mit anderen zusammen zu sein. Er bräuchte etwas Zeit für sich.
Doch natürlich wurde ihm dieser Wunsch nicht gewehrt, als Sera auf ihn zugelaufen kam.
Schweigend stellte sie sich zu ihm und lehnte sich an der Wand an.
Rayleght, der etwas genervt von der Situation war, wusste wenn er sie schnell wieder los haben wollte, müsse er sie dazu bringen mit der Sprache raus zu rücken.
"Wie geht's Lette?"
Fragte er sie stadessen.
Ein besorgter Blick huschte über ihr Gesicht.
"Besser, sie ruht sich gerade aus.
Jacob sagt in ein paar Tagen können wir wieder aufbrechen."
Rayleght nickte verstehend.
"Und wie geht es dir?."
Sera schaute ihn überascht an, und um die Wahrheit zu sagen Rayleght war nicht minder überascht, seit wann fragte er jemanden, wie er sich fühlt?
"Gut, denke ich."
Er konnte hören wie sie einen tiefen Seufzer von sich ließ.
"Ich-" Sie schien einen kurze Moment über ihre Wort nachzudenken.
"Nicht so wichtig!"
Sagte sie eher zu sich selber.
"Wenn du meinst."
Murmelte Rayleght.
"Wenn du nicht hier bist um mit mir Zöpfchen zu flechten und über deine Gefühle zu tratschen, warum bist du dann gekommen?"
Fragte er sie sarkastisch.
Sera rollte mit den Augen.
"Ich weiß ja nicht, villeicht würden einpaar Zöpfe deine Stimmung ja heben."
Gab sie nicht minder sarkastisch zurück.
Danach herrschte ein kurzer Moment Stille zwischen ihnen.
"Ich wollte mich nur bei dir bedanken."
Genervt rollte Rayleght die Augen, er wusste worauf dies hinaus laufen würde.
"Dafür dass ich Lette gerettet hab und so ein toller Mensch bin?"
Fragte er etwas sarkastisch nach, doch hatte es auch etwas bitter geklungen.
"Kannst du mal für einen Moment nicht ein totaler Idiot sein?"
Fuhr Sera ihn an und Augenblicklich war Rayleghts Wut verflogen und Reue machte ihr Platz.
"Tut mir leid, es war ein langer Tag."
Sagte er und fuhr sich über das Gesicht.
Er zuckte kurz zusammen, als er über seine Augenbraue fuhr und das Blut daran spürte.
Da war ja was, dachte er sich.
"Schon ok, wir alle hatten einen langen Tag."
Sagte sie mitfühlend.
"Ich will nur dass du weiß, dass ich dir dankbar bin und wir froh gewesen sein können, dass du da warst."
Verwundert schaute Rayleght auf Sera, die nicht einmal den Eindruck machte, als ob sie ihn anlügen würde.
Er konnte sich garnicht mehr daran erinnern, wann es das letzte Mal war, als man ihm gesagt hatte, dass es gut war, er wäre hier gewesen.
"Danke"
Flüsterte er.
"Keine Ursache."
Und dann tat Sera etwas, was Rayleght völlig aus den Fugen brachte, sie umarmte ihn.
Zuerst wusste er garnicht wie er darauf reagieren sollte, doch dann erwiederte er etwas unsicher die Umarmung.
Aus der Entfernung musste dies wohl sehr komisch aussehen.
Sera löste sich wieder von ihm und lief zu den anderen zurück.
Rayleght lehnte sich nun an der Wand an und freute sich darüber endlich alleine zusein.
Aber irgendwie, hatte das Schicksal heute etwas gegen ihn, denn schon wieder konnte er Schritte hören, die sich auf ihn zubewegten.
Genervt öffnete er die Augen und wollte die Person anfahren, die ihn nicht in Ruhe ließ.
Doch blieben ihm die Worte im Hals stecken, als er in die wunderschönen dunklen Augen von Myra blickte.
Etwad unsicher stand sie da, eine Tasche um ihre Hüften.
Fragend schaute sie sich an seinem Schlafplatz um.
"Noch weiter hättest du dich nicht von uns legen können oder?"
Fragte sie sarkastisch.
Normalerweise störte ihn Myras Sprüche nicht, doch er wollte nun wirklich seine Ruhe haben.
"Was willst du?"
Fragte er sie etwas schroffer als beabsichtigt und hätte sich am liebsten selbst eine Ohrfeige gegeben.
Doch Myra lies sich davon nicht unterkriegen und hob begeistert ihre Tasche hoch.
"Medizin." Sagte sie und zeigte darauf.
"Für deinen Kratzer."
Belustigt schaute er sie an.
"Keine Sorge ich werde schon nich verbluten."
Myra rollte mit den Augen.
"Kannst du nicht einmal in deinem Leben meine Hilfe annehmen, wenn du verletzt bist?"
Rayleght musste Lächeln.
"Ok dann zeig mal was du so kannst."
Gab er zurück.
Myra strahlte über das ganze Gesicht.
"Ich fasse es nicht! Schnell markiert diesen Tag im Kalender, er nimmt hilfe an!"
Rayleghts Lächeln wuchs auf seinen Lippen.
"Mach bevor ich es mir noch anders überlege."
In seinem Kopf hatte der Satz ernster geklungen, doch schaffte er es nicht, ihm mit dem Lächeln die richtige Bedeutung zu geben.
"Zu Befehl euer Hoheit."
Myra machte einen tiefen Knicks ehe sie sich zu ihm auf den  Boden saß.
Sie holte einpaar Stoffe heraus, die sie mit Alkohol tränke und dann auf seine Augenbraue presste.
Rayleght sog die Luft scharf ein, als seine Wunde anfing zu brennen.
"Du Baby."
Hörte er Myra flüstern.
"Das hab ich gehört."
Sie musste schelmisch lächeln.
"Oh gut ,ich dachte schon ich hätte geschnuchelt"
Wieder rolltr er mit den Augen.
"Du Lustige."
Sie holte  aus ihrer Tasche Nähte heraus und fing an seine Wunde zu vernähen.
"Das kann jetzt etwas weh tun."
Sagte sie mit einem konzentrierten Blick.
"Ach was"
murmelte er.
Vorsichtig stach sie die Nadel in seine Haut und verband sein Fleisch wieder miteinander.
Als sie damit fertig war begutachtete sie ihr Werk nochmals.
"Und wie fühlt sich das an?"
Rayleght presste die Lippen zusammen.
"Es brennt einwenig."
Sie zog eine Schnute.
"Oh, du armer Mann, soll ich den Schmerz wegküssen?"
Ein kurzer Lacher entkam seinen Lippen.
"Gegen einen Kuss hätte ich nichts einzuwenden."
Für einen kurzen Moment konnte er sehen wie Myra etwas verdattert war, ehe sie anfing lauthals loszulachen.
"Mein Liber Herr, sie haben ja doch Humor!"
Rayleght zuckte mit den Schultern.
"Immer da wo er am wenigsten zu erwarten ist oder?"
Gab er zurück.
Myra stand lachend auf und wollte sich gerade auf den Weg machen, ehe er sie an ihrem Handgelenk zurück hielt.
"Hey wegen vorhin."
Er machte eine kurze Pause.
"Es tut mit leid dass ich so ein Arsch war."
Myras Gesicht wurde einen kurzen Moment ernst.
"Ich weiß, dass es dir leid tut."
Versicherte sie ihm.
"Und ich denke du bist wirklich keine schlechte Person."
Wieder sagte sie es ohne sich über ihn lustig zu machen.
"Danke"
Sie zuckte mit den Schultern.
"Immer doch."
Und dann war da was, ein Gefühl, dass Rayleght nicht einordnen konnte.
Er fühlte sich aufeinmal so gelassen, als er in das unendliche schwarz von Myras Augen blickte.
Vorsichtig hob er eine Hand und strich ihr eine Locke hinters Ohr und näherte sich ihr.
Auch sie lehnte sich immer weiter nach vorne zu ihm, die Spannung zwischen den Beiden knisterte in der Luft, er konnte ihren Warmen Atem auf seiner Haut spüren als-
"Myra komm endlich, das Essen wird kalt!"
Und aufeinmal war ihr Moment vorbei und der Zauber war gebrochen.
Sie beide liefen rot an und gingen sich mit ihren Blicken gegenseitig aus dem Weg.
"Ich sollte gehen."
Flüsterte Myra und sprintete beinahe an Rayleght vorbei.
Dieser lehnte sich an der Wand an und hatte nur einen Gedanken.
Was hatte diese Frau mit ihm gemacht?

A Tale of God and MenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt