Eine heiße Spur

10 3 0
                                    

Nichts hatte sich geändert seit er das letzte Mal hier war.
Noch immer waren die Leute zu Scharren auf den Straßen verteilt und gingen ihrem täglichen Leben nach.
Der Duft von Brot lag in der Luft und das Gesumme von Stimmen benebelte seine Sinne.
Wie oft war er schon diese Hauptstraße in seinem Leben ab und auf gelaufen?
Es war wie früher nur, dass die Stadt nun um einiges besser bewacht wurde, was vermutlich die Folge von Hellas Entführung war.
Seine Hand schloss sich um seinen Anhänger, er würde sie retten.

"Wir sollten mit dir vielleicht nicht gerade auf der Hauptstraße laufen."
Hörte er Myra sagen und wurde im nächsten Moment von ihr in eine Seitengasse geschubst.
"Die Hauptstraße ist aber die einzige Straße die zur Burg führt."
Protestierte Rayleght.
Er hörte das Seufzen von Myra als sie sagte.
"Dann brauchst du eine bessere Tarnung."
Ihr Blick glitt glitt über ihre Umgebung ehe sich ihre dunklen Augen aufhellten.
"Hilf mir mal schnell ok."
Sagte sie und versuchte ihn an den Schultern hinunter zu drücken.
Er tat ihr den Gefallen und bückte sich von selbst.

Rayleght wusste nicht wie ihm geschieht, da hatte Myra schon eines ihrer langen Beine um seine Schultern geschlungen.
"Was machst du da?"
Fragte er sie argwöhnisch.
"Das siehst du schon noch früh genug."
Darauf folgte ihr zweites Bein und Rayleght wurde nur allzu bewusst wie nah sie ihm war.
Zum Glück konnte sie von ihrer Position nicht die Röte sehen, die sich in seinem Gesicht ausgebrieten hatte.
"Jetzt mach dich mal so groß wie du kannst."
Befahl sie ihm und er tat wie gehießen.
"Ahh verdammt noch ein Stück."
Sagte sie und schien nach irgendwas über ihnen greifen zu wollen.
"Rayleght mach dich größer!"
Sagte sie.
"Größer geht es nicht! Ansonsten werd ich wieder wachsen müssen."
"Das wär doch mal was."
Hörte er sie murmeln.
"Ok dann spring mal."
Rayleght ging kurz etwas in die Hocke ehe er mit viel Mühe so hoch wie möglich sprang.
"Habs!"
Rief sie begeistert aus und fing an an ihm hinuter zu klettern.
Mit einem letzten Sprung sprang sie von ihm ab und landete direkr vor ihm.
Als sie ihren Blick nach Oben hob wurde ihm klar wie nah sie sich im Moment standen und, dass er ihren Atem auf seiner Haut spüren konnte.

Auch sie schien bemerkt zu haben, wie nah sie sich standen den sie brach sofort den Blickkontakt ab und schaute weg, doch er konnte deutlich die röte auf ihrer Haut sehen.
"Ich hab einen Mantel?"
Sagte sie und hob das Stück Stoff hoch.
"Ist das eine Frage oder eine Feststellung?"
Ein Lächeln kam auf ihre Lippen.
"Klugscheißer, zieh einfach den Stofffetzen an."
"Wie die Lady befiehlt."
Sie hob eine Augenbraue.
"Du magst vielleicht ein Lord sein mein Lieber aber ich bin keine Lady."
Er grinste sie an.
"Das weiß ich doch, aber ich wette in einem Kleid siehst du nicht schlecht aus."
Sie schlug ihm leicht gegen die Schulter.
"Hör auf mir Komplimente zu machen und zieh dir endlich diesen Sack über."
"Hätte nie gedacht, dass sowas mal jemand zu mir sagen würde."
Zusammen liefen sie wieder aus der Gasse hinaus, Rayleghts Gesicht war nun von der Kapuze bedeckt.
"Das Leben ist immer für Überraschungen gut."
Hörte er sie sagen ehe sie zusammen in die Menge gingen.

Da war es, der Ort den er einst sein Zuhause nannte.
Die Burg hatte sich so wie alles andere kein bischen verändert, was man von ihm nicht behaupten konnte.
"Wie kommen wir da rein?"
Hörte er Myra neben sich fragen.
"Wir haben zwei Optionen, wir könnten uns alls Dienstboten ausgeben dann müssten wir dahin."
Er zeigte auf ein kleines Tor vor dem sich Leute tummelten.
"Oder wir warten bis es Nacht wird und benutzen die Abflusskanäle."
"Ihhh nein, ich habe auch meine Grenzen wir sind Dienstboten."
Er lachte leicht auf.
"Warum wusste ich, dass du dich so entscheiden würdest?"
"Weil Abflusskanäle widerlich sind?"
Er nickte.
"Touche"
"Also wie stellen wir es am besten an?"
Rayleght folgte ihrem Blick zu dem Getümmel vor dem Tor.
"Du kommst bestimmt als Küchenhilfe durch und ich gebe mich einfach als Stalbursche aus."
Sie schaute ihn fragend an.
"Glaubst du wirklich, dass es so einfach gehen wird? Ich meine deine Schwester wurde entführt sollten da nicht mehr Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden?"
Zweifel kamen in ihm auf, sie hatte Recht.
"Ich weiß nicht, einen Versuch ist es jedoch wert."
Er spürte den missbilligen Blick Myras auf sich.
"Erinnere mich daran absofort immer nur mir das planen zu überlassen."
Er lachte kurz auf ehe er sein Gesicht wieder zu einer ernsten Maske verzog.

"Tut mir leid dass wir zu spät kommen!"
Hörte er Myra neben sich rufen.
Einpaar rote Köpfe reckten sich in ihre Richtung und zeigten, die schwere Arbeit die diese Leute leisten mussten.
"Trödelt jetzt nicht rum schlimm genug, dass ihr zu spät seit jetzt macht euch gefälligst nützlich, ich werd euch das vom Lohn abziehen!"
Meckerte ein alter Mann sie an der anscheinend die Leitung hatte.
"Tschuldigung."
Murmelten die zwei gleichzeitig.

Mit einem kräftigen Ruck nahm sich Rayleght einen der Mehlsäcke von dem Wagen und begann in das innere der Burg zu laufen.
Er sah wie Myra ebenfalls nach einem Sack griff und hinter ihm her hinkte als sie außer Sichtweite waren zügelte  er sein Tempo und wollte nach dem Mehlsack greifen.
"Ich schaff das schon."
Protestierte Myra.
"Das weiß ich doch."
Versicherte er ihr und nahm ihr die schwere Last ab.
"Sieh es alls eine der vielen Wiedergutmachungen."
Er hörte sie leicht lachen.
"Dann wirst du aber noch viele Mehlsäcke in deinem Leben tragen müssen."

Sie luden die Säcke in der Küche ab und schafften es unbemerkt aus der Küche hinein in einen der Gänge zu verschwinden.
"Komm"
Sagte er und führte sie durch verschiedene Gänge die für die Diener da waren aber in denen Hella und er als kleine Kinder oft gespielt hatten.
Es dauerte nicht lange, da waren sie in den oberen Gemächer und standen vor der verschlossenen Tür Hellas.
"Sollen wir rein?"
Fragte ihn Myra und in ihrer Stimme lag Weichheit, sie wusste wie schwer dies für ihn war.
Er atmete noch einmal tief durch ehe er seine Hand an die Klinke legte.
"Ja." Dann drückte er sie hinunter.

Als die Tür aufging wurde er von einem verdunkelten Zimmer begrüßt.
Die schweren Vorhänge waren zugezogen und spendeten so gut wie kein Licht.
Es ähnelte nichts dem Raum den er kannte aber vielleicht lag dies einfach daran, dass Hella nicht hier war um ihn heimatlich zu machen.
"Such nach Hinweisen wo sie sie eingeschleppt haben könnten."
Wies er Myra an.
"Ok."

Zusammen durchsuchten sie das Zimmer Rayleght suchte den Boden nach Dingen ab, die der Täter vielleicht hatte fallen gelassen doch nichts war zu sehen.
Es gab auch keine Spuren eines Kampfes.
"Hey schau mal hier her!"
Hörte er Myra rufen und er ging zu ihr.
Sie stand vor einem der Fenster und schaute nach draußen.
"Was gefunden?"
"Vielleicht."
Sie zeigte auf eine der Scheiben, auf dem ersten Blick war nicht zu sehen doch wenn man genauer hinsah erkannte man kleine Kratzer auf dem Glas.
"Sieht fast so aus als ob jemand versucht hätte kleine Steine an das Glas zu werfen."
Murmelte Rayleght.
"Natürlich!"
Rief Myra aus.
"Was?"
"Es gibt keine Kampfspuren oder?"
Er zuckte mit den Schultern.
"Ja und?"
"Das heißt der Entführer muss deine Schwester aus diesem Zimmer gelockt haben ohne, dass sie die Wachen geruft hat, was so viel heißt die zwei kannten sich."
Rayleghts Augen weiteten.
"Und da er sie vom Garten aus kontaktiert hat-"
Sagte er.
"Finden wir dort unseren Hinweis."
Beendete Myra für ihn seinen Satz und strahlte ihn an.
"Brilliant."
"Danke."
Sie zog ihn etwas an seiner Hand mit.
"Komm wir dürfen keine Zeit verlieren."
Lächelte sie ihn an und er wollte zurücklächeln das wollte er wirklich doch er konnte nicht.
"Hey warte einen Moment."
Verwirrt blieb sie stehen.
"Ist was?"
"Ja wegen vorhin nochmal."
Sie schaute ihn genervt an.
"Können wir das auch auf später verschieben?"
"Nein ich muss das jetzt einfach nochmal sagen."
Er suchte sich in seinem Kopf die richtigen Wörter zusammen.
"Als du mich gefragt hast warum ich euch angelogen habe und ich gesagt habe ich weiß es nicht? Da habe ich gelogen."
Sie war ganz still und hörte ihm zu.
"Zuerst wollte ich nichts sagen, da ich Angst hatte ihr würdet denken ich hatte irgenwas mit Alstaren zu tun, dass ihr mich verstoßen würdet und dann später hatte ich einfach Angst."
Sie lief einen Schritt auf ihn zu.
"Angst wovor?"
"Dich zu verlieren."
Ihre Augen weiteten sich.
"Euch alle zu verlieren."
Auch er ging nun einen Schritt auf sie zu und die Beiden waren sich aufeinmal so nah,dass sie sich beinahe berührten.
"Ich dachte ich würde euch damit schützen aber die Wahrheit ist, ich habe mich selbst geschützt."
Sie legte eine Hand auf seine Wange.
"Du bist wirklich ein Idiot."
Er spürte ihrem warmen Atem auf seiner Wange und sah wie sich ihre Augen schlossen und sie sich leicht zu ihm legte.
Seine Hand fuhr durch ihr Haar und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, ihre Lippen kamen sich immer näher als sie aprupt von dem Geräusch einer sich öffnenden Tür gestört wurden.
Schnell fuhren sie auseinander und starrten den Neuankömmling an der  sie mit geschocktem Gesichtsausdruck musterte.
Sein Vater stand in der Tür und Rayleght merkte wie ihm jeder Tropfen Blut gefror.
"Rayleght?"

A Tale of God and MenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt