Der rote Sand wehte um ihre Füße, als sie draußen ungeduldig vor dem Tempel wartete.
Immer wieder glitt ihr Blick auf eine der schwerem Flügeltüren und hoffte, dass sie sich bald öffnen würden.
Die Sonne war schon lange unter gegangen und ließ ein Meer voller Sterne am Himmel zurück.
Oft hatte sie schon hoch an diesen Himmel gestarrt und versucht die Sternbilder auszumachen von denen ihre Mutter ihr früher immer erzählt hatte.
Früher als noch alles gut war saßen die Zwei oft auf ihrem kleinen Balkon in ihrer Wohnung und wann immer Myra nicht schlafen konnte suchten sie nach ihnen.
Der Sternenhimmel war so viel schöner hier in ihrem Land.
In Eon hatten die Sterne nicht wirklich eine Form sie waren einfach leuchtende Kleckse die am Himmel glühten.
Hier jedoch, hier waren sie Gemälde und Geschichten die für immer über ihren Köpfen weiterleben würden.
Ihre Mutter hatte immer behauptet, dass die Götter die Sternbilder malten und so versuchten mit den Sterblichen in Verbindung zu bleiben, mit ihnen zu sprechen obwohl sie niemals in der Lage wäre wieder bei ihnen zu sein.
Früher fand sie diesen Gedanken traurig und dies wurde nur noch gesteigert als ihre Mutter ihr eine Geschichte über eine Göttin erzählte die sich in einen Menschen verliebte.
Sie konnte wusste nichtmehr wie die Göttin in der Geschichte hieß doch sie konnte sich noch an jeden Teil des Märchens erinnern.
Immer wieder hatte sie ihre Mutter angebettelt ihr die Geschichte zu erzählen, sie wusste nicht was sie so sehr an dieser Geschichte anzog vielleicht mochte sie einfach traurige Geschichten.
Denn das war sie.
Eigentlich begann sie so wie jedes andere Märchen.
Ihre Mutter würde in einer sanften Stimme sagen. "Vor langer Zeit in einem weit entfernten Land lebte ein Künstler."
Aufgeregt wann immer sie die Geschichte zu hören bekam lauschte sie.
"Dieser war so begnadet in dem was er tat, dass die Menschen wenn sie seine Gemälde sahen Tränen in die Augen bekamen und auf der Straße stehen blieben.
Doch nicht nur die Menschen wurden von seiner Kunst in den Bann gezogen, nein auch eine Göttin die über die Stadt wachte verliebte sich in die Kunst und den Mann, der sie erschuf.
Ohne Wissens der anderen Götter schlich sie sich hinunter in die Welt der Sterblichen und besuchte den Künstler.
Sofort verliebte auch er sich in die wunderschöne Göttin und viele Monate schlichen sich die Beiden davon, um sich zu sehen.
Doch es sollte nicht sein.
Der Göttervater bekam Wind davon was unter seinem Auge geschah und als eines Nachts sich die Göttin wieder zu ihrem Geliebten schleichen wollte, folgte er ihr.
Er beobachtete wie sie sich mit ihrem Künstler traf und als sie sich küssten, platzte ihm endgültig der Kragen.
Er ging auf die Beiden zu die ihm geschockt entgegen starrten und erschlug den Künstler an Ort und Stelle.
Blind vor Trauer kehrte die Göttin zurück in den Himmel und starrte Sehnsüchtig auf das Reich der Toten, welches sie niemals betreten könnte.
Ihre Tränen verteilten sich in dem Himmel und aus ihnen wurden Sterne.
Der Geliebte der Göttin benutzte diese Sterne dazu mit seiner Liebe zu kommunizieren und fing an auch mit ihnen zu malen.
Eine Tages würde der ganze Himmel mit ihnen voll sein und Wenn die Göttin genug geweint hatte würde eine Brücke aus Sternen die Beiden verbinden und endlich nach all der Zeit könnten sie sich wieder in die Arme schließen."
Vielleicht mochte sie die Geschichte so sehr, weil es für die Beiden noch immer Hoffnung gab oder weil es zeigte, dass wahre Liebe niemals erlischt und selbst den Tod überdauern konnte, doch jetzt auch nur an das Märchen zu denken machte sie trauriger als sie es jemals ertragen könnte.
Es lag nicht daran um was es in der Geschichte ging, sondern an der Person die sie ihr erzählt hatte.
Ihre Mutter hatte sie geliebt, da war sie sich sicher, wie konnte sie also nur so etwas schreckliches tun?
Eine Frage auf die sie niemals eine Antwort bekommen würde.Ihren betrübten Gedanken wurden auch ein rasches Ende gesetzt, als sich die schweren Türen des Tempels öffnete und Rayleght wieder heraus trat.
Sein Gesicht wirkte so weiß im Mondlicht und seine Gesichtszüge sahen verkrampft aus.
Was hatte er erfahren?
Mit schnellen Schritten lief sie auf ihn zu und als sie ihn eingeholt hatte brauchte sie einen Moment um durchzuatmen.
Mit zittriger Hand faste sie ihm an die Brust, das komische Gefühl welches sie in seiner Nähe spürte seit sie hier waren, war noch nicht verflogen.
Dieses Mal schien es ihm aber überhaupt nicht aufzufallen, dass Myra etwas zurückhaltend war, er war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt und dem was ihm erzählt wurde.
Abwartend blickte sie ihn an, darauf gespannt was er zu sagen hatte, doch alles was er murmelte ,als er sie hinter sich herzog war. "Komm wir gehen."
Verwirrt hatte sie nur auf seinen Hinterkopf gestarrt und sich dann fest in den Sand gestellt.
Aprupt blieben die Zwei stehen und sahen sich für einen kurzen Moment an, bis Myra für sich entschied es wäre genug.
"Was ist passiert?"
Er blieb stehen, seine blauen Augen blickten sie entschuldigend an.
"Ich werd es dir sagen wenn wir wieder zurück sind."
Sie nickte, da sie ihn nicht hetzen wollte doch ihre Neugierde war fast nicht auszuhalten.
"In Ordnung."
Er fing an weiter zu laufen jedoch folgte sie ihm nicht, als er dies bemerkte blieb er stehen und starrte fragend zu ihr rüber.
Sie kicherte leicht als sie zu ihm rüber rief.
"Vielleicht sollten wir auf Lette und Sera warten!"
Sie konnte sehen wie er leise unter seinem Atem fluchte, er hatte totall vergessen, dass es die Zwei auch noch gab.
Sie lachte nur noch mehr als er mit einer sauren Miene wieder auf sie zu kam und sich neben ihr in den Sand setzte.
"Hör auf zu lachen."
Brummte er was sie jedoch nur noch mehr zum Lachen brachte.
"Kann ich nicht, am Ende vergisst du auch noch, dass ich hier bin."
Er grummelte etwas über Frauen, war aber wieder still als sich Myra neben ihn auf den Boden setzte und die zwei schweigend auf Lette und Sera warteten, die jeden Moment wieder zurück sein sollte.
Als sie so da saßen glitt ihr Blick einmal um die Umgebung, bis sie bei dem Tempel wieder halt machte.
Dort stand Genya die zu ihnen rüber blickte.
Ihre braunen Augen trafen sich und sie spürte wie Gänsehaut ihren Armen entlang fuhr.
Sie brach jedoch nicht den Blick, der traurig auf ihre Gestalt blickte und sie so ansah, als ob sie von etwas wüsste von dem Myra keine Ahnung hatte.
Dann schloss sich die schwere Tür und die alte Frau war verschwunden, das melancholische Gefühl in Myra blieb jedoch.

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A Tale of God and Men
FantasyRauch und Feuer, so hatte alles begonnen und so würde alles enden..... Dies ist eine Geschichte über Götter und Menschen. Dies ist die Geschichte über einen Adelssohn, der sein Schicksal überlebte und einer entflohenen Sklavin, die nach Erlösung suc...