Gebrochene Herzen

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Ein schmerzendes Ziehen durchzog Myras Brustkorb, als sie mit wässrigen Augen zurück ins Lager lief.
Sollte er doch gehen, es war ihr egal.
Doch warum tat es ihr dann so weh ihn gehen zu sehen?
Warum hatte er nicht einfach  gehen können, als sie ihn noch nicht als einen Freund sah.
Warum hatte sie ihn überhaupt mitgenommen?
Sie wusste sie hatte mit dem Feuer gespielt, als sie ihn mitgenommen hatte, obwohl sie nicht wusste was in ihm vor ging und trotzdem hatte dieser fremde Mann ihre Neugierde geweckt. Sie hatte herausfinden wollen, warum sie seine Gedanken nicht hatte lesen können und nun hatte sie für ihre Neugierde bezahlt, sie hatte sich verbrannt.
Denn das war was sie fühlte, ein brennen in ihrem Herzen, dass sich anfühlte als ob es gleich zerspringen würde.
Sie hatte wirklich gedacht, sie könnte sich auf ihn verlassen, hatte gedacht er wäre ihr Freund.
Doch schien er ihre Gefühle nicht zu teilen.
Anscheinend war sie dazu verdammt von denen im Stich gelassen zu werden die sie liebte.
Erst ihre Mutter und nun Rayleght.
Aprupt blieb sie stehen.
Erst jetzt bemerkte sie, warum sie so wütend war.
Sie liebte ihn, sie hatte es bis jetzt nicht wahrgenommen, doch sie liebte ihn.
Das Ziehen wurde stärker in ihrer Brust und sie konnte fühlen, wie ein dicker Kloß sich in ihrem Hals bildete.
Mit schnellen Schritten ging sie auf ihr Zelt zu, sie wollte nicht dass die anderen sie weinen sahen.
Denn das tat sie, sie weinte einem Mann hinter her, von dem sie bis jetzt nicht einmal gewusst hatte, dass sie ihn liebte.
Sie hatte es in ihr Zelt geschafft und wollte nichts anderes als ihre Ruhe, doch da sah sie jemanden in ihrem Raum.
"Hast du was zu Essen?"
Hörte sie die euphorische Stimme von Lette, die gerade etwas in ihrem Zimmer suchte.
Sie stand mit dem Rücken zu ihr und wartete offensichtlich auf eine Antwort von Myra, doch diese wusste, sie würde kein einziges Wort heraus bekommen.
Das erste Mal in ihrem Leben war sie sprachlos und das wegen eines dummen Mannes.
Lette drehte sich zu Myra.
"Hast du jetzt etwas ,oder nicht? Ich verhungere."
Erst jetzt schien sie zu bemerken, dass etwas nicht stimmte.
Sie musterte ihre beste Freundin und sah die glitzernden Tränen in deren Augen.
Geschockt blickte sie auf Myra.
"Oh Götter! Alles in Ordnung?"
Fragte sie besorgt.
Lette bekam jedoch keine Antwort.
Das einzigste, was Myras Lippen verließ war ein tiefer Schluchzer,  gefolgt von weiteren, bis sie sich nichtmehr die Mühe machte sie zurück zu halten und in Tränen ausbrach.
Lette die etwas überfordert von der Situation schien, kam auf Myra zu und legte tröstend einen Arm um sie.
"Keine Sorge."
Versuchte sie ihre Freundin aufzumuntern.
"Ich hole mir einfach späzer etwas zu essen."
Und für einen kurzen Moment schien es geklappt zu haben.
Durch all die Schluchzer hindurch konnte man ein kleines Lachen hören.
Doch minderte dies nicht den Schmerz, den Myra in ihrem Herzen spürte. Noch immer stachen hunderte  kleine Dolche gegen ihre Brust, und verhinderten, dass sie richtig atmen konnte. Wenn dies Liebe war, warum tat es dann so weh?
Ein weiterer Schluchzer entkam ihr.
Sie wünschte sich ,er wäre nicht gegangen.

Er wünschte sich er wäre nicht gegangen.
Niedergeschlagen saß er auf seinem Pferd und schaute sich alle paar Minuten nach hinten um.
Auch wenn er schon Stunden von der kleinen Stadt entfernt war, hoffte er doch noch immer, sie irgendwo am Horizont noch ausmachen zu können.
Doch war dies natürlich unmöglich.
Er war zu weit fort und er wollte wieder zurück.
Er wollte wieder zurück, doch war ihm klar, dass dies natürlich nicht ging.
Er müsste seine Schwester retten, er muss sie finden.
Wenn es nicht schon längst zu spät war.
Er hatte jedoch noch keine Ahnung wie er dies anstellen sollte, oder wo er überhaupt suchen sollte.
Er könnte vielleicht zurück nach Weißfach gehen, er könnte sich in die Burg schleichen und nach Hinweisen suchen.
Egal wie, er musste handeln.
Wie sie wohl reagieren wird, wenn sie sieht, dass er noch am Leben war.
Ob sie ihn wohl vermisste?
Dachte sie auch so oft an ihn, wie er an sie?
Oder war Rayleght für sie nur noch eine blasse Erinnerung?
Eine blasse Erinnerung, ob Myra das wohl für ihn werden würde?
Ob sie ihn fürs Gehen hasste?
Er hoffte es mit jeder Faser seines Körpers, dass dem nicht so war.
Er hoffte das-
Grob wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als der Boden unter ihm wackelte und sich die Bäume nach vorne neigten, so als ob sie von einem starken Wind nach vorne gedrückt worden waren. Rayleght Pferd unter ihm bäumte sich auf und er hatte Mühe sich auf den Sattel zu halten.
Blätter und Geäst flogen durch die Luft und auch er wurde etwas nach Vorne gedrückt.
Gerade als er dachte, es würde nie aufhören und er müsse von seinem Pferd fallen, hörte es aprupt auf und Alles schien so wie vorher zu sein.
Bis auf eine Sache.
Der Himmel, dessen Sonne vor einpaar Minuten unter gegangen war, hatte keine dunkle Farbe mehr, sondern strahlte am Horizont in einem hypnotisierenden Rot.
Ein mulmiges Gefühl beschlich Rayleght, er wusste dass dies kein Schauspiel der Natur war, sondern irgendetwas vorgefallen war.
Etwas wad ebenfalls dieses Gefühl nur verstärkte war, dass es in der Richtung geschehen ist, in der die Stadt lag.
Er wusste er sollte los und auf gar keinen Fall zu dem Licht gehen, doch was wenn er richtig lag?
Wenn etwas mit der Stadt passiert war?
Was wenn Myra etwas passiert war? Schnell zog er die Zügel seines Pferdes rum und galoppierte so schnell er konnte auf das Licht zu.

***

Er war eine Weile unterwegs, zwar nicht so lange wie er vorher gebracht hatte, da er galoppierte, doch war er erst tief in der Nacht an der Lichtung, auf der die Stadt stand.
Oder eher gesagt gestanden hatte.
Er hatte bis jetzt so etwas nur einmal gesehen, und zwar in Alstaren.
Die Stadt, exestierte nichtmehr, ihre Überreste standen in Flammen und überall waren Schreie und Zerstörung.
Das Zeltdorf, das die Söldner aufgeschlagen hatte, war völlig nieder gemacht worden.
Einzelne Figuren kämpften um das Feuer herum, er konnte erkennen, dass einpaar Söldner von seiner Truppe unter ihnen waren, doch die meisten hatten ein komisches Zeichen auf ihren Kleidungsstücken und waren übersät von Runen.
Sein Blick wanderte weiter durch die Zerstörung und aufeinmal erspähte er eine Gruppe von bekannten Gesichtern.
In der Mitte, der niedergetrampelten Zelten und umringt von Leichen und toten Pferden, standen vier Personen die eine Reihe von Angreifern abwehrte.
Er erkannte Myras Gesicht, Lette die Pfeile abschoss, Sera und Jacob wie sie einen nach dem anderen mit ihren Klingen abwerten.
Schnell grief Rayleght nach seinem Schwert und ritt auf die Gruppe zu, um ihnen zu helfen.
Er holte mit seiner Klinge aus und erwischte einen Angreifer, der sofort tot war.
Ein Anderer wurde von seinen Pferd niedergetrampelt.
Er kam letzten Endes vor seinen Freunden zum stehen und zitierte die ersten Worte die Myra jemals zu ihm gesagt hatte.
"Hilfe gefällig?"

A Tale of God and MenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt