Von Schatten und Liebe

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Ein unheimlicher Gesang hallte durch den Tempel während Hella vor einen Altar gebracht wurde.
Hunderte von Kerzen leuchteten ihr entgegen und erhellten den Raum.
Um sie herum waren viele Leute mit Runen über ihrem ganzen Körper, die sich alle vor ihr verbäugten und sangen.
Neben ihr stand Maxon, der ihr keines Blickes würdigte und starr in die Ferne blickte.
Neben ihm stand ein anderer Mann größer als Maxon ohne Haare und wie alle anderen mit Runen auf dem Körper.

Immer wieder spürte sie den Blick des Mannes auf sich und hätte sich am liebsten irgenwo versteckt.
Hella hatte in Sachen Fanatiker zwar keine großen Erfahrungen, doch sie glaubte dies war ihr Anführer.
Genau wie sie schien jeder von ihm eingeschüchtert zu sein.
"Hat sie viele Schwierigkeiten bereitet?"
Hörte sie aufeinmal seine tiefe Stimme, die ihr einen Schauder über den Rücken laufen ließ.
"Nein, sie war überraschend leicht zu manipulieren ich musste nur rausfinden was sie wollte."
Wieder war es als ob er ihr persönlich einen Dolch in den Leib gestoßen hätte und heiße Tränen stiegen in ihr auf.
Wie konnte er nur solche Sachen sagen? Wie konnte er sie nur so betrügen?

Sie sah wie der Mann Maxon anerkannt auf die Schulter klopfte.
"Ist Alles vorbereitet?"
"Alles ist so wie es sein sollte, nur der Mond muss uns noch zu Gunsten werden."
Der Mann lächelte.
"Dann können wir mit dem Ritual beginnen."
Hella merkte wie ihre Angst stieg und die Gesänge um sie herum lauter wurden.
Es war beinahe so, als ob noch eine weitere Person den Raum betreten hätte....

"Bist du bereit?"
Fragte Myra ihn, als sie sich alle versammelten um den Tempel zu stürmen.
Sie würden keinen besseren Zeitpunkt mehr bekommen und sie mussten handeln.
"Hälst du mir den Rücken frei?"
Ein Lächeln zierte ihr Gesicht.
"Immer."
"Dann ja, lass uns meine Schwester retten."

Der Tempel war groß und einzelne Fackeln beleuchteten seine Eingänge.
Vor diesem Eingang standen vier Wachen die kerzengerade vor diesem wachten.
"Bogenschützen."
Flüsterte er und sah wie sich Lette und drei weitere Soldaten bereit dazu machten zu schießen.
Rayleght hatte seine Hand erhoben und als er es für sicher empfand ließ er sie sinken und gleichzeitig vier Pfeile auf die Soldaten schießen.

Es war ein schneller und leiser Tod und die große Gruppe schaffte es unbemerkt in den Tempel einzudringen.

"Was jetzt?"
Hörte er Sera neben sich fragen, als sie vor einer Abzweigung zum stehen kamen.
"Wir teilen uns auf, wir müssen so schnell wie möglich meine Schwester finden, denn wir werden nicht lange unentdeckt bleiben, nicht bei der Größe dieser Gruppe."
Sera nickte.
"Hälfte Hälfte?"
Er nickte ihr zu und sie richtete sich zu ihren Leuten.
"Aufteilen, die Hälfte kommt mit mir!"
Kommandierte Sera.
Lette war die erste die zu Sera lief und schnell schlossen sich Ivan und Jacob ihr an sowie auch andere Soldaten.

Als ihre Schritte nichtmehr zu hören waren machte sich auch ihre Gruppe auf den Weg.
Sie liefen den dunklen Gang entlang der immer wieder von einzelnen Fackeln erhellt wurde.
"Etwas stimmt hier nicht."
Flüsterte Myra.
"Ich weiß es ist viel zu ruhig."
Sie schauten sich einen Moment an.
"Man kann garnicht glauben, dass hier eine ganze Armee versteckt ist, etwas geht hier vor."
"Etwas was uns nicht gefallen wird."
Pflichtete sie ihm bei.
"Mach dich einfach auf alles gefasst."
Sie zog ihre Dolche.
"Bin dir schon einen Schritt voraus."
Er sah wie sie Blitzschnell ihr Messer in die Dunkelheit warf und hörte den Schrei des Mannes der durch die Gänge hallte, als er davon getroffen wurde.
"Guter Wurf, nur wissen sie jetzt, dass wir hier sind."
Sie beschleunigten ihre Schritte und Rayleght zog sein Schwert.
"Wenigstens war es ein guter Wurf."
Rief Myra.

"Sir! Eindringlinge!"
Kam ein Mann in den Tempel hinein gestürmt.
Der Mann mit Glatze schaute finster drein.
"Wir können nichtmehr warten, wir fangen jetzt an."
Befahl er und der Gesang um sie herum schien wieder anzuschwellen.
Über ihr hörte sie ein Geräusch und bemerkte wie sich das Dach öffnete.
Einzelne Strahlen des Mondes fielen durch dieses und schienen auf sie.
Hella bermerkte, dass die Strahlen beinahe Blutrot waren.
Sie spürte die starken Arme von Maxon die sie auf die Beine zogen und ihre Hand ausstreckte.
Der Mann mit der Glatze blieb vor ihr stehen mit einem Messer in der einen Hand und einer leeren Schale in der Anderen, die er jetzt durch die Menge gab.
"Im Auge des Blutmondes nehmt unser Opfer!"
Rief er und mit Schock musste Hella zu sehen wie sich einer der Leute, die bis jetzt noch gesungen hatten sich die Kehle durchschnitt und in die Schale tropfen ließ.
"Im Auge des Blutmondes nehmt unser Opfer!"
Rief er wieder und der nächste schlitze sich die Kehle auf und ließ sein dunkles Blut in den Behälter tröpfeln.

Eine weitere Schüssel wurde herum gereicht.
"Im Auge des Blutmondes nehmt unser Opfer!"
Brüllte er wieder, während immer mehr Schallen durch die immer kleiner werdende Menge gereicht wurde.
"Im Auge des Blutmondes nehmt unser Opfer!"

Als die letzte Schalle gefüllt war und Niemand von den Leuten im Raum außer ihr, Maxon und dem Mann übrig waren wurden die Schallen vor Hella auf die Stufen des Altars gestellt.
Sie spürte wie der Griff Maxons sich lockerte und er sie los ließ nur um sich dann selbst vor sie zu stellen.
Er nahm sich eine Schalle und zückte ein Messer welches er an seinem Gürtel befestigt hatte und trat vor sie.
Ihre Augen weiteten sich.
Er würde sie umbringen.
"Nein!"
Kreischte sie.
"Tu das nicht!"
Mit ihren blauen Augen suchte sie die seinen und hoffte noch irgendwo in ihm den Mann zu sehen, denn sie liebte.
"Ich liebe dich."
Hauchte sie ihm zu.
Sie sah das traurige Lächeln auf seinen Lippen und einen entschuldigenden Blick in seinen Augen.
Sie spürte ihr Herz flattern, er liebte sie auch, es war nicht alles gespielt.
Umso mehr brach ihr Herz, als sie ihn die nächsten Worte sagen hörte.
"Im Auge des Blutmondes nehmt unser Opfer."
Es war nicht mehr als ein Flüstern, sie sah das Messer im roten Licht des Mondes aufblitzen und das rote Blut welches aus der Wunde spritzte.
Fassungslos schaute sie auf Maxon, der sie mit blasser Haut anblickte.
Sie spürte das warme Blut über sich laufen und heiße Tränen die in ihre Augen traten, als sich die Schüssel vor ihr mit Blut füllte.

Eim plumpes Geräusch war zu hören, als Maxons regloser Körper vor ihr auf den von Blut durchtränkten Stein fiel.
Ein markerschütternder Schrei entfloh ihrer Kehle als sie verzweifelt versuchte die Wunde an seinem Hals zu zudrückt.
Sie wusste es war zu spät seine braunen Augen schauten in die Ferne und er war fort.
Ein Schluchzer entkam ihren Lippen und sie hörte nur teils wie der Mann anfing in einer ihr unbekannten Sprache zu singen.
Ihre Augen waren einst auf dem Mann den sie liebte.
Der sie verraten hatte und mit ihren Gefühlen gespielt hatte und nun leblos vor ihr lag.
"Nein"
Schluchtzte sie.
Ihre Augen waren voller Tränen und ihre Kleidung saugte sich voll mit Blut.
Aus der Ferne konnte sie das Schreien von Männern und Frauen hören und für einen Moment bildete sie sich sogar ein ihren Bruder zu sehen...

A Tale of God and MenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt