28. Kapitel

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Lily's Sicht:

Ich starrte schon seit gefühlten Stunden aus meinem Zimmerfenster auf die grauen Regenwolken die immer näher kamen.
Als sie endlich unser Wohnviertel umhüllten, sprang ich voller Vorfreude auf, schlüpfte in meinen grünen Regenmantel und lief hinunter. Schnell hüpfte ich in meine grünen Gummistiefel und rief noch kurz ein “Ich bin dann weg!“ ins Haus ehe ich die Haustür hinter mir zuschlug.
Nicht zu früh kam ich draußen an, denn als ich durch unser Gartentor auf die Straße trat und hoch in den Himmel sah, traf mich auch schon der erste Tropfen auf meine Wange.

Ich lief die Straße entlang, der Regen bahnte sich langsam in jede Öffnung meines Gewandes und auch meine Gummistiefel hielten dem lauwarmen Wasser das aus dem Himmel strömte nicht mehr stand. Ich war nass, von oben bis unten, aber es war ein befreiendes Gefühl. Als würde der Regen all meine Sorgen und Probleme von mir waschen. Langsam gab ich die Kapuze meines Regenmantels von meinem Kopf. Ich wollte mich frei fühlen.
Ich lief gerade über die Wiese auf der Sev und ich immer gespielt hatten, wo wir uns hinter den großen Bäumen immer vor Petunia versteckten um einmal alleine zu sein.
Hinter eben diese großen Bäume trat ich jetzt und es war ein wunderbares Gefühl, diesen Teil der Wiese zu sehen, auf dem Sev und ich so viele Geheimnisse, Probleme und Geschichten ausgetauscht hatten. Wo wir uns getröstet und gelacht hatten und einfach wir waren.
Ich ließ meinen Blick über die Wiese schweifen. Doch dann sah ich eine Gestalt im eher höheren Gras liegen. Ich wusste nicht, wer es war, da ich durch den strömenden Regen zu wenig erkennen konnte. Zuerst spielte ich mit dem Gedanken einfach umzukehren und die Person in Frieden zu lassen, als mich doch die Neugierde packte. Kurzerhand schritt ich auf die Person zu und nit jedem Schritt konnte ich die Umrisse der Person deutlicher erkennen. Das war doch..! Schnell lief ich die letzten Meter auf ihn zu ließ mich in das matschige Gras fallen, nahm ihn in den Arm und wiegte ihn vor und zurück. Was machte er hier? Warum weinte er so bitterlich? Wenn sein Vater wieder Schuld daran hat... Ich versuchte ihn zu beruhigen, redete auf ihn ein, streichelte über seinen nassen Kopf und umarmte ihn fest. Meine Sorgen um ihn stiegen um jeden Schluchzer den er von sich gab und jeden neuen Weinkrampf den er zu bekämpfen hatte.
Langsam aber doch stetig fing er an sich zu beruhigen, bis von seinem Weinen nur noch ein Schluckauf blieb.
„Severus?“, fragte ich vorsichtig um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Er blickte langsam auf und sah mir scheu in die Augen. Lange hatte ich keinen so großen Schmerz mehr in ihnen entdeckt. Seine Seele spiegelte sich in seinen Augen wieder und man meinte man könnte in unendliche Weiten der Trauer und Verletzlichkeit blicken.
Er traute sich kaum mich anzusehen und sagte er mit stockender Stimme:„Lily, ich weiß, ich kann über alles mit dir sprechen und dir vertrauen, jedoch bin ich gerade nicht dazu bereit, mit dir darüber zu sprechen und ich weiß, dass du jetzt sagen wirst: “Du kannst mir alles anve-“ Doch ich unterbrach ihn indem ich eine Hand auf seinen Mund legte, ihn umarmte und sagte:
Es ist Okay“

Auf anderen Wegen (Rumtreiber-Geschichte)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt