💊 Awkward 💊

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"Sie bleiben nach der Stunde, Grey", sage ich immer noch perplex. Wieso hasst mein Leben mich so sehr. Die junge Frau von gestern sitzt in der letzten Reihe und sieht mich verdutzt an. "Jaja, wenn ich Bock habe", winkt sie ab und glotzt wieder aus dem Fenster. Das wird also kein einfaches Jahr. Elizabeth Grey. Die Problemschülerin, die schon dreimal sitzen geblieben ist. Dank ihrem Onkel und Direktor, darf sie nun zum vierten Mal die 13. Klasse machen. "Da ich davon ausgehe, Sie haben alle mitgeschrieben, können wir eine kurze Pause machen. Danach würde ich gerne eine Vorstellungsrunde machen", spreche ich etwas sanfter. Der Schock ist ein wenig gemildert, aber dennoch vorhanden. Seufzend lehne ich mich zum Tisch runter und schaue auf die Klassenliste. Als ich meinen Blick hebe sehe ich sabbernde Gesichter. Ich klatsche einmal in die Hände um die Aufmerksamkeit wieder zu bekommen. Die Augen meiner Schüler wandern nun wieder in die Meine. Ich zwinge mir ein freundliches Lächeln auf und schaue durch die Runde. "Nun Name, Alter, was Sie nach Ihrem Abschluss machen wollen und wo Ihre Interessen so liegen. Das sind die üblichen Fragen in einer Vorstellungsrunde. Wer möchte anfangen?", ich lasse meinen Blick noch ein letztes Mal durch die Sitzreihen schweifen um zu schauen ob sich jemand meldet, doch alle bleiben ruhig. "Miss Grey, fangen Sie an", fordere ich meine Schülerin auf. Nur widerwillig steht sie von ihrem Platz auf und sieht mir tief in die Augen. Ich ringe lautlos nach Luft. Diese Augen rauben mir den Atem. 'Momentmal.. Katelyn, was denkst du dir nur!', faucht mich mein Gewissen an. Ich breche sofort den Blickkontakt zu Elizabeth ab und konzentriere mich wieder auf meine Klasse. "Mein Name ist Elizabeth Grey, aber das wissen Sie ja schon, Miss Blackwood. Ich bin 21, aber dass müssten Sie ja ebenfalls schon wissen. Nach der Schule übernehme ich das Unternehmen meiner Eltern und meine Hobbys sind ziemlich uninteressant, für Sie", beendet Elizabeth ihre kleine Rede und setzt sich wieder. Ich nicke nur und nehme den jungen Mann neben ihr dran. Mir ist nicht entgangen, dass die beiden sich die ganze Zeit schon unterhalten. Der junge Mann mit den grünen Augen und dem blonden Haar erhebt sich und schaut mir in den Ausschnitt. "Ich bin Arthur Miller. Ich bin 22 Jahre alt und ich habe keinen Plan was ich nach der Schule machen soll", er setzt sich wieder und fährt sich mit seinen langen, dünnen Fingern durch die Haare. Auf meine Frage was er in seiner Freizeit macht geht er gar nicht erst ein. Er setzt die Unterhaltung mit Elizabeth fort. Ohne sich dabei von ihren Mitschülern unterbrechen zu lassen. Ich gehe nun der Reihe nach jeden Schüler durch und höre jedem aufmerksam zu. Mein Blick wandert dabei immer wieder zu Elizabeth die sich zwar mit Arthur unterhält aber von ihm abgewandt aus dem Fenster starrt. Die letzte Schülerin setzt sich wieder und ich ergreife sofort wieder das Wort. "Mein Name ist Katelyn Blackwood. Ich bin 25 Jahre jung. In meiner Freizeit mache ich viel Sport und bin in einem Verein tätig. Wer noch Fragen hat, kann sie mir nun stellen", ich seufze leise. Der Älteste hier ist gerade mal drei Jahre jünger als ich. Plötzlich fühle ich mich wieder so jung. Aber ich bin Lehrerin. Ihre Lehrerin. Ein Junge meldet sich. Maximus Jones. "Ja?", ich deute auf ihn und er stellt sofort seine Frage. Ich hätte es mir denken können. "Haben Sie einen Freund?", fragt er und die Klasse beginnt zu kichern. 'Kinder', denke ich mir nur und rolle genervt mit den Augen. Bei der Frage lässt Elizabeth ihren Blick zu mir wandern. Ich schüttel nur den Kopf. "Nein, im Moment nicht", antworte ich ehrlich und wende mich der nächsten Frage zu. Zu meinem Erstaunen meldet Arthur sich. "Ja, Mister Miller?", frage ich und sehe ihn verwundert an. "Fangen Sie auch etwas mir ihren Schülern an?", seine Frage endet und alle Augen blicken mich fragend und neugierig an. "Natürlich nicht. Ich liebe meinen Job. Nichts auf dieser Welt würde mich soweit treiben ihn zu riskieren", schnaube ich wütend und muss dabei an den Kuss von gestern denken. Scheinbar denkt Elizabeth gerade genau dasselbe, denn sie schlägt Arthur mit ihrem Ellenbogen fest in die Rippen. Er schreit kurz auf und reibt sich dann an der Seite in der ihr Ellenbogen landete. Es klingelt zur Ende der Stunde. "Schon?", flüstere ich und schaue auf die Uhr. Der Tag war vorbei. Normal für den ersten Schultag. 90 Minuten Unterricht und dann schon Schluss. Das gefällt mir. Eine ganze Woche lang nur 90 Minuten Schule. Ich sehe wie alle Schüler den Raum verlassen. Elizabeth mit ihnen. "Grey!", brülle ich ihr hinterher und sie kommt tatsächlich zurück. "Was ist?", will sie genervt wissen und ich sehe in ihrer Jackentasche schon die Zigarettenschachtel. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Was sollte das gestern?", frage ich wütend. Elizabeth lacht. "War doch lustig", gibt sie nur wieder. "Das finde ich nicht. Man sollte dir mal Manieren beibringen!", schreie ich schon beinahe. Elizabeth stürmt energisch auf mich zu. Sie lässt ihre Tasche auf den Boden fallen und packt mich an den Schultern. Meine Schülerin presst mich gegen die Tafel und drückt ihre Lippen auf meine. "Glaub mir, Katelyn.. Ich bin sehr gut erzogen worden. Ich genieße einen hohen Status und wenn ich will kann ich deine Karriere ruinieren", brummt mich Elizabeth an als sie sich von mir löst. "Was stimmt nicht mit dir? Du hast mit deiner Lehrerin geschlafen, nur weil du sie nicht leiden konntest. Das ist doch krank! Und beantworte endlich meine Frage, was das gestern sollte.. und gerade!? Ich bin deine Klassenlehrerin, verdammt!", ich kann nicht anders als sie anzuschreien. "Zuerst.. gestern warst du noch nicht einmal meine Lehrerin, Katelyn. Ich habe es dir doch gesagt. Ich habe einen hohen Status. Ich schaffe mir die Leute aus dem Weg, die mich stören. Und das gerade.. lass uns doch da weitermachen, wo wir gestern aufgehört haben", sie kommt wieder näher an mich heran. "Vergiss es. Du tickst doch nicht richtig", schnell schiebe ich meine jüngere Schülerin von mir und husche an ihr vorbei. "Kat, beeil dich doch mal", eine vertraute Stimme ruft aus dem Flur nach mir. "Lily, ich komme gleich", rufe ich ihr zu, aber da steht sie auch schon in der Tür. Lily funkelt Elizabeth wütend an. "Miss Grey, es ist schulschluss. Verlassen Sie das Gelände", knurrt meine beste Freundin sie an. "Ich weiß, Miss Baker. Miss Blackwood wollte mich noch sprechen", knurrt Elizabeth zurück. Ich sehe wie sich ihre braunen Augen verengen. Ich packe als letztes meine Wasserflasche in die Tasche und nehme die Schlüssel in die Hand. Ich laufe zu meiner besten Freundin und warte darauf, dass meine Schülerin den Raum verlässt. Das tut sie wenig später auch. Mit einer Kippe in der rechten Hand und einem Feuerzeug in ihrer Linken läuft sie seelenruhig an Lily und mir vorbei. "Nicht im Gebäude, Grey", faucht meine beste Freundin. Elizabeth zuckt nur mit den Schultern und zündet sich die Kippe an. Lily kocht vor Wut. "Kat, ich habe solches Mitleid mit dir", seufzt sie und blickt mich mit ihren grünen Augen an. "Ich überlebe das definitiv nicht", maule ich und wir setzen uns in Bewegung. Elizabeth läuft nur wenige Schritte vor uns. "Glaub mir, mit Miss Grey wirst du es nicht leicht haben", Lily rollt mit den Augen. Ich kann nur ein genervtes Stöhnen von mir geben. "Ich hasse Raucher", flüstere ich und schaue dabei auf die junge Frau mit den schwarzen Haaren. Lily reißt mich sofort aus meinen Gedanken. "Lass uns heute Abend feiern gehen. Du hast deinen ersten Tag in dieser Irrenanstalt überlebt, Katelyn", lacht sie leise vor sich hin. "Wenn Jonathan das hört", sagt Elizabeth vor uns laut, ohne sich zu uns umzudrehen. Ich sehe kurz zu Lily. Sie streicht sich zwei blonde Strähnen aus dem Gesicht. Ich nicke ihr nur stumm zu. Wir steuern direkt auf den Ausgang zu. Elizabeth vor uns. Sie geht als erstes durch die Tür und ich rechne schon damit, dass sie uns die Tür vor der Nase zuschlägt, aber das Gegenteil ist der Fall. Sie hält Lily und mir die Tür auf und wartet bis wir hindurch sind. Schnellen Schrittes läuft sie, dann jedoch an meiner besten Freundin und mir vorbei, zu einem schwarzen Luxuswagen. Ich gehe zu meinem Wagen daneben. Ich beobachte die junge Frau, wie sie genervt ihre Schlüssel sucht und dann genervt stöhnt. Ich kann mir mein Schmunzeln nicht verkneifen. "Heute Abend, in unserer Stammkneipe, Katy!", ruft mir Lily aus ihrem Auto zu uns fährt los. "Ja, Süße!", rufe ich ihr hinterher und steige in meinen Wagen. Ich weiß nicht wieso, aber ich mag alte Autos lieber. Ich steige in meine 'Corvette Sting Ray' von Chevrolet aus dem Jahr 1962. Einer der ersten Modelle die gebaut wurden. Neben Elizabeths Wagen eine echte Schrottkarre. Ich lege vorsichtig meine Tasche auf den Beifahrersitz und starte den Motor. Ich will los fahren als es an dem Fenster der Beifahrerseite klopft. Ich schaue auf und deute meiner Schülerin die Tür aufzumachen. "Katelyn, kannst du mich fahren?", fragt sie mich. Ihre Stimme ist geknickt, aber sie versucht es gekonnt zu verstecken. "Du hast ein eigenes Auto", werfe ich ein. "Ja und rate mal wo mein Schlüssel liegt", sie sieht mich bittend an. Ich breche in Gelächter aus. "War klar. Die Problemschülerin vergisst ihren Autoschlüssel im Auto", brülle ich amüsiert. Elizabeth schlägt sofort die Tür meines Wagens zu und läuft beleidigt davon. "Soll ich ihr folgen?", frage ich mich selbst und entscheide mich nur wenig später dafür. Ich renne Elizabeth nach und halte sie an den Schultern fest. "Finger weg", knurrt sie und ein unangenehmer Geruch zieht mir in die Nase. Zigaretten. Aber auch ein für mich undefinierbarer Geruch. "Ich fahre dich. Hast du einen Ersatzschlüssel zuhause?", ich drehe die junge Frau an den Schultern zu mir und blicke sie lächelnd an. In ihrem Mund steckt eine glühende Zigarette. "Ich lasse mich von meinen Lehrern nicht wie Dreck behandeln. Wenn Sie mir nicht helfen wollen, dann lassen Sie es einfach, Miss Blackwood", Elizabeth sieht mich nur wütend an und versucht sich von mir zu befreien. "Liz, na komm schon", rede ich sanft auf sie ein. Als ich sie Liz nenne beruhigt sie sich und lässt sich von mir zu meinem Auto bringen. Sie nimmt unsere Taschen auf ihren Schoß als sie auf die Beifahrerseite klettert. Ich starte den Motor erneut. "Wohin?", frage ich zaghaft. Mich überkommt ein ungutes Gefühl mit ihr allein zu sein. "Es reicht, wenn Sie mich in der nächsten Bar absetzen", brummt sie. Elizabeth ist immer noch beleidigt. Wie ein kleines Kind. "Liz", sage ich mit Nachdruck in der Stimme und fahre vom Parkplatz hinunter. "Wohin muss ich?", frage ich erneut. Sie seufzt. "Aus der Stadt. Ich wohne auf dem Land, ok? Im Wald um genauer zu sein", ihre Worte verlassen ihren Mund nur schwer. Ich denke kurz nach. Ich bin hier zwar aufgewachsen, kenne mich aber nur begrenzt aus. Es gibt nur ein einziges Haus im Wald. Plötzlich schießt mir auch Elizabeths Nachname in den Kopf. "Natürlich", murmel ich leise. Grey. Die Reichen, der Reichen. Thomas und Kahlan Grey. Meine Eltern haben mir früher schon von ihren ehemaligen Klassenkameraden erzählt. Die Greys haben ein Milliardenschweres Unternehmen. Irgendwas mit Immobilien, wenn ich mich richtig erinnere. "Erinnerst du dich endlich?", murrt mich die Frau neben mir an. "Ja", lächle ich zurück. Ich will nicht, dass mich ihre schlechte Laune ansteckt. Ich fahre sie nach Hause. Auf dem Weg dorthin wechseln wir kein weiteres Wort mehr miteinander. Sie bedankt sich nur bei mir und ich fahre in meine kleine Wohnung.

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