💊 Allison 💊

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Es dauert etwas länger als gedacht bis wir zu Hause ankommen. Vor meinem Haus. Ich habe mir erlaubt vorher noch etwas zum Essen für alle zu holen. Ich parke in der engen Parklücke und steige aus. Elizabeth ist noch immer abwesend. Reagiert nicht auf mich. Ich öffne ihr die Autotür und lege ihr sanft meine Hand auf die Schulter. "Liz, wir sind da", sage ich leise und versuche sie aus ihrer Starre zu befreien. Langsam hebt sie ihren Blick und nimmt die Tüten auf ihrem Schoß in die Hand. Ich greife nach meiner Tasche auf dem Boden zwischen ihren Füßen und laufe zur Tür. Meine Schülerin schließt die Autotür und folgt mir. Ich trete zuerst ins Haus und achte darauf, dass Elizabeth stets hinter mir bleibt. "Allison? Ich bin wieder da", rufe ich laut und höre schon den Fernseher laufen. Nur wenig später steht auch schon die junge Frau vor uns im Türrahmen. Ihre roten Haare zu einem losen Dutt gebunden, ihr Gesicht ungeschminkt und ihre grünen Augen mustern Elizabeth streng. "Wer ist das?", fragt sie sofort und macht einen Schritt auf meine Schülerin zu. Diese ist wieder gefangen in ihren Gedanken und starrt zu Boden. Was ist nur mit ihr passiert? "Das ist mein ehemaliger Schützling. Allison, das ist Elizabeth. Hannah hat sie ausgesetzt", sage ich schnell und werfe die Tasche durch die offene Tür auf mein Bett. Ich schlüpfe aus meiner Jacke und den Schuhen und nehme Elizabeth die Tüten mit dem Essen aus der Hand. Sofort drücke ich sie Allison in die Hand. Sie versteht sofort und bringt alles ins Wohnzimmer. Währen mein neuer Schützling den kleinen Tisch im Wohnzimmer deckt, ziehe ich Elizabeth in mein Schlafzimmer. Ich schalte das gedimmte Licht an und muster sie heute zum ersten Mal ganz genau. Jeden Millimeter an ihr. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich sie zum ersten Mal seit wir uns begegnet sind, ungeschminkt vor mir sehe. Ein paar wenige Sommersprossen liegen auf ihrer Nase und auf ihren Wangen. Eine Kleine Narbe auf ihrer Stirn ist zu erkennen und die Augenringe sehen noch schlimmer aus als vor einer Stunde, wo ich sie im Hotel gesehen habe. Sie sieht schrecklich aus. Verbraucht. Verunstaltet. Verzweifelt. Ich falle ihr sofort wieder um den Hals. Ich kann nichts sagen. Meine Kehle ist trocken. Ein Kratzen macht sich darin breit. Als ich mich wieder von meiner Schülerin löse sehe ich ihre Tränen. Sie fließen unregelmäßig an ihren Wangen hinunter und tropfen zu Boden. Sie sagt nichts. "Zieh dir erstmal etwas vernünftiges an. Elizabeth, es wird alles wieder gut", flüstere ich leise und wende mich meinem Kleiderschrank zu. Ich ziehe einen langen Pullover hinaus und eine neue Hose. Aus den Schubladen fische ich Unterwäsche und Socken für Elizabeth. Da ihre Haare bei meiner Ankunft im Hotel noch leicht feucht waren, nehme ich an, dass sie gerade erst geduscht haben muss. Ohne darauf zu warten, dass ich das Schlafzimmer verlasse, zieht sich Elizabeth aus, bis sie nackt vor mir steht. Verheilende Schnittwunden zeigen sich mir überall auf ihrem Körper. Es ist schlimmer als ich gedacht habe. "Hilfst du mir?", ihre Stimme zittert, ihr Körper ist komplett ruhig. Ich will zu einer Antwort ansetzen, aber Elizabeth schmiegt ihren Körper schon an mich. Ich kann nicht mehr reagieren. Sie zieht mich immer näher an sich, bis kein Platz mehr zwischen uns ist. "Liz, zieh dich an", verlange ich in einem strengen Ton. "Katelyn, du hast mir gefehlt", schluchzt meine Schülerin und drückt sich fester an mich. Sanft schiebe ich sie von mir und halte ihr die Klamotten entgegen. Unter Tränen zieht sie sich an. Erst als es an der Tür klopf zucke ich schreckhaft zusammen und ziehe meine angezogene Schülerin mit mir. Allison sitzt auf dem Sessel und wartet geduldig auf uns. Sie ist ein gut erzogenes Mädchen. Gerade mal 16 Jahre. Elizabeth und ich setzen uns nebeneinander auf das Sofa. "Und? Wieso ist sie im Programm?", fragt mich Allison und beginnt zu Essen. Ich reiche Elizabeth einen Teller und eine Gabel. "Naja, Liz braucht Hilfe mit ihrem Schulschwänzen. Deswegen habe ich mich ihrer angenommen", lüge ich schnell und sehe meine Schülerin zusammenzucken. Nur mühsam stochert sie in ihrem Essen herum. "Dann hat sie es ja noch einfach", lacht Allison unsicher. "Ally, nicht jeder stiehlt und das hast du auch nicht nötig", sage ich mit vollem Mund. "Ich weiß. Ich machs auch nicht mehr. Aber Katy, warum redet sie nicht?", immer wieder wirft mein Schützling, meiner Schülerin nervöse Blicke zu. "Allison, sie ist ein wenig aufgebracht wegen Hannah. Das solltest du doch nachvollziehen. Schließlich hat sie sich auch nicht um dich gekümmert", erwidere ich leise und beobachte Elizabeth. Sie hat nicht einmal gegessen. Vorsichtig nehme ich ihr die Gabel ab und füttere sie. "Herrje, Liz. Was ist nur passiert?", murmle ich kaum hörbar und schiebe ihr das Essen in den Mund. Sie leistet Widerstand, letztlich weiß sie, dass sie keine Chance gegen mich hat. Der Teller leert sich und ich nicke zufrieden. Allison ist so nett und räumt den Tisch ab, bringt Elizabeth unaufgefordert ein Glas Wasser und ich bin ihr sehr dankbar dafür. Ich verstehe noch immer nicht wieso Allison geklaut und es verkauft hat. Sie ist ein liebes Mädchen. "Meinst du ich kann später auch ein Koordinator werden, Katy?", sie gesellt sich nach einer Weile wieder zu uns. "Sicher. Dafür musst du aber aufhören mit dem Mist", grinse ich glücklich. Es macht mich froh, dass Allison später anderen Menschen helfen will. Dass wir dafür Geld bekommen, weiß sie nicht. "Ich werde es nicht wieder tun, versprochen", grummelt sie mit einem Lächeln auf den Lippen. Sanft ziehe ich Elizabeth an mich und werfe eine Decke über uns. Sie zittert mittlerweile am ganzen Körper und das Braun in ihren Augen wird immer dunkler. Das Leuchten ist verloren und eine Kälte liegt in ihrem Blick, welche mich erschaudern lässt. So dunkel und kalt sind ihre Augen nicht einmal, wenn sie wütend ist. Meine junge Schülerin kuschelt sich wieder an mich und sucht meine Nähe. Unter der Decke nimmt sie meine Hand in ihre. Sie ist eiskalt und ich mache mir immer mehr Sorgen. Sie ist wie eine wandelnde Leiche. Wie ein ferngesteuerter Zombie. Den Film, der im Fernseher läuft, ignoriere ich. Meine Aufmerksamkeit liegt bei meiner Schülerin. Allison ist gebannt vom Film. Die Bücher waren besser. Viel besser. "Ihr beiden guckt ja gar nicht", bemerkt Allison kurz vor Ende. "Es ist ein Happy End, Allison. Christian und Vasilisa kommen zusammen und Vasilisa wird endlich von allen akzeptiert, mit ihrem Element 'Geist'. Rosemarie und Dimitri stehen immer noch aufeinander und die Strigoi werden im zweiten Band des Buches die Academy angreifen", murrt Elizabeth. Die ersten Worte die Elizabeth mit Allison wechselt. "Hey, du kannst ja doch reden. Nett dich endlich kennenzulernen, Elizabeth. Katy hat mir schon einiges von dir erzählt", Allison lächelt fröhlich. Erstaunt blickt mich Elizabeth an. Ich zucke mit den Schultern und drücke ihre Hand unter der Decke. "Ist das so?", fragt meine Schülerin mit hochgezogener Augenbraue. "Ja. Sie redet seit einer Woche von nichts anderen mehr. Herr Gott, weißt du wie anstrengend das sein kann?", mit Allisons Worten beginnt mein Gesicht zu glühen. Ich spüre Elizabeths Kopf an meiner Schulter und höre das leise Schnurren von ihr. "Morgen ist das Spiel. Stört es dich, wenn wir zwei kommen?", wie aus dem Nichts stellt Allison die Frage. Ich hatte für einen Moment vergessen, dass sie überhaupt hier ist. "Wer ist 'wir'?", frage ich unsicher nach. "Na Elizabeth und ich", lacht die junge Frau mit den roten Haaren. "Nein überhaupt nicht. Die Mädels werden sich freuen euch zu sehen. Besonders dich, Lizzy", schmunzel ich und überlege eine Weile wie ich Hannah am besten aus dem Team werfe. Elizabeth und Allison unterhalten sich noch ein wenig.

Als der Film zuende ist ziehe ich die Decke von mir. Ich erhebe mich von dem Sofa und stelle mich vor meine Schülerin. Ich packe sie und hebe sie hoch. "Schlaf gut, Allison", verabschiede ich mich und trage Elizabeth in mein Bett. Sie krallt sich perplex in meine Haut und lässt sich von mir tragen. Wie ein kleines Äffchen klammert sie an mir und meine Vermutung bestätigt sich. Sie hat an Gewicht verloren, seit ich sie fort geschickt habe. Schuldgefühle plagen mich. Ich habe sie so verunstaltet. Es ist meine Schuld. Ich setze Elizabeth etwas unsanft auf dem Bett ab und ziehe mich bis auf die Unterwäsche aus. "Du tust es immer noch? Hast du keine Angst, ich könnte über dich herfallen?", auch Elizabeth zieht sich nun aus. "Darüber mache ich mir keine Sorgen", ich lasse mich in das große Bett fallen und kuschel mich in die Decke ein. Die schwarzhaarige Frau legt sich sofort neben mich. Die Tatsache, dass eine zweite Decke im Bett liegt ignoriert sie und schlüpft unter meine Decke. Ihr eiskalter Körper verschafft mir eine unangenehme Gänsehaut. Um sie aufzuwärmen lege ich meine Arme um ihren halbnackten Körper und ziehe sie an mich. "Kannst du mir irgendwann vergeben, Elizabeth?", meine Umarmung wird etwas fester und  intensiver. "Das habe ich schon", flüstert sie zurück. An ihrer Stimme höre ich ihre Müdigkeit und auch für mich war der Tag nach 10 Unterrichtsstunden anstrengend. Die Aufregung von heute lässt uns in den Schlaf fallen. "Ich liebe dich", murmle ich verträumt und schlafe seelenruhig ein.

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01.04.2018
Frohe Ostern meine kleinen Teufelchen 🐰
Vielleicht weiß ja jemand um welchen Film es sich handelt bzw. welche Buchreihe **hust hust** eine meiner Lieblings Reihen **hust hust**
- Little Demon 😈

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