Der letzte Tag der diesjährigen Winterferien. Ich verbringe ihn mit meiner besten Freundin und meinem besten Freund. Sowas ist total normal für uns. Seit wir uns in der Schule kennengelernt haben, unternehmen wir immer etwas am letzten Tag zusammen. Dieses Jahr haben wir uns für den Freizeitpark entschieden. Kein besonders großer, aber als klein würde ich ihn auch nicht bezeichnen. "Na kommt schon, bitte", bettel ich wie ein kleines Kind. Die beiden schütteln nur den Kopf. "Vergiss es. Mich bekommst du da nicht drauf, geh mit Javier", lehnt meine beste Freundin ab und deutet auf unseren besten Freund. Er schüttelt sofort heftig mit dem Kopf. "Nie im Leben. Lily, du solltest mit ihr gehen", winkt Javier ab. "Herr Gott. Dann gehe ich eben alleine", schmolle ich und stellte mich in der langen Schlange an. "Wir warten am Ausgang, Süße", ruft mir Lily zu und verschwindet auch schon mit Javier. Die Schlange geht nur schleppend voran. Der Park ist voll, verständlich, da alle den letzten Ferientag genießen wollen. Nach 40 Minuten war nun auch ich endlich an der Reihe. Ich rutsche auf den Sitz außen und ziehe mir meinen Schal etwas fester zu, damit er während der Fahrt nicht verloren geht. Da ich in der Schlange für Einzelpersonen stand, war mir klar, dass ich mit einer fremden Person fahren würde. Eine junge Frau setzte sich neben mich und lächelte mich freundlich an. Ihr Lächeln ist ansteckend. Wir ziehen fast gleichzeitig die Bügel hinunter. Die Angestellten prüfen noch einmal ob alles sicher ist. "Miss, würden Sie bitte noch die Mütze abnehmen?", fragte ein Mitarbeiter des Parks, die junge Frau neben mir. Sie nickt und zieht sich die schwarze Beanie vom Kopf. Ihre langen schwarzen Haare kommen zum Vorschein. Die junge Frau verstaut die Mütze in ihrer Jackentasche und wendet sich wieder an mich. "Alleine hier?", fragt sie und blickt mich mit ihren bernsteinfarbenen Augen an. "Nein, meine Freunde trauen sich nicht", lache ich ein wenig schüchtern. "Und du?", füge ich schnell hinzu. Sie sieht nur ein wenig jünger aus als ich. "Meine wollten auch nicht mit mir fahren", seufzt sie gespielt enttäuscht und grinst mich dann wieder an. Sie streckt mir ihre Hand entgegen. "Elizabeth oder einfach Liz", sagt sie leise. Ich nehme ihre Hand entgegen und schüttel sie kurz. "Katelyn, Kat", erwidere ich genauso leise wie sie. Die Bahn setzt sich in Bewegung. Ich kralle mich sofort an dem Sicherheitsbügel fest. Eigentlich bin ich jemand der auf Adrenalin steht, aber im Moment habe ich Herzrasen. Ich weiß selbst nicht wieso. Die Achterbahn fährt langsam nach oben. Man kann den schönen Ausblick genießen und den Sonnenuntergang betrachten. Die Sonne geht langsam unter und der Himmel färbt sich in ein zartes Rosa. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen als Elizabeth meine Hand nimmt und schreit. Wir fahren nach unten und werden augenblicklich in den Sitz gepresst. Die drei Loopings schlagen mir kein bisschen auf den Magen aber ich bin froh als die Fahrt vorbei ist. Mein Herz beruhigt sich ein wenig als Elizabeth meine Hand loslässt. Wir kommen nur wenig später zum stehen und die Sicherheitsbügel lösen sich. Die Nase und Wangen der jungen Frau neben mir sind knallrot. Frechheit, dass man im Winter seine Mützen und Co. ausziehen muss. Andererseits kann ich es verstehen. Es könnten Unfälle entstehen, wenn etwas auf die Gleise fällt. Langsam erhebe ich mich wieder aus dem Sitz und merke wie meine Beine ein wenig zittern. Elizabeth eilt sofort an meine Seite und stützt mich, als sie merkt, dass ich kurz davor bin zu fallen. "Vorsichtig, Kat", lachte sie leise und legte meinen Arm um ihre Schultern. Ich seufze nur frustriert und lass diese peinliche Situation über mich ergehen. "Danke, Elizabeth", schmunzel ich als wir am Ausgang angekommen sind und mich Javier in seine Arme zieht. "Baby, was ist denn los?", fragt mein bester Freund, als er mich von Elizabeth befreit. Lily mustert Elizabeth streng, was diese jedoch nur noch breiter zum grinsen bringt. "Kat, lass uns was trinken gehen", brummte meine beste Freundin und ich nickte kurz darauf. "War nett dich kennenzulernen, Elizabeth", lächel ich schamhaft und drehe mich mit Javier und Lily um. "Man sieht sich, Kat", ruft sie mir nach. Ich ignoriere sie. Lily zieht Javier und mich an einen Glühweinstand. "Ich will morgen nicht", stöhnt Javier neben mir. Ein schwuler Spanier. Ein klischeehafter schwuler, junger Mann. Er trägt in seinem rechten Ohr einen schwarzen Ohrring und seine schwarzen Haare sitzen immer perfekt. Kein Wunder, denn er ist Friseur. "Ach komm, Süßer. Du bist doch jeden Tag umgeben von hübschen Männern", neckt Lily ihn. "Aber alle Dates sind bis jetzt schief gegangen, seit ich meinen eigenen Laden habe", Javier nimmt einen Schluck von seinem heißen Glühwein und verbrennt sich dabei die Zunge. Ich bekomme nur ein lautes Lachen heraus. Javier klopft mir leicht auf den Kopf. "Lasst uns hinsetzen. Ich kann nicht mehr stehen", murrt Lily. Sie hat, seit sie Elizabeth gesehen hat, schlechte Laune. Es sind nur noch wenig Plätze frei. Wir suchen uns drei Plätze nebeneinander. "Bitte nicht", knurrt Lily als wir die einzigen dreier Plätze sehen. Sofort dreht sich eine junge Frau an diesem Tisch um. Elizabeth. "So sieht man sich also wieder", lacht sie und kriegt sich kaum noch ein. Erst als ihre weibliche Begleitung sie wütend an funkelt verstummt ihr Lachen. Elizabeth lehnt sich zu ihrer Begleitung und küsst sie sanft. Mir bleibt der Atem kurz weg. "Setzt euch doch", fordert Elizabeth uns auf und wir kommen ihrer Aufforderung nach. Ich setze mich gegenüber von der jungen Frau mit den schwarzen Haaren, die mittlerweile ihre Beanie wieder auf dem Kopf trägt. Scheinbar amüsiert schaut sie sich meine beste Freundin an deren Mine noch finsterer wird. Lily mag sie definitiv nicht. Ich schaue zu Javier und er wirkt genauso ratlos wie ich. Es herrschte eiserne Stille unter uns fünf. Ich erhebe mich und ziehe damit die Blicke der vier auf mich. "Ich komme gleich wieder", sage ich und verlasse auch schon den Tisch. Ich suche eine Toilette und sehe eine gigantische Schlange davor. Frustriert seufze ich, doch stellte mich an. Eine Hand legt sich auf meine Schulter und lässt mich zusammen zucken. "Komm mit", flüstert mir eine bekannte Stimme ins Ohr. Ich folge Elizabeth ohne Fragen zu stellen. Wir stehen vor einem Raum für die Angestellten des Parks. Elizabeth zückt einen Schlüssel und öffnet uns die Tür. Sie geht voran und schaltet das Licht an. "Na komm. Nicht so schüchtern", kichert sie vor sich hin und lässt mich aus meiner Starre kommen. Ich folge der jungen Frau zügig hinein. "Du arbeitest hier?", frage ich verwirrt. Elizabeth hält mir eine weitere Tür auf. "Ja. In den Ferien brauchen sie besonders viel Hilfe. Ist ein guter Nebenjob", grinst sie wie immer und zieht mich mit sich. Wir betreten ein Badezimmer. Sie schaltet auch hier das Licht an und lässt mich danach allein. So schnell es mir nunmal möglich ist benutzte ich das Bad und wasche mir anschließend die Hände. Ich schaute mit einem letzten Blick in den Spiegel und blicke tief in meine dunkelblauen Augen. Nach außen werden sie immer dunkler und enden schließlich in einem zarten lila. Es klopft an der Tür und Elizabeth kommt herein. Ich wollte sie gerade ansprechen als sie mich packt und an die Wand drückt. Sie presst ihre Lippen auf meine und obwohl ich nicht auf Frauen stehe habe ich nichts dagegen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich nicht wehren kann. Elizabeth hat meine Arme über meinem Kopf an die Wand gedrückt und nimmt mir so jede Möglichkeit zu entkommen. Erst nach ein paar Minuten lässt sie mich wieder los und lacht mich dreckig an. Sie beißt sich auf die Unterlippe und nimmt meine Hand in ihre. Völlig perplex folge ich Elizabeth ohne Widerstand. Wir laufen zurück zu den andern am Glühweinstand. Lily und Javier unterhalten sich mit der weiblichen Begleitung von Elizabeth, die meine Hand loslässt als wir nah genug an den dreien waren. Ich geselle mich zurück zu Lily und Javier. "Lasst uns für heute nach Hause fahren. Wir setzen den Abend bei mir fort", knurrt Javier als er Elizabeth ins Auge nimmt. Lily stimmt ihm zu und ich war somit überstimmt. "Bis dann, Katelyn", winkt mir Elizabeth hinterher. Auch bei dieser Verabschiedung ignoriere ich sie. Javier zieht mich in seine Arme und so laufen wir mit Lily zu meinem Auto. Ich hatte noch keinen Glühwein getrunken, also fahre ich.
Vor Javiers Haus setze ich die beiden ab. "Kommst du nicht mit?", fragt Lily erstaunt. "Nein, tut mir leid. Ich muss noch etwas für die Arbeit morgen vorbereiten. Wir sehen uns morgen, Lil. Wir schreiben, Javier, mein Süßer", ich zwinge mir ein Lächeln auf und fahre zu mir. Verwirrt lege ich mich in mein Bett und spiele die Szene im Bad noch einmal vor meinem inneren Auge ab.
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Drugs
Teen Fiction"People use drugs, legal and illegal, because their lives are intolerably painful or dull. They hate their work and find no rest in their leisure. They are estranged from their families and their neighbors. It should tell us something that in health...