Ich sitze auf dem Rand der Badewanne und schaue in den Spiegel, der mir gegenüber hängt. Mir ist spei übel. Heute darf ich endlich wieder zur Arbeit gehen nachdem ich zwei Monate krank geschrieben war. Schwächeanfall hatten die Ärzte diagnostiziert. Nicht sehr originell, aber die Wahrheit würde wahrscheinlich die Menschen noch mehr verstören: Ich war ein Vampir. Wenn auch nur kurz, aber die Auswirkungen sind alles andere als einfach. Ich kann immer noch nicht richtig essen, da mir von vielen Nahrungsmitteln schlecht wird. Die Sonne vertrage ich mittlerweile zwar wieder, aber ich vermeide trotzdem am Tag heraus zu gehen. Die Menschen starren mich mitleidig an, weil ich so blass und müde aussehe. So fühle ich mich allerdings auch. Und mein Spiegelbild bestätigt es auch noch ausdrücklich. Dunkle Ringe zeichnen sich unter meinen Augen ab, die durch meine fahle Hautfarbe noch erschreckender wirken, als so wie so schon. Seufzend stehe ich auf und nehme ich meine Schminksachen und versuche so gut es geht einen halbwegs vorzeigbaren Menschen aus mir zu machen. Ich hasse es mich zu schminken, aber so kann ich unmöglich im Krankenhaus aus Medizinstudentin auftauchen. Die weisen mich ja sofort wieder ein.
Aus der Küche weht kaum wahrnehmbar Essensgeruch herüber in das Bad. Wieder muss ich mit der aufsteigenden Übelkeit kämpfen. Meine Beine werden wackelig und ich setze mich wieder auf den Wannenrand. Ich hatte gehofft, dass es endlich mal besser würde, aber in den letzten Tagen war es eher schlimmer geworden. Manu schiebt es auf meine Nervosität wegen der Arbeit. Manu... Allein der Gedanke an ihn zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Er ist so süß. Selbst wenn ich aussehe, wie eine lebende Leiche, gibt er mir trotzdem das Gefühl schön und begehrenswert zu sein. Er ist der erste Mann, in den ich mich unsterblich verliebt habe und die Tatsache, dass er ein halber Vampir ist, ändert rein gar nichts an meinen Gefühlen zu ihm. Er ist der Mann mit dem ich bis an mein Lebensende zusammen sein möchte.
„Hey Süße. Ist alles in Ordnung bei dir? Du bist ja schon eine Ewigkeit da drin." höre ich jetzt seine Stimme gedämpft durch die verschlossene Türe. Diese Stimme, die mir immer noch eine Gänsehaut bereitet, in die ich mich verliebt hatte, bevor ich ihn überhaupt das erste Mal gesehen hatte... und auch jetzt spüre ich den wohligen Schauer beim Klang dieser einzigartigen Stimme über meinen Rücken laufen. Schnell erwidere ich „Jaja,alles gut. Bin gleich fertig." Schnell tusche ich noch meine Wimpern und verlasse das Bad. Dort steht Manu immer noch erwartungsvoll und nimmt mich in die Arme. Sofort fühle ich mich besser. Die Übelkeit wird weniger und ich fühle mich so wohl und beschützt. Am liebsten würde ich immer so hier stehen und mich an ihn kuscheln. Leise sagt er nun „Du siehst toll aus, meine Schöne." „Lügner." entgegne ich grinsend, aber ich weiß dass er es wirklich ernst meint und ich kann gerade noch so die aufsteigenden Tränen der Rührung herunter schlucken. Womit habe ich nur so einen tollen Mann verdient? Er haucht mir einen Kuss auf meinen Kopf und führt mich in die Küche. Das warme Gefühl der Geborgenheit verschwindet, sobald er mich nicht mehr im Arm hält und die Übelkeit steigt wieder in mir auf.
In der Küche schweift mein Blick über den üppig gedeckten Tisch. „Du hast Brötchen geholt?" wispere ich leise. Schon wieder könnte ich losheulen. Ich weiß doch, wie ungern er aus dem Haus geht, weil er immer Sorge hat, dass ihn jemand erkennt. Und nur für mich hat er es heute Morgen schon auf sich genommen. „Ja, und gekocht. Heute ist doch ein besonderer Tag für dich." Ich bin hin und weg von der lieben Geste, aber als mein Blick auf das Rührei und den gebratenen Speck fällt, dreht sich mir sofort wieder der Magen um. Ich sprinte los ins Bad. Aber zum Glück muss ich mich nicht übergeben. Es ist mir so peinlich. Er hat sich so eine große Mühe gemacht und wie Danke ich es? Wieder setze ich mich auf meinen Platz auf der Wanne und diesmal kann ich die Tränen nicht aufhalten. Was ist nur los mit mir? Ich sollte doch der aller glücklichste Mensch der Welt sein. Ich habe einen übernatürlich lieben Freund, wohne mit ihm zusammen in einem tollen Haus, habe eine Menge Freunde, die sich rührend um mich kümmern, einen Traumjob...Warum bin ich also in der letzten Zeit oft so traurig? Die Übelkeit und das schlappe Gefühl tun schon einiges dazu , dass ich mich nicht gut fühle, aber da ist auch noch was anderes. Das spüre ich...
Manu ist in das Bad gekommen und setzt sich neben mich. Zärtlich streicht er über meinen Rücken. „Jenn, wenn du dich noch nicht bereit fühlst zur Arbeit zu gehen, lass es doch. Ich kann gut genug für uns beide sorgen. Ich möchte nicht,dass es dir schlecht geht." Ich lehne mich leicht an ihn und augenblicklich geht es mir wieder besser. Aber ich kann doch nicht den Rest meines Lebens auf Manus Kosten leben. Außerdem liebe ich meinen Job. Mit einem Ruck erhebe ich mich und sage entschlossen „Ich schaff das schon!" Auch Manu steht auf und zieht mich nochmal in eine innige Umarmung und als er dann sagt „Ich liebe dich." treten schon wieder Tränen in meine Augen.
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Meine neue Welt ~ GLP | Freedomsquad | FF ~ Youtubesims
FanfictionFortsetzung von "Eine andere Welt" Jenny musste für ihr Medizinstudium nach San Myshuno ziehen. Dort lernt sie die Welt der Youtuber kennen. Sie verliebt sich eines Tages in die Stimme eines sehr bekannten Youtubers, GLP. Er ist ein Halbvampir, weil...