Meine Schuld

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Manu PoV

Ich mache mir Sorgen um Jenny. In den letzten Tagen ist sie so fertig. Ich habe gehofft, dass es besser würde, aber es wird immer schlimmer. Vielleicht geht es ihr ja nach ihrem ersten Arbeitstag wieder etwas besser. Unmotiviert lasse ich mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen und starte mein Schneideprogramm. Aber meine Gedanken sind nur bei Jenn. Es ist alles meine Schuld, dass es ihr überhaupt schlecht geht, denke ich mies gelaunt. Nur weil ich so ein blöder halber Vampir bin. Ohne mich wäre sie echt besser dran. Dieser Gedanke versetzt mir einen heftigen Stich. Ich darf mir nicht weiter vorstellen, wie ein Leben ohne sie wäre. Ich liebe sie. So sehr, wie ich noch nie jemanden geliebt hatte. Das Signal des Teamspeak unterbricht meine trüben Gedanken „User joined your channel" „Hallihallo Manu." ertönt es durch meine In-Ear Kopfhörer. „Hm hey, maudiddle." antworte ich den fröhlichen Gruß meines Freundes. „So wie du dich anhörst, geht es Jenny immer noch nicht besser?" errät er treffsicher. „Ne, eher schlimmer." antworte ich ihm niedergeschlagen. Nach kurzem Schweigen redet er wieder „Das ist echt seltsam. Die Auswirkungen ihrer Verwandlung müssten doch langsam mal abklingen. Hat es bei ihr vielleicht nicht richtig funktioniert? Wie ist es denn mit ihrem Appetit?" Ich hasse es so über meine Freundin zu sprechen, wenn sie nicht da ist. Aber meine Sorgen sind einfach zu übermächtig und Maudado ist der Einzige, dem ich mich in der Beziehung anvertrauen kann. „Sie hat kaum Hunger... Ihr wird immer noch oft schlecht, wenn sie Essen sieht." entgegne ich ihm. „Und Blut?" fragt er. Erschrocken zucke ich zusammen. Daran habe ich nicht gedacht. Aber das wäre mir doch aufgefallen, wenn sie wirklich noch Blut braucht. Ich habe zwar nicht so viel, wie ein normaler Mensch, aber wenn sie wirklich Durst hätte, würde sie doch versuchen bei mir zu trinken. Ich hatte meinen Gedanken wohl laut ausgesprochen, denn Maudao antwortet darauf „Sie liebt dich, Manu.... Sie wird es unterdrücken. Sie konnte es ja sogar, als sie fast verdurstet war. Wie es allerdings ist, wenn sie auf fremde Menschen trifft?" Ich springe auf. Meine Kopfhörer fallen zu Boden. Im Hinausrennen rufe ich nur „Dado, ich muss weg." Und schon bin ich aus dem Haus. Wenn Maudado recht hat, dann ist sie im Krankenhaus bei eventuell blutenden Menschen definitiv nicht gut aufgehoben. Ich ziehe die Kapuze meines Hoodies auf, damit die grelle Sonne mich nicht direkt trifft. Schnell laufe ich zur Bahnstation. Hoffentlich komme ich nicht zu spät.

Eine dreiviertel Stunde später erreiche ich die große Klinik in der Jenny arbeitet. Die Erinnerung kommt hoch an die Nacht in der ich sie kennen gelernt hatte. Mein abscheulicher Cousin Derek hatte sie mit KO Tropfen betäubt und wollte sie aussaugen. Ich hatte sie quer durch die halbe Stadt bis hierher getragen, weil sie bewusstlos war. In der Klinik ist jetzt gerade die Hölle los. Ich stelle mich am Empfang an, um herauszufinden, wo ich Jenny finden konnte. Da kommt eine Ärztin auf mich zu. Ich erkenne sie. Sie hatte Jenny in der Nacht untersucht. Ich hatte sie damals angelogen und ihr einen falschen Namen genannt, als sie sagte, dass sie den Vorfall der Polizei melden wollte. Ich versuche meine Kapuze weiter in mein Gesicht zu ziehen und tue möglichst unauffällig. Sie redet mit der Krankenschwester am Empfangstresen. Sie spricht zwar sehr leise, aber mein Gehör ist sehr gut „Ich kann gerade keine Patienten annehmen. Eine der Medizinstudentinnen ist zusammen geklappt. Ich werde erst nach ihr sehen." Ich drängle mich an den wartenden Kranken vorbei und frage panisch „Ist mit Jenny alles in Ordnung?" Überrascht schaut mich die Ärztin jetzt an. Ihre Stirn liegt in Falten, dann erkennt sie mich „Herr Meyer, nicht wahr?" Ich schüttele meinen Kopf „Nein. Ich bin Manuel. Jennys Freund." Sie scheint verwirrt, aber deutet mir mit ihr zu gehen. Ich bin froh, dass sie jetzt nicht nachfragt. Wir betreten einen Behandlungsraum und auf dem Krankenbett liegt Jenny. Schnell eile ich zu ihr und streiche über ihr schneeweißes Gesicht. Durch meine Berührung schlägt sie ihre Augen auf. „Manu? Was machst du hier?" Sie richtet sich auf und muss ihre Augen schließen, weil ihr wohl wieder schwindelig ist. Schnell nehme ich sie in die Arme und sie lehnt sich an mich. Leise, so dass nur ich es hören kann, flüstert sie schwach „Das ganze Blut... Ich habe es gerochen... und mir ist schlecht geworden." Ich bin ein wenig erleichtert, dass sie das Blut nicht braucht, sondern ihr davon übel wird, aber trotzdem mache ich mir Sorgen, warum sie so fertig ist. Wir müssen heraus finden, warum es ihr nach ihrer Rückverwandlung so schlecht geht und deshalb sage ich „Lass uns ein paar Tage nach Maudado fahren, ok?" Schlapp nickt sie ohne ihren Kopf von meiner Schulter zu nehmen. Die Ärztin setzt sich auf die andere Seite von Jennys Bett und fragt ruhig „Jenny, soll ich dich einmal richtig untersuchen? Vielleicht hast du ja nur einen Mangel von dem ganzen Stress der letzten Wochen." Aber meine Süße verneint. Sie sagt, dass sie wahrscheinlich noch nicht wieder bereit ist zu arbeiten und noch ein paar Tage braucht. Die weißhaarige Frau nickt bedächtig und sagt dann „Alles klar. Aber wenn es dir schlechter geht, kommst du bitte vorbei, versprochen?" Jenny hebt den Kopf von meiner Schulter und sagt leise „Versprochen." Ich helfe ihr hoch und wir verlassen das Krankenhaus. Müde lehnt sie sich wieder an mich auf dem Nachhauseweg und wieder mache ich mir Vorwürfe. Ich allein trage die Schuld daran, dass es ihr schlecht geht.

Meine neue Welt      ~ GLP | Freedomsquad | FF ~ YoutubesimsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt