Auf dem Flohmarkt

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Jenny PoV

Sonja kommt in mein Zimmer. Leise sagt sie „Ich geh mal eben rüber zu Palle. Es scheint wichtig zu sein. Ich bin gleich wieder da, ok?" Ich nicke und auf wenn ich es eigentlich nicht will, frage ich „Ist Manu bei ihm." Verlegen sieht Sonja auf den Boden und zieht ihre Schultern hoch „Ja, er ist da. Soll ich ihm irgendwas von dir sagen?" Ich schüttele meinen Kopf. Nein, er soll nicht wissen, wie sehr ich ihm nachheule, aber etwas ist noch wichtiger „Sonja? Sag ihm ja nichts von der Schwangerschaft. Verspreche es mir!" „Natürlich nicht. Das ist doch Ehrensache." sagt sie schnell und verlässt mein Zimmer wieder. Sie wird gleich Manu sehen. Dieser Gedanke geistert in meinem Kopf umher. Vielleicht kann sie mir heute Abend ja erzählen, wie es ihm geht. Ob ihm sein Betrug wenigstens ein wenig leid tut. Seufzend drehe ich mich auf den Bauch und vergrabe mein Kopf im Kissen. Aber die Idee scheint mein neuer Mitbewohner gar nicht so toll zu finden, denn ich spüre deutlich leichte Tritte gegen meine Bauchdecke. Fasziniert setze ich mich auf und halte meine Hände auf die kleine Wölbung, die sich mittlerweile ziemlich schlecht verstecken lässt. Da drin ist tatsächlich etwas winziges Lebendiges. Erst jetzt realisiere ich wirklich, was da in mir geschieht. Klar ich studiere Medizin und mir ist der Vorgang sehr wohl vertraut, aber so zu spüren, wie sich da drin das kleine Würmchen regt, ist unglaublich.

Eine ganze Weile sitze ich einfach still so da und streichle über meinen Bauch. Alle Gedanken an Manu sind für diesen Moment ausgeblendet und ich konzentriere mich einzig auf mein Baby. Leise murmele ich „Ich weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte, als ich gemerkt habe,was dein Vater für ein Vollidiot ist... Ich hatte immer gedacht, ich könnte ohne ihn nicht leben, aber jetzt wo du da bist, bist du das einzig Wichtige in meinem Leben. Ich liebe dich Baby." In dem Moment kommt Anna ins Zimmer und sieht mir überrascht an „Mit wem redest du?" Ich grinse ihr jetzt zu „Mit meinem Baby, es hat gerade das erste Mal getreten." Sie setzt sich zu mir und grinst ebenfalls „Das ist so cool." Aber dann sagt sie betreten „Du, das Krankenhaus hat angerufen. Ich müsste eine Schicht von meiner Kollegin übernehmen, weil sie krank ist. Ich habe Dustin angerufen und er kommt gleich her, wenn es dir recht ist. Nur solange bis Sonja wieder da ist." „Ich brauche doch keinen Babysitter. Also noch nicht..." protestiere ich, aber Anna sieht mich so bittend an, das sich nachgebe. Sie machen sich ja nur Sorgen, aber was soll mir denn passieren? Ob sie wirklich meinen, ich würde mir etwas antun wegen Manu? Dann würde ich auch mein Würmchen töten. Und dieser Gedanke ist zu grausam für mich. Was kann das Kleine denn dafür? Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage. Anna drückt mich noch mal, bevor sie sich für die Arbeit fertig macht. Kurze Zeit später schellt es an der Türe. Und schon steckt Dustin seinen Kopf durch die Türe„Darf ich reinkommen?" fragt er unsicher und ich antworte „Wenn du mir nicht irgendwelche Vorwürfe machen willst, gern." Entschuldigend grinst er mich an und betritt jetzt mein Zimmer ganz.Eine ungemütliche Stille herrscht zwischen uns. Es ist komisch jetzt wieder hier mit ihm in meinem alten Zimmer zu sitzen nach all dem, was mal war. Ich habe ihm gegenüber immer noch ein ziemlich schlechtes Gewissen, weil ich ihn so lange hingehalten hatte, obwohl ich mir da schon ziemlich sicher war, dass ich mich in Manu verknallt hatte. Ich war so froh gewesen, als er mit Anna zusammen kam und damit dann ja über mich hinweg war. Aber seine Bemerkung über Manu gestern, geben mir das Gefühl, dass es für ihn doch noch nicht so ganz vergessen ist. Nach einigen Minuten durchbricht er unser Schweigen und sagt „Ich habe auf dem Weg hierher gesehen, dass ein paar Straßen weiter ein Trödelmarkt stattfindet. Was ist? Hast du nicht Lust für eine Stunde mit mir dahin zu gehen? Du kannst ja nicht nur hier rumsitzen und dich von deinen Gedanken irre machen lassen." Er kennt mich immer noch echt gut. Er weiß, dass ich Flohmärkte liebe und die Atmosphäre drumherum. Und auch, dass ich wirklich nur in meiner eigenen kleinen Gedankenwelt gefangen bin, wenn ich hier im Bett herum gammele. Also sage ich zu meinem eigenen Erstaunen „Ok. Aber wirklich nur für eine Stunde."

Ich kann mich gar nicht satt sehen an den ganzen tollen Sachen, die an den vielen Ständen angeboten werden. Es gibt hier einfach alles. Von alten Möbeln, über die witzigsten Klamotten zu einer Menge kurioser Sammelstücke. An einem Stand gibt es verschiedene Stofftiere. Ein Teddybär fällt mir sofort ins Auge. So einen ähnlichen hatte ich mal als kleines Mädchen gehabt. Leider fiel er meiner Hündin zum Opfer als sie noch ein Welpe war. Sie hatte sich diesen Teddy aus meinem Bett geklaut und ihn dann nicht mehr herausrücken wollen. Mittlerweile ist er vollkommen angesabbert und schon ein bisschen mitgenommen. Ich frage den Verkäufer, was er für das Bärchen haben möchte. Ich gebe ihm den geforderten Betrag und mache mich auf die Suche nach Dustin, der ein paar Stände vorher bei alten Kameras und Fotomaterial hängengeblieben ist. „Schöner Teddy." werde ich plötzlich von einer Frauenstimme angesprochen. Ich drehe mich in die Richtung aus der die Stimme kam und sofort krampft sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Die rothaarige Tussi, die mit meinem Verlobten herumgemacht hat. Am liebsten würde ich ihr hier und jetzt den Hals umdrehen. Gerade als ich sie anmotzen will, dass sie mich gefälligst in Ruhe lassen soll, sagt sie mit Tränen in den Augen „Jenny, nicht wahr? Bitte glaube mir, ich wollte das alles nicht. Wenn ich gewusst oder auch nur im geringsten geahnt hätte, dass dieser Blödmann eine Freundin hat, hätte ich mich doch nie von ihm herumkriegen lassen." Ich spüre, wie alle Farbe aus meinem Gesicht weicht. Soll das heißen, dass Manu sie absichtlich im Unklaren gelassen hatte? Meine Wut auf ihn ist jetzt so stark, dass ich anfange zu zittern. Die unbekannte Vampirin nimmt mich vorsichtig in ihre Arme „Ich kann mir so gut vorstellen, wie es dir gerade geht. Ich bin auch absolut enttäuscht von ihm. Er hat mir die große Liebe vorgespielt und mich dann, nachdem du so plötzlich aufgetaucht bist, einfach fallen lassen."

Tränen rinnen unaufhörlich über mein Gesicht. Die junge Frau streicht sanft über meinen Rücken und das bewirkt, dass ich mich ein wenig beruhige. Leise sage ich „Ich möchte nach Hause. Ich muss das alles erst mal verarbeiten." Sie entlässt mich aus ihrer Umarmung und lächelt mich lieb an. „Ich begleite dich ein Stück. Vielleicht möchtest du dich ja ein wenig aussprechen über diesen Mistkerl." Dankend nehme ich ihr Angebot an. Sie strahlt so etwas Positives, Vertrauenswürdiges aus, dass ich mich mit ihrer Gesellschaft echt wohlfühle.

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Das ist jetzt doch erstmal ein anderes Kapitel. Aber mich überkam heute eine neue Idee... ;D

Meine neue Welt      ~ GLP | Freedomsquad | FF ~ YoutubesimsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt