Blut

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Manu PoV

Ich bin wohl eingeschlafen, denn als ich die Augen wieder aufmache, hat Jenny eine Nadel im Arm und eine klare Flüssigkeit läuft Tropfen für Tropfen in sie hinein. Sonja und Palle müssen also wieder da sein. Ich schaue nach meiner Freundin. Sie schläft immer noch, aber ich habe den Eindruck, dass das Fieber ein wenig gesunken ist. Das gibt mir Hoffnung. Ich stehe auf und gehe runter ins Wohnzimmer. Alle sitzen dort zusammen und unterhalten sich angeregt, als sie mich bemerken, verstummt die gerade noch hitzige Diskussion. Etwas irritiert frage ich „Was habt ihr denn für Geheimnisse?" Ich versuche mich an einem Grinsen, aber ich spüre, dass hier etwas gar nicht stimmt. Dado hat sein Vampirbuch aufgeschlagen auf den Knien liegen und Sonja einige Notizen in den Händen. Ich sehe ihre sorgenvollen Gesichter und dränge jetzt darauf, dass sie endlich mit der Sprache rausrücken sollen. Sonja ist die Erste, die anfängt zusprechen „Ich habe Jennys Blut ausgewertet und es sieht nicht so gut aus. Ich konnte mir erst keinen Reim darauf machen, bis Maudado etwas dazu in seinem Buch gefunden hat..." Dado hat etwas über die Krankheit meiner Freundin in seinem Vampirschmöker gefunden? Gespannt setze ich mich auf die Lehne meines Sofas und sehe meinen Kumpel auffordernd an. Er kratzt sich am Kopf. Das macht er oft, wenn er nach den richtigen Worten sucht und vorsichtig beginnt er „Also, ich habe gelesen, dass das Baby Jennys Blutplasma aufbraucht..." Das letzte bisschen Blut weicht aus meinem Gesicht und ich frage entsetzt nach „Was hat das zu bedeuten?" Betreten sehen sich alle meine Freunde an und Sonja sagt leise „Wenn das Baby mehr Blut braucht, wird Jenny es nicht mehr lange überleben." Nein, das kann nicht sein. Warum? Klar der oder die Kleine ist ein Vampir, aber meine Mutter hatte doch in ihrer Schwangerschaft mit mir auch nicht solche Probleme. Und das sage ich den beiden Möchtegern-Medizinern auch. Dado steht auf und reicht mir sein Buch mit der Erklärung „Jenny war aber ein Vampir... und sie hat Blut getrunken... Sie muss da schon schwanger gewesen sein. Und das Baby ist dadurch an Blut gewöhnt. In der Zeit vor ihrer Entführung hat Jenn das durch die Plasmafrüchte ausgeglichen." Ich lege meine Stirn in Falten und sage überzeugt von meiner Idee „Dann kann Jenn doch jetzt auch wieder die Früchte essen und das Baby damit versorgen." Dado lächelt mich mitleidig an „Manu, es ist nicht so einfach. Du und ich haben uns nie von Blut ernährt. Aber ein Vampir, der daran gewöhnt ist, wird es immer vorziehen..."

Mutlos lasse ich mich von der Lehne auf das Sofa neben Palle sinken, der die ganze Zeit nur schweigend dem Gespräch gelauscht hat. Jetzt sagt er leise „Aber wir müssen diese Option wenigstens versuchen. Ich will nicht meinen besten Freund verlieren..." Die letzten Worte flüstert er nur noch. Sonja sagt resigniert „Das Baby ist noch nicht weit genug entwickelt, sonst könnten wir im Krankenhaus es per Kaiserschnitt holen." Zombey erwidert darauf ernst „Aber wäre es nicht besser? Ich meine... Sonst sterben zwei Menschen, die wir lieben..." Ruckartig hebe ich meinen Kopf und starre ihn fassungslos an. Nur über meine Leiche. Auch wenn sein Vorschlag vielleicht nur gut gemeint ist, könnte ich damit nicht leben und vor allem Jenny würde mich für den Rest ihres Lebens hassen. Wieder ergreift Sonja das Wort „Nur Jenn kann diese Entscheidung treffen. Sie ist da am stärksten von betroffen." Laut rufe ich „Nein!" Ich bin jetzt echt verzweifelt „Wir können sie doch nicht vor so eine Wahl stellen. Ihr wisst, dass sie sich dann zwischen mir und dem Baby entscheiden muss." Ich verberge mein Gesicht in meinen Händen. Ich bin am Ende. In meinem Kopf tost nur noch der Gedanke, dass ich Jenn oder das Baby verlieren werde...

Dann höre ich Dados zögerliche Stimme „Sonja, kannst du vielleicht Blutkonserven aus dem Krankenhaus bekommen? Vielleicht können wir Jenny so lange damit fit halten, bis das Baby stark genug ist und es geboren werden kann?" Hoffnungsvoll hebe ich meinen Kopf und sehe Sonja an. Es ist ihr sichtlich unwohl bei dem Gedanken, aber schließlich sagt sie „Ich werde mein Möglichstes versuchen. Vielleicht, wenn ich Frau Dr. Banerjee danach frage und ihr erkläre, dass ich es für Jenn brauche..." Leise hauche ich „Danke." Ich muss jetzt zurück zu Jenn. Mich hat das alles sehr mitgenommen und ich brauche jetzt einfach die Nähe meiner geliebten Freundin. Wer weiß, wie lange ich das noch kann.

Als ich in das Schlafzimmer komme ist sie wach und verdrückt gerade eine der Plasmafrüchte, die Dado ihr wohl hingestellt hat. Ich setze mich neben sie und beobachte sie schweigend. Als sie aufgegessen hat, sieht sie mich an und merkt natürlich sofort, dass ich nicht ganz mit den Gedanken da bin. Sie nimmt meine Hand und fragt „Was ist los mit dir?" Ich ziehe sie in meine Arme. Ich werde ihr mit Sicherheit nicht sagen, was wir gerade besprochen haben, auch wenn ich weiß, dass sie die Wahrheit darüber verdient hat. Aber ich bringe es einfach nicht übers Herz und antworte ausweichend „Ich mache mir Sorgen wegen deiner Krankheit. Ich brauche dich doch, meine Schöne." Sie lächelt mich glücklich an und sagt zuversichtlich „Das wird schon wieder. Unkraut vergeht schließlich nicht." Ich lege meinen Kopf auf ihren und halte sie ganz fest. Ich hoffe so sehr, dass Dados Plan mit den Blutkonserven funktioniert und ich noch viel Zeit mit ihr und unserem Baby haben kann.

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Heute etwas kürzer, aber ich hoffe, dass es euch trotzdem gefällt. <3 

Meine neue Welt      ~ GLP | Freedomsquad | FF ~ YoutubesimsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt