Zu Besuch bei einem Vampir

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Der Krankenhaus Alltag hatte mich wieder. Der stechende Geruch von Desinfektionsmitteln reizt meine empfindliche Nase. Ich habe doch noch einiges aus meinem kurzen Leben als Vampir zurück behalten. Ob es je wieder ganz verschwinden wird? Es ist jetzt schließlich schon zwei Monate her. Ich schiebe die Gedanken daran zur Seite und versuche mich voll und ganz auf meine Arbeit zu konzentrieren. Frau Dr. Banerjee begrüßt mich herzlich, als sie mich im Schwesternzimmer trifft. Sie habe ich am meisten vermisst und ich hoffe, dass ich wieder mit ihr zusammen arbeiten darf und nicht mit der schrecklichen Oberärztin. Ich beginne mit den Routine Aufgaben, wie Kaffee kochen und einigen Patienten das Essen bringen. Der Tag verläuft ruhig und ich fühle mich schon viel besser. Wahrscheinlich war meine Übelkeit wirklich darauf zurück zuführen, dass ich zu aufgeregt war, ob ich auf meiner Arbeit wieder klar kommen würde. Dann entsteht aber auf einmal Hektik. Wir bekommen zwei Schwerverletzte von einem Verkehrsunfall herein. Frau Dr. Banerjee ruft mir zu, dass ich mit ihr in das Behandlungszimmer Nr. 1 kommen soll. Ich folge ihr. Auf der Krankenliege liegt ein junger Mann, nicht viel älter als ich und er blutet aus zahllosen Schnitten im Gesicht, am Arm... Blut! Sofort werden meine Knie weich. Ich kann den metallischen Geschmack förmlich auf meiner Zunge schmecken. Dazu dieser süßliche Geruch... Etwas in mir verlangt plötzlich danach, will dass ich es trinke, aber ich weigere mich. Ich bin kein Vampir mehr! Ich trinke kein Blut! Ich... mir wird schwarz vor Augen...

Von einer leichten Berührung wache ich auf. Ich blicke in die stechend grünen Augen von Manu. „Was machst du hier?" flüstere ich, aber es kommt nur ein heiseres Krächzen heraus. Ich möchte aufstehen und ihn umarmen, denn eigentlich ist es mir gerade vollkommen egal, warum er hier ist. Hauptsache er ist da und als er mich jetzt so fest an sich drückt, fühle ich mich gleich um einiges besser. Ich erkläre ihm, dass mir vom Geruch des Blutes schlecht geworden ist. Aber ich verschweige ihm, dass ich für einen Moment das Verlangen danach hatte. Er macht sich sowieso viel zu viele Gedanken darüber, dass es seine Schuld ist. Weil er ein Vampir ist. Aber er wäre halt nicht Manu, wenn es anders wäre. Ich liebe ihn genauso, wie er ist. Außerdem war ja nicht er es, der mich verwandelt hat, sondern sein komischer Cousin. Sein Vorschlag ein paar Tage zu Maudado zu fahren finde ich prima. Auch wenn ich noch zu schwach bin mich richtig zu freuen.

Sofort als wir zuhause ankommen, beginnt Manu unsere Sachen einzupacken. Immer noch etwas benommen sitze ich auf unserem Bett und beobachte ihn. Meinen perfekten wundervollen Freund. Aber dann spüre ich plötzlich einen heftigen Stich in meiner Brust. Was, wenn er nur mit mir zusammen bleibt aus Schuldgefühlen? Sofort schießen wieder Tränen in meine Augen. Zum bestimmt hundertsten Mal heute. Heimlich versuche ich sie wegzuwischen, aber Manu hat es leider schon mitbekommen und ist sofort bei mir „Alles in Ordnung meine Schöne?" Sofort fließen neue Tränen bei mir, weil ich von seiner süßen lieben Art wieder vollkommen überwältigt bin. Ich hasse mich schon ein wenig dafür, dass ich so eine Heulsuse geworden bin. Und schluchzend frage ich ihn jetzt „Warum bist du überhaupt noch mit mir zusammen? Ich bin doch so..." Bevor ich aussprechen kann, verschließt er meinen Mund mit seinem. Ein kurzer zärtlicher Kuss nur, der mich aber wie elektrisiert. Er löst sich von mir und lächelt mich an „Weil ich dich mehr als alles andere liebe." „Aber warum?" schniefe ich. Er grinst jetzt schelmisch und verteilt kleine Küsse auf meinem Mund, meine Wangen, meinem Ohrläppchen, herunter zu meinem Hals. Dabei flüstert er „Weil du die süßeste, liebste, verführerischste Frau auf der ganzen Welt bist..." „Lügner!" hauche ich, aber schmiege mich mehr an ihn, um seine Zärtlichkeiten noch intensiver zu spüren. Leider hört er viel zu schnell auf und sieht mich bedauernd an „Wir haben jetzt keine Zeit dafür, Süße." Schmollend stehe ich auf, um noch die restlichen Sachen aus dem Bad zusammen zu packen. Wie gerne hätte ich seine Nähe jetzt ganz gespürt. Mein einziger Trost besteht darin, dass wir es mit Sicherheit nachholen, sobald wir dafür eine ruhige Minute finden.

Die Fahrt zu Maudado verläuft sehr ruhig, da ich an Manu gekuschelt die meiste Zeit schlafe. Sein ruhiger Herzschlag und sein gleichmäßiges sanftes Streicheln über meinen Rücken, entspannte mich so sehr, dass ich meine Augen nicht aufhalten konnte.

Am Bahnhof in der Nähe von Maudados Häuschen erwartet uns der großgewachsene Junge mit dem lustig abstehenden Blondschopf schon. Fröhlich begrüßt er uns. Dass dieser warmherzige gute Mann ein Vampir ist, ist fast unvorstellbar. Er ist so lustig und lebendig. Ich fühle mich in seiner Anwesenheit immer sofort wohl. Und auch Manu lässt sich gerne von seiner aufgedrehten Art anstecken. Die Beiden kennen sich schon so lange und erst als sie mich zusammen gerettet haben, hatten sie sich das erste Mal gesehen. Aber die innige Vertrautheit ist dadurch noch stärker geworden. „Zombey kommt die Tage auch vorbei, wenn es euch recht ist." erzählt uns Maudado auf dem Weg zu seinem Wagen. Manu lacht „Fehlt dann ja nur noch Palle, dann wäre der Freedomsquad wieder komplett." Ernster fügt er hinzu „Aber du weißt ja, warum wir hier sind. Wir müssen herausfinden, was mit Jenny ist." Der große Blonde nickt und betrachtet mich nachdenklich. "Aber fahren wir erst mal zu mir. Ich habe für uns gekocht." Bei dem Gedanken an Essen spüre ich die Übelkeit wieder unaufhaltsam aufsteigen. Maudado scheint zu bemerken, dass ich mich nicht ganz wohl fühle. Aufmunternd sagt er "Ich habe etwas ganz besonderes zubereitet. Ich denke, das wird dir schmecken." Freundlich lächele ich ihm zu, aber überzeugt bin ich nicht. 

Meine neue Welt      ~ GLP | Freedomsquad | FF ~ YoutubesimsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt