》Kapitel 5《

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Die Flammen des Feuertempels waren unsäglich heiß, genau wie die Sonne, die außerhalb des Tempels auf die Stadt brannte. Das Mädchen betete schon seit Stunden. Sie versuchte Antworten zu finden auch wenn sie sich nicht mal wirklich sicher war welche Fragen sie hatte. Das Feuer hatte immer zu ihr gesprochen, ob in Delphi oder jetzt in Shush.

Sie spürte die Anwesenheit der Götter in diesem Tempel, sie gaben ihr das Gefühl einen Ort gefunden zu haben, den sie Zuhause nennen konnte. Auch wenn sie sich in diesem Palast zuerst wie eine Gefangene vorkam, hatten die Götter ihr den Mut gegeben weiter zu leben. Für sie war die Anwesenheit von Göttern, Naturgeistern und der Magie, die alles Leben umgab ein wahrer Segen gewesen, denn ohne hätte sie ihren Platz niemals an der Seite des Königs gefunden.

Sie hatte ihr Leben in die Hände eines Königs gelegt, der gnädiger war, als jeder Herrscher, von dem sie jemals gehört hatte. Manchmal fragte sie sich, ob diese Gnade von dem Gott kann, den der König und sein Volk anbeteten. Es schien ihr ein großer Gott zu sein und sie fühlte sich in den Tempeln, die ihm zu Ehren errichtet wurden sehr wohl. Dennoch würde sie sich nicht dazu überwinden können ihre Seele nur einem einzigen Gott zu überlassen.

„Hat er dir geantwortet?", hörte sie eine höhnische Stimme hinter sich. „Mach dich nicht über ihren Glauben lustig, Schwester. Nur weil es ein anderer ist, verdient er nicht weniger Respekt.", entgegnete sie. „Ich mach mich nicht lustig. Ich kann nur nicht verstehen warum du dich von deinen, von unseren Göttern abgewandt hast." Artemisia setzte sich auf den Boden und fing an mit ihrem Dolch zu spielen.

Mit diesen kleinen Kunststücken konnte sie den König immer wieder begeistern, doch jetzt nutzte sie ihre Fähigkeiten lediglich um zu provozieren. „Du warst eben schon immer besser mit dem Schwert, als deinen Geist dem Glauben zu widmen."„Wo du grade von Schwert sprichst. Dareios erwartet dich. Er will..."„... nach Marathon. Ich weiß es schon.", vollendete die Priesterin den Satz ihrer Schwester und erhob sich. Sie hatte es in den Flammen gesehen und es stimmte sie traurig.

Nicht nur, weil er gegen ihr Heimatland marschierte. Ihre Schwester sah sie durchdringend an. „Was hast du gesehen?", fragte sie, aber sie sollte noch keine Antwort bekommen. „Sahar! Was hast du gesehen?"„Ich werde das erst mit dem König besprechen." Sie hatte dem König Treue geschworen und dazu gehörte ebenfalls die Menschen zu belügen, die sie eigentlich mehr liebte als sich selbst. „Mach dir keine Sorgen. Ich habe nichts gesehen, was sich nicht verändern ließe.", erklärte sie, um alleine gehen zu können.

Sie fand ihren König in der Apadana, wo er mit einem Mann seiner Leibgarde sprach. Als er das Mädchen sah, schickte er ihn sofort weg. Für einen kurzen Moment hatte sie die Hoffnung ihm wichtiger zu sein als der Krieg, aber sie besann sich schnell wieder darauf nur ein Instrument zu sein, welches er für eben diesen nutzen wollte.

„Ich wollte Euch nicht stören, mein König.", entschuldigte sie sich. „Mein liebes Kind, du würdest mich niemals stören. Schon gar nicht wenn ich nach dir geschickt habe." Er sah sie zufrieden an und strich ihr die Haare hinter die Ohren. „Lass uns ein Stück gehen. Ich habe etwas mit dir zu besprechen.", fuhr er fort und umfasste ihre Schultern mit einem Arm.

Er erzählte ihr von einer Provokation seitens Griechenlands und dass er keine Wahl hätte als gegen das Volk zu kämpfen, das Sahar vor einigen Jahren verstoßen hatte. Sie solle sich nicht verletzt fühlen, denn die Perser seien jetzt ihr Volk und nicht mehr die Griechen. Selbst einen Persischen Namen hatte er ihr gegeben auch wenn Artemisia ihren behalten durfte. Vielleicht lag es daran, dass sie sich nur etwas vormachte und eben doch eine Gefangene war, die in einem goldenen Käfig hockte.

„Ihr dürft nicht nach Marathon gehen. Ich habe schreckliches in den Flammen gesehen, ich könnte nicht ertragen, wenn es wahr wird.", flehte Sahar. Sie hatte nichts gesehen, was auch nur im entferntesten für einen Sieg sprach. „Du hast immer gesagt, dass die Zukunft nichts Festes ist und dass sie mit jeder noch so kleinen Handlung verändert werden kann. Warum also sollten wir uns auf etwas verlassen, was du heute im Feuer gesehen hast?

Es kann sich alles noch ändern." Aber das entsprach nicht der Wahrheit. Sie hatte es dem König nie gesagt, aber was in den Flammen stand würde sich nicht ändern. Genau das war es, was sie so unruhig machte. Sie wusste schon zu viel und konnte es nicht verhindern.

„Du wirst Cexes mitnehmen.", stellte sie trocken fest. „Natürlich werde ich ihn mitnehmen. Er ist der Prinz.", war die ernüchternde Antwort des Königs. „Du zerbrichst dir doch nicht wegen ihm den Kopf?", hakte er nach. Sahar wusste nicht recht was sie darauf antworten sollte. „Nicht um ihn mache ich mir Sorgen.", sie sah ihren König durchdringend an, doch er schien die Botschaft nicht zu verstehen, oder er wollte es einfach nicht. „Was wäre wenn Ihr nicht zurück kommt? Was ist wenn nur er es schafft?", fragte sie in der Hoffnung Dareios wach zu rütteln und ihm diesen Wahnsinn von Marathon auszutreiben.

Ihr König sah sie verständnislos an, als wäre er unsterblich und als wäre seine Rückkehr etwas Selbstverständliches. „Nun, ein Vater sollte seine Kinder nicht überleben und selbst ein König muss irgendwann Platz für eine neuen Herrscher machen.", sinnierte er. Es klang so als hätte er diese Antwort schon von seinem Vater gehört und dieser ebenfalls von seinem Vater. Es war eine alte traurige Weisheit in Sahars Ohren.

„Nimm mich mit nach Marathon.", sprudelte es aus ihr heraus. „Ich habe mehr Macht, als ich bisher zeigen durfte. Ich kann mehr als nur ein Feuer machen und in die Zukunft sehen." Es war ein verzweifelter Versuch ihren König zu retten, doch den stimmte diese Idee nicht glücklich. Er packte ihre Schultern und sah ihr tief in die Augen. „Sahar, ich habe dich Jahre lang wie mein eigen Fleisch und Blut behandelt.

Ich habe dir einen Namen gegeben. Ich habe dir ein Leben gegeben von dem du in Delphi niemals zu träumen gewagt hättest. Willst du mir wirklich damit danken, dass du dich in einer Schlacht umbringen lässt nur um etwas zu verhindern, dass sich nicht verhindern lassen wird?" Er wusste es also. Was das Feuer erzählte war in Stein gemeißelt. Wie konnte er sich so einfach mit seinem Schicksaal abfinden?

„Es tut mir leid, das war eine schlechte Idee.", war alles was sie als Antwort hervorbringen konnte. „Wie weit hast du in die Zukunft gesehen?"Sahar wusste nicht, ob sie ihm die Wahrheit sagen sollte. Sie hatte viel zu weit gesehen. Sie hatte so viel gesehen, was ihren König verärgern könnte. „Wollt Ihr wissen wie Ihr..."„Nein.", er sah verärgert aus. Niemand wollte wissen wie er stirbt, ob es schnell geht oder qualvoll endet.

Sie hätte ihm diese Angst gerne genommen, aber sie wusste auch das Wissen ein wahrhafter Fluch sein konnte. „Ich habe Dinge gesehen, die ich selbst nicht glauben kann.", gab sie zu. Es gefiel ihr nicht dieser Sache unsicher zu sein, aber sie müsste es ihm dennoch berichten. „Mein Kind, ich habe auch schon Dinge gesehen, die meinen Verstand überschreiten. Die meisten dieser Erlebnisse habe ich dir zu verdanken. Also sei so frei und erzähl mir was du nicht glauben kannst."

Sie schluckte. Sollte sie es ihm wirklich sagen? Vielleicht ließ sich die Zukunft ja doch noch verändern. Sie hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben. „Sag es mir!", befahl Dareios.

„Ich habe einen Gottkönig gesehen."

𝐓𝐡𝐞 𝐩𝐚𝐜𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt