》Kapitel 18《

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Es war dunkel als Jasmin ihre Augen öffnete. Es schien eine warme Sommernacht zu sein, der Himmel war klar, sie konnte die Sterne sehen. Der Nachthimmel sah anders aus, er war lebhafter und der Mond schien heller als sonst. Als sie sich umblickte, erkannte sie, dass sie sich auf einer Waldlichtung befand. Sie hörte Schritte in der Ferne, schnelle Schritte, die auf sie zukamen. Kaum versuchte sie sich auf die Schritte zu konzentrieren, sah sie auch schon die Person, der sie gehörten. Eine Frau rannte an ihr vorbei und flüsterte dabei Worte in einer seltsamen Sprache zu sich selbst. Jasmin brauchte nicht groß darüber nachzudenken, ob sie der Frau folgen sollte. Ihre Beine hatten diese Entscheidung bereits für sie getroffen. 

Sie konnte in der Dunkelheit nicht viel erkennen und die Blätter, die ihr beim Laufen ins Gesicht schlugen verschlechterten ihre Sicht nur noch mehr. Die Frau sprach immernoch ihr Mantra aus fremden Worten vor sich her und schien nicht so schnell zu erschöpfen. Jasmin konnte kaum ein Wort verstehen nur eins blieb ihr im Kopf hängen. Ahuramazdaha, was auch immer es bedeuten sollte. Endlich konnte Jasmin in der Ferne etwas Licht erkennen. Es schien ein Feuer hinter dem Wald zu sein. Die Frau wurde langsamer und war auf einmal ganz still. Jasmin konnte die Stimmen von einigen Männern hören, sie schienen nicht weit entfernt zu sein. Erst jetzt konnte Jasmin die Frau näher betrachten, da das Mondlicht hell genug auf sie herab schien. Sie trug ein einfaches Kleid aus Leinen und keinen Schmuck. Alles an ihr sah ärmlich und dreckig aus. Ihre Haare waren lang und verfilzt und ihr Gesicht zerkratzt und von Schweißperlen bedeckt. 

Die Frau blieb am Waldrand stehen und unterdrückte einen Schrei, indem sie sich die Hände vor den Mund hielt. Tränen sammelten sich vor ihren entsetzt blickenden Augen. Erst jetzt sah Jasmin auf was sie zugerannt waren. Vor ihr auf einem riesigen Feld brannten mehrere Scheiterhaufen und noch mehr wurden in diesem Moment angesteckt. Jasmin entfuhr ein entsetztes „Nein." Sie wusste, dass sie niemand hören konnte. Die Frau rannte auf die Scheiterhaufen zu, ohne zu zögern folgte Jasmin ihr. 

Die Hitze, welche von den Scheiterhaufen ausgestrahlt wurde und ein brennendes Gefühl auf Jasmins Haut zurückließ, war das am wenigsten erschreckende an diesem Szenario. Sie hörte Frauen um Gnade wimmern, hörte sie Flüche schreien, hörte sie ihren Gott anrufen. Es würde nichts helfen. Diese Frauen waren keine Hexen. Diese Frauen waren zum Tode verurteilt. Sie hörte immer wieder einen Mann rufen: „Verbrennt sie alle! Verbrennt die Hexen!" Eine Gruppe von Männern packte gerade ein junges Mädchen und band sie mit einer weiteren Frau an einen Pfahl. Sie nahmen eine Fackel und steckten auch diesen Scheiterhaufen an. Der Geruch von verbrennendem Menschenfleisch stieg in Jasmins Nase. Ihr wurde übel. Der Rauch trieb ihr Tränen in die Augen, sie war kurz davor die Orientierung im schwarzen Qualm zu verlieren, da konnte sie die Frau aus dem Wald wieder erkennen. 

„JOHN!", rief die Frau verzweifelt zwischen den Scheiterhaufen hindurch. Sie war durch das Gemenge vorher noch unentdeckt geblieben, aber ihre Schreie verrieten sie. Sie bahnte sich ihren Weg durch die vielen Männer und Frauen. „JOHN!", rief sie erneut. „Bin hier. Ich bin...", sie irrte zwischen den Menschen umher bis sie endlich das fand was sie gesucht hatte. Sie atmete erleichtert auf, als sie einen Mann an einen Scheiterhaufen gebunden sah. Ein paar Männer waren gerade dabei ihn in weiteres Silber zu legen und ein paar andere hatten bereits eine Fackel organisiert. Erst jetzt realisierte Jasmin um wen es sich handelte. „NEIN! Nein, Jonathan.", schrie sie und rannte auf den Scheiterhaufen zu. Sie konnte nichts machen, was sie auch versuchte, sie war nicht in der Lage etwas zu bewegen. Auch die Frau rannte auf Jonathan zu, wurde aber von zwei Männern zurück gehalten. Sie schrie und versuchte sich zu wehren. Sie hatte innerhalb von ein paar Minuten die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden. 

„Dies gottlose Wesen, es ist nicht zu retten. Nur uns kann der Herr noch retten, indem er sein heiliges und reinigendes Feuer diesen Diener des Teufels verbrennen lässt.", versuchte ein Mann ihr zu erklären. Er hielt eine Bibel in der Hand und trug ein Kreuz um den Hals. „Der Herr wird einen jeden von uns retten.", verkündete er und die Masse stimmte ihm zu. Die Frau konnte sich mittlerweile aus dem Griff der Männer befreien und stand nun inmitten der Menschen, die sich auf dem Feld versammelt hatten. Der Priester erhob eine Fackel und schritt damit auf den Scheiterhaufen von Jonathan zu. Jasmins Herz raste. Die Fackel war kurz davor die ersten Scheite zu entzünden, da hörte Jasmin ein leises „Me kaio" und die Fackel erlosch. 

𝐓𝐡𝐞 𝐩𝐚𝐜𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt