„Wie alt bist du eigentlich?", platzte es auf einmal aus ihr heraus. Jonathan sah sie verwirrt an. „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Aber als ich noch gelebt habe war die Pest ganz aktuell, also kannst du dir ja ungefähr vorstellen wie lange das her ist.", stammelte er vor sich hin.
„Also zu einer Zeit wo es noch keine Pizza gab?", versuchte Jasmin zu scherzen.
„Jedenfalls keine Tiefkühlpizza.", lachte Jonathan. Wenigstens schien er ansatzweise Humor zu haben.
„Das muss alles so anders gewesen sein.", murmelte Jasmin vor sich hin.
„Was?", hakte Jonathan nach. Sie hatte vergessen, dass er ihre Selbstgespräche hören konnte.
„Ich kann mir einfach nicht vorstellen wie du als Mensch warst. Warst du ein Ritter? Oder hast du mal einen gesehen? Warst du etwa so ein Hexen verbrennender Kirchenfanatiker?", sprudelte es aus Jasmin heraus.
„Können wir über etwas anderes reden?", Jonathan fühlte sich sichtlich unwohl.
„Tut mir leid, ich bin zu neugierig.", gab Jasmin zu und aß ihr letztes Stück Pizza.„Hat Lydia heute irgendwas versucht?", erkundigte Jonathan sich. Es gefiel Jasmin, dass er sich für ihre Probleme zu interessieren schien. Immerhin war er ihrer Meinung nach mindestens teilweise auch Schuld daran. Andererseits war sie enttäuscht, dass er so wenig Vertrauen in sie hatte. „Nur ein bisschen provoziert und ich hab ihr vielleicht mit Mord gedroht... schon wieder.", verplapperte sie sich. Jonathan war sofort wieder angespannt. „Du solltest damit aufhören, wenn du es nicht wirklich vor hast. So wie es aussieht hast du nämlich weniger Macht als du vorgibst. Und das ist ein fataler Fehler.", fuhr er sie an. „Und wenn ich dir sage, dass ich einen Plan habe, wie ich diese Blutmagie lernen kann.", fragte Jasmin herausfordernd.
„Hast du das?", fragte er ungläubig und zog eine Augenbraue hoch. „Nicht direkt. Es ist mehr eine Art Hoffnung.", gab sie kleinlaut bei. „Aber ich denke wirklich, dass das funktionieren könnte."„Dass was funktionieren könnte?" „Du hast mir erzählt, dass diese Hexe, diese Meisterin, aus Persien kam. Und ich komme auch irgendwie von da, zur Hälfte jedenfalls. Und es könnte sein, dass es eine Art von Magie ist, die dort herkommt. Also...", stammelte sie unsicher vor sich hin. Sie hatte so viele Gedanken gleichzeitig in ihrem Kopf, die sie nicht alle zur selben Zeit aussprechen konnte.„Worauf genau willst du hinaus?", fragte Jonathan leicht schockiert.„Wenn wir die Meisterin wecken, kann sie mir vielleicht zeigen wie man es kontrolliert."Jonathans Miene verdüsterte sich schneller als sie gucken konnte.
„Vergiss es!", lehnte Jonathan die Idee sofort ab.
„Warum? Ich denke du willst das auch? Du hast doch nach diesem Armband gesucht."
„Ja genau, das habe ich. Kannst du dir eigentlich vorstellen wie viele Leute hinter diesem Armband her sind? Wenn auch nur irgendwer auf die Idee kommt diese Hexe zurückzuholen wird sich für Hexen und Vampire so einiges ändern und ich kann dir nicht sagen für welche Fraktion das tödlicher ausgeht.", erklärte er verärgert. Daran hatte Jasmin noch gar nicht gedacht. „Du willst es zerstören?", fragte sie zögerlich. „Wenn das geht, ja. Wenn nicht, lasse ich mir schon irgendwas einfallen.", erklärte Jonathan. Jasmin war enttäuscht. Ihre Hoffnung hatte sich soeben in Luft aufgelöst. Ohne Jonathans Hilfe würde sie das Armband nicht finden können und selbst wenn sie es hätte, er würde es sicherlich mitbekommen.„Wie kommst du überhaupt auf diese bescheuerte Idee?"
„Ich habe einen Traum gehabt. Einen von der Art, den nur Hexen haben. Wenn sie zum Beispiel von Ahnen gerufen werden, oder von anderen Hexen.", begann Jasmin zu erklären und sie bemerkte dabei, wie sich Jonathans Interesse steigerte.
„Was genau hast du geträumt?"
„Von einer Hexe, aus Persien. Die Hexe hatte die volle Kontrolle über die Blutmagie. Es war so beeindruckend und gleichzeitig auch einschüchternd.", erklärte Jasmin voller Begeisterung. Sie erzählte ihm jedes kleinste Detail, an das sie sich erinnern konnte. Jonathan sah währenddessen immer weniger begeistert aus. Fast schon besorgt, was Jasmin verunsicherte. „Ist was?"Jonathan rieb sich über die Stirn und sah sie schon fast besorgt an. „Nichts. Ich denke nur, dass es bestimmt nur ein Traum war und du zu viel hineininterpretierst.", lenkte er ab, aber Jasmin merkte, dass es nicht die Wahrheit war. „Lüg mich nicht an, ich merkte wenn du lügst. Sag was du wirklich denkst.", forderte sie. Jonathan beugte sich vor und stützte sich auf die Unterarme. „Ich denke, dass ich in meinem ganzen bisherigen Leben noch keine Hexe getroffen habe, die so wahnsinnig ist wie du. Bist du nicht einmal auf die Idee gekommen, dass diese Blutmagie gefährlich sein könnte? Sie verändert dich. Als wir uns kenne gelernt haben, wolltest du einfach nur deine Magie zurück, damit du etwas hast, was dich an Tabea erinnert. Und was willst du jetzt? Was denkst du wirst du machen, wenn du so viel Macht besitzt? Das war nicht der Plan, den deine Mutter für dich hatte.", seine Stimme wurde mit jedem Satz lauter. „Ich will das zurück, was mir zusteht.
Wie soll ich den Coven sonst zurück bekommen? Ich komme mit dem was ich jetzt habe nie im Leben gegen Lydia an."Jonathan holte Luft für die nächste Standpauke, aber Jasmin ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Erzähl mir nichts davon was meine Mum für mich gewollt hätte! Wenn sie überhaupt irgendeinen Plan hatte, dann den, dass ich den Coven nach ihr übernehme."Jonathan musste schlucken. Sie hatte ja Recht, auch wenn ihm das nicht gefiel.
„Ich will nicht, dass dir dabei das gleiche wie ihr passiert.", gab er schließlich zu. Es kam einfach so aus ihm heraus, er hatte eigentlich gar nicht vor es zu sagen. Jasmin sah ihn ungläubig an. „Was soll mir nicht passieren?"
„Tabea wollte genau dasselbe wie du. Ich dachte sie wäre verrückt geworden, weil ich diese Art von Magie vorher noch nie gesehen hatte. Sie hatte auch keinen Beweis dafür, dass es sie gibt, weil sie im Gegensatz zu dir, nicht in der Lage war... sowas zu machen. Sie war am Ende wie besessen.", erzählte er. Vielleicht half es ihm, ihr einfach die Wahrheit zu sagen. Jasmin sah ihn ungläubig an. Sie konnte nicht fassen, dass er ihr das verschwiegen hatte.
„Du lügst nicht.", stellte sie verwirrt fest. Sie hätte es lieber gehabt, wenn er sie angelogen hätte.
„Das hättest du mir nicht sagen sollen. Du solltest mir gar nichts über sie erzählen, ich will meine Erinnerungen so behalten wie sie sind und du verdrehst sie. Als wenn meine Mum eine schlechte Hexe gewesen wäre."
„Das habe ich gar nicht sagen wollen. Ich will nur nicht, dass du irgendwann den Verstand verlierst."
„Du machst dir doch nicht ernsthaft Sorgen um mich."
„Wenn ich das nicht tun würde, wärst du jetzt nicht hier.", schrie er und konnte selbst nicht fassen, dass er ihr das tatsächlich gesagt hatte. Jasmin konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Auch wenn Jonathan die meiste Zeit über sehr anstrengend war, schaffte er es manchmal das Richtige zu sagen.„Ich sollte nachhause gehen, das ist glaube ich besser für uns. Es ist schon wieder viel zu früh am Morgen.", stellte sie nach einem kurzen Blick auf ihre Uhr fest.
„Ich wollte dich nicht anschreien, Jasmin. Es tut mir leid.", entschuldigte sich Jonathan, der sich fast sicher war sie mit seinem Gefühlsausbruch verjagt zu haben.
„Das glaube ich dir. Aber ich muss trotzdem gehen.", versuchte Jasmin ihn zu besänftigen.
„Wenn die Hexen dein Haus belagern kannst du auch hier bleiben. Das ist kein Problem.", bot Jonathan ihr an.
„Ich mag es wenn du dir Sorgen machst.", gab Jasmin zu. „Es zeigt, dass du irgendwo noch menschlich bist. Auch wenn du das nicht zugeben willst."Das einzige was sie darauf zur Antwort bekam, war Jonathans Blick, der von besorgt zu betrübt änderte.
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𝐓𝐡𝐞 𝐩𝐚𝐜𝐭
Paranormal"Von Anfang an, bis jetzt und in alle Ewigkeit ist unser Blut mit seinem verbunden und so soll die Tradition weiter geführt werden.", las die Hohepriesterin vor. So hatte Jasmin sich den weiteren Verlauf ihres Lebens ganz sicher nicht vorgestellt. A...