Der Regen prasselte auf Londons Straßen nieder, als Marcus sich durch die Stadt schlug. Die Luft roch, als hätte sie jemand frisch gewaschen, eine Seltenheit in dieser Großstadt. Die Nacht verzog sich langsam, er hatte nicht mehr viel Zeit. Die Straßenlaternen erloschen, als der erste Lichtstrahl durch die Wolkendecke brach und Marcus ein kleines unscheinbares Antiquitätengeschäft betrat. Den Ursprung seines Reichtums. Dieses Mal war er allerdings nicht zum Handeln hier. Der alte Knochige Mann hinter der Verkaufstheke machte große Augen, als er den Vampir erblickte. „Was für eine Ehre nochmal auf Sie treffen zu dürfen.", begrüßte er den alten Bekannten und machte Anstalten sich zu verbeugen, jedoch ließ sein Rücken diese Geste kaum noch zu.
„Es ist mir ebenfalls eine Freunde, Jurek.", erklärte Marcus während er ein hölzernes Schwert begutachtete. „Das ist nicht echt, das ist dir doch klar, oder.", bemerkte er, während er es in der Hand hielt. „Aber natürlich. Nur müssen es die anderen ja nicht wissen.", entgegnete der alte Man mit einem betrügerischen Lächeln. „Doch ich denke nicht, dass du wegen eines Rudis hier bist."Marcus legte das Schwert beiseite und ging auf den Mann zu.
„Es ist Zeit eine alte Kiste hervorzuholen."Dieser Satz rief ein Lächeln auf dem Gesicht des Mannes hervor. Das selbe Lächeln, wie es ein Enkel hervorruft, wenn er seinen Großvater um den Verlobungsring seiner Großmutter bittet. Ein Lächeln, das diesen alten Mann etwa zehn Jahre jünger erscheinen ließ. Zu dem Lächeln kam ein Funkeln in seinen Augen, als er die Kiste aus seinem Lager geholt und auf die Theke gestellt hatte. Er wollte schon immer wissen was sich darin wohl befinden würde, doch Marcus hatte ihm verboten hineinzusehen. Zu seinem Glück öffnete Marcus die Kiste, um nachzusehen, ob noch alles darin war, was er sich erhoffte.
Der erste Gegenstand, den Marcus aus der Kiste holte war eine einfache rot gefärbte Tunika, die an der Taille eine kleine Stickerei aus hölzernen Perlen besaß. Der Stoff roch alt, sehr alt, das erkannte der Antiquitätenhändler sofort. Es war ein Wunder, dass dieses Kleidungsstück so gut erhalten war. Gleich darauf holte Marcus ein paar Armreifen heraus, die offensichtlich einmal aus Bronze waren, jetzt aber ihre Farbe ins grünliche geändert hatten. Er schmiss sie wütend zurück in die Kiste. Ein Armreif allerdings hatte seine Farbe nicht geändert. Marcus hatte ihn damals noch rechtzeitig stehlen können.
Es war der breite, goldene Armreif mit den acht Löwen, die sich gegenüberstanden, welchen Alexandra unter Tränen und Schreien an ihre Domina abgeben musste. Ihre Schreie hatten Marcus erst auf sie aufmerksam gemacht, sonst wäre sie für ihn wohl genau so interessant geblieben wie all die anderen Mädchen im Ludus.
„Das wollen Sie doch nicht etwa verkaufen? Einen solchen Schatz aus den Händen zu geben ist eine Sünde.", sagte der Mann schließlich, als er seine Stimm wiedergefunden hatte. „Nur keine Sorge. Diese Gegenstände sind nur für ihre Besitzerin bestimmt."
~*~
Der Sarg stand in dem Keller, den Jasmin schon einmal betreten hatte, um in den Erinnerungen eines Vampires nach Informationen zu suchen. Sie wusste nicht was mit dieser Frau passiert war, aber es sah nicht danach aus, als hätte Marcus sie in diesem Keller getötet. Tagsüber suchte Jasmin nach einer Möglichkeit für den Wiedererweckungszauber kein Blutgeld zahlen zu müssen. Sie hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, aber sie erkannte, dass es sehr schwer werden würde. Nach seiner Rückkehr aus London sorgte Marcus dafür, dass sie sich mit dem Sarg auseinandersetzte.
Auf Jasmin wirkte er schon fast besessen davon den Sarg zu öffnen. Trotzdem war da etwas in seinem Gesicht, das ihr verriet, dass er sich seiner Sache nicht hundert Prozent sicher war. Jonathan blieb vorerst mit ihr in Exeter. Er bemühte sich darum Jasmin zu helfen einen anderen Erweckungszauber zu finden, aber er tat sich schwer damit. Nicht nur, weil er von Magie kaum eine Ahnung hatte, sondern auch, weil er eigentlich gar nicht wollte, dass Alexandra jemals wieder zum Leben erweckt wird.
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𝐓𝐡𝐞 𝐩𝐚𝐜𝐭
Paranormal"Von Anfang an, bis jetzt und in alle Ewigkeit ist unser Blut mit seinem verbunden und so soll die Tradition weiter geführt werden.", las die Hohepriesterin vor. So hatte Jasmin sich den weiteren Verlauf ihres Lebens ganz sicher nicht vorgestellt. A...