》Kapitel 25《

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In den Straßen Parsagadaes machte sich das Gerücht einer jungen Magierin breit, die nicht nur das Geschlecht von Kindern erraten, sondern auch die Kranken heilen und mit Göttern verhandeln konnte. Die Frau, die von diesen Gerüchten zu profitieren versuchte, schlenderte durch eben diese Straßen in denen so häufig von ihr gesprochen wurde. Sie war sich sicher, dass sie das Mädchen finden konnte und hatte schon bald einen Ort genannt bekommen, wo sich die Magierin aufhalten sollte. In einem kleinen einfachen Haus nahe eines Feuertempels fand sie schließlich was sie suchte und sogar noch mehr. Auf einem Teppich saß die Magierin, die sie schon so lange nicht mehr gesehen hatte. Es roch nach Räucherwerk und ein Feuer vertrieb die Kälte der Berge. In mehrere Tücher gewickelt, lag ein Kind im Schoß des Mädchens. Es konnte nicht älter als ein Jahr sein. 
„Ich habe gesehen, dass du kommst.", sagte die Magierin und bat durch eine Geste sich zu setzen.  
„Du sagtest du würdest nicht mehr in das Feuer sehen."
„Und doch sehen meine Augen mehr als nur die Gegenwart. Also worum bittest du mich dieses Mal, Artemisia?"

Marcus besaß zumindest den Anstand gegen den Türrahmen zu klopfen, als er Jasmin für die Ausführung seines Plans abholen wollte. Er wusste, dass sie sich nicht wehrte solange ein kleiner Hoffnungsschimmer für sie bestand die Blutmagie zu erlernen. Alle Vorbereitungen waren getroffen. Er hatte ein geeigneten Mann zum opfern gefunden, Chloe dazu überredet den Ort ausfindig zu machen, wo Jonathan Alexandras Leiche vergraben hatte und sich gut überlegt wie er eine wütende auferstandene Hexe überreden könnte ihn nicht umzubringen. Der letztere Punkt seines Plans war noch nicht so ausgefeilt wie er es gerne gehabt hätte. 

Jasmin hatte in der vergangenen Woche immer wieder seltsame Träume von einem Mädchen gehabt, das sie kannte, aber immer wenn sie aufwachte konnte sie das Gesicht keiner Person zuordnen. Sie hatte alles versucht, sogar Chloe gezeigt wie man die Gedanken mit einer Hexe teilte, aber auch Chloes anschließende Phantomzeichnungen halfen ihr nicht weiter. Das gute an diesen Träumen war, dass sie Jasmin von dem ablenkten was auf sie zukam. Sie hatte nicht versucht es zu verdrängen oder zu vergessen, aber irgendwie damit klarzukommen hatte sie auch nicht versucht. Als Marcus also im Türrahmen zu Chloes neuer Wohnung stand und ihr sagte, dass die Zeit gekommen war, setzte sie eine gefühllose Maske auf die sie in den letzten Tagen immer wieder aufgesetzt hatte, auch wenn sie innerlich tobte.  

„Wo hast du sie hingebracht, verdammt? Marcus das ist nicht mehr lustig! Ich kann spüren wie sie leidet.", tönte Jonathans wütende Stimme aus dem Handylautsprecher. „Keine Sorge, ich passe gut auf sie auf.", antwortete Marcus genervt und gab sein Handy an Jasmin weiter. Er hasste es beim Fahren zu telefonieren und noch mehr hasste er es sich beim Fahren mit seinem Abkömmling zu streiten.

„Ich dachte wir ignorieren uns einfach für den Rest meines Lebens.", sprach Jasmin genervt in das Handy. Sie hatte kurz überlegt einfach aufzulegen, aber das würde vermutlich nicht lange helfen. „Was hat er mit dir gemacht?", fragte Jonathan immernoch gereizt.„Im Moment erpresst er mich dazu eine uns allen bekannte Hexe von den Toten auferstehen zu lassen, aber das ist nicht dein Problem. Jedenfalls noch nicht."Für einen kurzen Moment konnte Jasmin kein einziges Geräusch von ihrem Gesprächspartner hören, dann allerdings vernahm sie ein erschrockenes „Das macht ihr nicht.".

Nachdem sie Artemisias Forderung angehört hatte verspürte die Hexe eine Wut in sich aufkochen, die sie vorher noch nie erlebt hatte. „Nein!", antwortete sie entschlossen.„Du hast mich nicht ganz verstanden, Schwesterchen. Du hast keine Wahl.", drohte Artemisia entspannt und sah auf das Kind. 
„Ich dachte, ich hätte dir damals deutlich gemacht, dass ich meine Magie nicht dafür einsetzen werde dir einen Halbgott zu erschaffen."
„Ich wäre mit jeder Art von Gott zufrieden, solange unser König unsterblich ist. Und du wirst mir diesen Wunsch erfüllen, denn du möchtest sicherlich nicht, dass deinem Kind etwas zustößt."Unsicher schaute die Magierin ihr Kind an. Sie hatte es bisher immer beschützen können und sie würde es auch weiterhin vor dem König verstecken. Sie versuchte die Kontrolle über das Blut im Körper ihrer Erpresserin zu erlangen, doch etwas fühlte sich anders an. Sie hatte nicht die Macht es zu bezwingen. „Versuch es gar nicht erst. Es gibt noch andere Magier, nicht so Mächtig wie du, aber mächtig genug deinen kleinen Blutzauber aufzuhalten.", lachte Artemisia und freute sich darüber endlich am längeren Hebel zu sitzen. Kurz darauf stürmten Persische Soldaten das Haus und legten die Magierin in Ketten, während Artemisia das Kind auf den Arm nahm und begann ein altes griechisches Kinderlied zu summen. Sie bedauerte, dass der kleine Junge seinem Vater in keinem Stück ähnlich sah, dann hätte sie viel eher für dessen Exekution sorgen können.  

Jasmin schreckte aus ihrem Nickerchen hoch. Sie hatte sich eigentlich fest vorgenommen nicht mehr einzuschlafen, wenn sie Marcus schutzlos ausgeliefert ist, aber die Übermüdung hatte letztendlich gesiegt. Sie konnte sich wieder nicht daran erinnern wer dieses Mädchen war, aber den Begriff ‚Gottkönig' war sie sich sicher schon einmal gehört zu haben und auch der Name ‚Artemisia' war ihr nicht ganz fremd. „Gut geschlafen?", fragte Marcus, obwohl es ihn nicht wirklich interessierte. Er bemühte sich nur darum die Stimmung zwischen ihm und Jasmin zu lockern, was gar nicht mal so einfach war. Jasmin gab nur ein Grummeln von sich und blickte auf die endlos erscheinende Straße. Sie hoffte, dass irgendeine übernatürliche Macht ihr eine Karte zuspielen würde, die sie davor verschonte noch ein weiteres Leben zu nehmen.

𝐓𝐡𝐞 𝐩𝐚𝐜𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt