》Kapitel 17《

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„Hast du Hunger? Du musst was essen.", Jonathan versuchte auf ein anderes Thema abzulenken. „Nein, ich will nichts. Ich bin nur müde.", ging Jasmin darauf ein. Sie hatte keine Lust sich mit Jonathan zu streiten. Dieser zog eine Flasche Wasser und ein paar Kekse aus dem Handschuhfach und legte sie Jasmin auf den Schoß. „Wieso willst du immer, dass ich etwas esse? Ich habe keinen Hunger.", seufzte Jasmin.

„Das einzige woran ich mich aus einer Zeit als Mensch erinnern kann ist, dass ich zum Ende hin andauernd Hunger hatte.", erklärte er trocken. Jasmin sah sich die Packung Kekse an. Es waren Hob Nobs, die hatte sie als Kind immer geliebt. Langsam fing sie an einen der Kekse zu essen, in der Hoffnung, dass er sie dann damit in Ruhe lassen würde. „Als du bewusstlos warst hast du da irgendwas gesehen?", fragte Jonathan vorsichtig. Jasmin verstand ihn nicht. „Was gesehen?", hakte sie nach. „Sowas wie einen Traum vielleicht?"


„Nein ich kann mich nur daran erinnern, dass ich bei Marcus war und dann bin ich auf einmal in deinem Auto aufgewacht. Verrückt, oder?" Jonathan gab ein Brummen von sich.  Es war kein gutes Zeichen, wenn Jasmin das Bewusstsein verlor und dabei keinen Kontakt zu ihren Ahnen hatte, das wusste sogar er. Vielleicht log sie ihn auch an. Er wusste es nicht. 

Jonathan hielt vor dem Haus an, in dem Jasmin ihre Wohnung hatte. Sie sah ein paar von Lydias Hexen davor patrouillieren und fragte sich warum die Nachtbarn sie nicht bemerkten. „Kann ich mit zu dir kommen? Ich hab grade nicht die Nerven, um mich um Lydias Scheiß zu kümmern.", seufzte Jasmin.  Jonathan war überrascht von ihrer Reaktion. Sonst war sie stark genug, um Schutzzauber aufrecht zu erhalten, möglicherweise ging es ihr schlechter als sie zugeben wollte. Bei ihm zuhause schmiss Jasmin sich auf die Couch und checkte die Nachrichten auf ihrem Handy. Es gab nur eins an das soe denken konnte. Den Streit in der Bar und dass sie schon so lage nichts mehr von ihrer besten Freundin gehört hatte. Sie machte sich Sorgen, nicht zuletzt weil sie Maya in die pikantesten ihrer Geheimnisse eingeweiht hatte.  Das Display zeigte keine einzige Nachricht von Maya.

Sie hatte ihre beste Freundin immer wieder angerufen und wurde jedes Mal abgewiesen. Sie vermisste Maya, sie war die einzig normale Person die sie noch kannte und auf dem Boden hielt.  „Ich muss was trinken. Ist es okay wenn...", rief Jonathan aus der Küche. „Ja. Mach nur.", antwortete Jasmin, konnte aber nicht richtig sprechen. Jonathan lugte mit einem Transfusionsbeutel in der Hand aus der Küche hervor. „Alles okay bei dir?", fragte er unsicher. Jasmin spürte wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. Sie wollte nicht weinen, aber sie hatte so sehr gehofft etwas von Maya zu hören. Jonathan stand etwas hilflos im Türrahmen, entschied sich dann aber sich zu Jasmin zu setzen.  Jasmin versuchte sich zusammenzureißen, legte das Handy weg und rieb sich die Augen.  „Alles in Ordnung, ehrlich."

„Du lügst.", stellte Jonathan fest und trank ein paar Schluck. Jasmin zog ihre Beine zu einem Schneidersitz zusammen und starrte auf den Blutbeutel. Manchmal fragte sie sich in was für einer Welt sie überhaupt lebte. Das alles war so absurd und sie hatte niemanden mit dem sie darüber reden konnte.„Maya redet nicht mehr mit mir, wegen dieser ganzen Hexen-Vampir-Mörder Sache. Denke ich. Ich weiß es nicht. Sie will ja nicht... sie ignoriert mich seit Wochen." Jonathan wusste nicht recht was er sagen sollte und zog um Zeit zu gewinnen erstmal an seinem Blutbeutel. „Als Tanya an meiner Tür geklingelt hat, dachte ich erst, dass es Maya ist. Ich hatte so große Hoffnung, dass sie wieder...warum erzähle ich dir das überhaupt?", wunderte Jasmin sich und warf ihren Kopf in die Hände. 


„Das mit Maya klärt sich schon irgendwann. Vielleicht ist das einfach nur zu viel für sie. Sie ist nur ein Mensch, sie kann das alles nicht verstehen.", versuchte Jonathan sie zu beruhigen. „Aber sie hat es doch früher auch immer verstanden. Was hat sich denn geändert?"
„Du warst die letzten fünf Jahre keine richtige Hexe. Du warst wie sie. Vielleicht hat sie gehofft, dass es so bleibt.", vermutete Jonathan, machte damit aber alles nur noch schlimmer. 
„Dann hasst sie mich für das was ich bin?", fragte Jasmin verzweifelt und konnte ihre Tränen nur noch schwer zurückhalten. 


„Das habe ich nicht gesagt. Ich meine nur... ich weiß es auch nicht.", versuchte Jonathan die Situation zu retten, es gelang ihm nicht.
„Okay, nicht weinen.", sagte er, legte den Blutbeutel weg und nahm dafür eine von Jasmins Händen. Er wusste nicht so recht was er machen sollte. Das letzte Mal als er jemanden weinen gesehen hat, war in einer äußerst kritischen Phase seines Lebens und damals tat es ihm nicht so leid wie jetzt. Jasmins Augen waren rot und angeschwollen und ihr Herz schlug enorm schnell.  „Das wird schon wieder."

„Und wenn nicht? Wie hast du es geschafft alle Freunde einfach so hinter dir zu lassen? Das geht nicht!" Damit hatte Jasmin einen empfindlichen Nerv getroffen. „Ich habe Dinge getan auf die ich nicht unbedingt stolz bin.", antwortete Jonathan zögerlich.  Jasmin sah ihn irritiert an.  „Das wirst du aber nicht. Du bist eine Hexe, kein blutrünstiger Mörder.", erklärte Jonathan. Er hatte das Gefühl, dass egal was er sagte, es falsch rüberkam. „Was würde ich dafür geben wieder ein Mensch zu sein.", seufzte er. Jasmin konnte sich einigermaßen fangen als sie das hörte und brachte ein kleines Lachen hervor.

„Aber das bist du doch auch, irgendwie.", entgegnete sie. Jonathan schüttelte den Kopf. „Selbst wenn nicht, du hast mir nie etwas Gutes aus deiner Zeit als Mensch erzählt und als Vampir kannst du Dinge die kein anderer kann."
„Genau, ich kann Menschen bis auf den letzten Tropfen ihres Blutes aussaugen, wenn ich mich auch nur für eine Sekunde nicht unter Kontrolle habe. Was ist so toll daran ein Monster zu sein?" 
Jasmin musste nicht lange überlegen. „Du hast mir das Leben gerettet.", sagte sie. Jonathan sah sie irritiert an. 

„Darf ich etwas ausprobieren?", fragte Jasmin zögerlich und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. „Wenn es dir danach besser geht.", bejahte Jonathan ihre Frage. Jasmin setzte sich auf ihre Unterschenkel und rückte ein Stück näher an Jonathan heran. Sie legte eine Hand auf sein Brustbein und versuchte sein Herz zu finden. Sie konnte es spüren, es war kalt und es war gefüllt mit Blut. „Was wird das?", fragte Jonathan unsicher. „Shht.", machte Jasmin, um ihn zum Schweigen zu bringen.

Es war schwieriger das Blut eines Vampires zu kontrollieren, da es nicht zirkulierte. Sie versuchte sich auf sein Blut zu konzentrieren, sie spürte es in ihren Fingerspitzen, ließ es die Kammern seines Herzens füllen und da war er - ein Herzschlag. Jonathans Augen weiteten sich, er hatte es auch gespürt. Er blickte Jasmin mit einer Mischung aus Panik und Verwunderung an. „War das ein...?" 

„Ja das war einer.", sagte Jasmin lächelnd. Jonathan lachte. „Das geht?", fragte er erstaunt. Jasmin nickte. „Deswegen war ich bei Marcus. Er sagt er könnte mir helfen es zu lernen. Wer weiß zu was ich dann in der Lage bin. Vielleicht könnte ich dann..."Jonathan unterbrach Jasmin indem er ihre Hand von seinem Brustbein nahm. „Deine Nase blutet.", bemerkte er und suchte nach einem Taschentuch. „Was?", Jasmin hielt sich irritiert die Hand unter die Nase und sah kleine Tropfen von Blut an ihrem Handrücken runter laufen. „Oh, ja das kann passieren. Ich bin mit dieser Art von Magie noch nicht so vertraut.", versuchte sie zu erklären. Es war die einfachste Erklärung für das was passierte, auch wenn Jasmin spürte, dass dieses Blut mehr eine Bestrafung als eine Warnung sein sollte.

𝐓𝐡𝐞 𝐩𝐚𝐜𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt