„WAS ZUM TEUFEL HAST DU DIR DABEI GEDACHT?", brüllte Jonathan, als er die Tür zu Lydias Bibliothek aufriss. Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass Jasmin es selbst von Lydia erfahren wollte, aber sie schien zunächst keine Absichten zu haben, die Hohepriesterin zu sehen. Wütend schritt er auf Lydia zu, er hätte ihr am liebsten die Kehle aufgerissen, doch er kam nicht weit. Lydia hatte einen Schutzzauber gesprochen, der sie vor ihm zu schützte.
Eine feige Reaktion, welche Jonathan keines Falls abschreckte. Er konnte zwar nicht nah an sie herantreten, aber das brachte er fürs erste auch nicht. „Den Dolch in Tränen einer Banshee zu tauchen hätte ich nicht mal von dir erwartet.", fuhr er sie an und ging den Raum auf und ab, wenn er ihr schon nicht näher kommen konnte. Lydia schien das wenig zu beeindrucken. Sie saß seelenruhig auf ihrem Sofa, legte das Buch, welches sie zuvor noch gelesen hatte zur Seite und sah Jonathan mit eiskaltem Blick an.
„Mein Beileid zu deinem Verlust.", bekundete sie, musste allerdings lächeln als sie merkte wie absurd dieser Satz aus ihrem Mund klang. „Und dabei hatte ich mich schon so auf euer Verbindungsritual gefreut.", seufzte sie in sarkastischem Ton. Jonathan lachte spöttisch. „Dann freut es dich sicher zu hören, dass es nach wie vor stattfinden wird.", verkündete er und versuchte näher an die Hexe zu kommen. Lydias Mundwinkel glitten unverzüglich Richtung Boden. Sie wusste es nicht. Sie hatte tatsächlich gedacht, dass sie ihren Sohn gerächt hätte. „Was sagst du da?", flüsterte sie, mehr zu sich selbst, als zu ihrem Besuch.
„Du glaubst doch nicht, dass ich eine Navid so einfach sterben lasse? Die Hexen aus ihrer Familie pflegten schon immer einen sehr kooperativen Umgang mit meiner Art und da sie die rechtmäßige Hohepriesterin der Hexen von Devon ist...", begann Jonathan zu erklären, aber Lydia schnitt hm das Wort ab. „SCHWEIG!", unterbrach die Hexe ihn. Ihr Kopf war knallrot und Jonathan konnte das Blut in ihren Adern pulsieren hören. Er hatte wohl ihren wunden Punkt getroffen. „Was hast du getan? Sie war nicht mehr zu retten. Sie müsste tot sein!" Jonathan lachte. Lydia leiden zu sehen machte ihn auf eine gewisse Weise glücklich. „Ich bin dem Tod seit über vierhundert Jahren aus dem Weg gegangen.
Du glaubst doch nicht etwa, dass ich mich durch ein bisschen Gift aufhalten lasse." Lydia war fassungslos. Es war schon schwer genug an die Tränen der Banshee zu gelangen. Es war eins der seltensten und gefährlichsten Gifte, das sie kannte. Sie hätte niemals daran gedacht, dass sie in ihrem Vorhaben versagen würde. „Morgen ist Neumond, Lydia. Ich erwarte, dass du der Zeremonie beiwohnst." Er hätte ihr zu gerne ihr Herz aus der Brust gerissen und einen Schluck ihres Blutes gekostet, doch die völlige Desillusionierung der Hohepriesterin durch ein Zusammentreffen mit Jasmin war fürs Erste ausreichend Genugtuung für ihn.
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Jasmin hatte es sich gerade auf ihrem Sofa gemütlich gemacht, hielt in deiner Hand eine Tasse Tee und in der anderen ihre Fernbedienung, da klingelte es an ihrer Tür. Sie hoffte, dass es nicht Jonathan wäre, er war so ziemlich die letzte Person, die sie an ihrem letzten Tag in Freiheit sehen wollte. Nachdem sie erfahren hatte, was seine wahren Intentionen bezüglich ihrer Familiengeschichte waren, hatte sie einen Grund mehr ihm aus dem Weg zu gehen. Selbst wenn die Geschichte von dieser ‚Meisterin' nur eine Legende war - und Legenden sind üblicher Weise erfunden - war sie sich nicht sicher, ob sie den Rest ihres Lebens mit einem Fanatiker verbringen wollte.
Es war schon schlimm genug als Kind mit den Obsessionen ihres Vaters klar zu kommen. Es war ja in Ordnung seinen Job zu lieben, aber dass er sich mehr um persische Tontafeln als um seine eigene Tochter kümmerte, war für Jasmin nur schwer zu verkraften. Sollte sie es jetzt wieder mit so einem Antiquitätenfanatiker zu tun haben musste sie irgendwas finden um Jonathan davon abzubringen. Zögerlich stellte Jasmin ihre Teetasse auf dem Tisch ab und ging Richtung Tür.
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𝐓𝐡𝐞 𝐩𝐚𝐜𝐭
Paranormal"Von Anfang an, bis jetzt und in alle Ewigkeit ist unser Blut mit seinem verbunden und so soll die Tradition weiter geführt werden.", las die Hohepriesterin vor. So hatte Jasmin sich den weiteren Verlauf ihres Lebens ganz sicher nicht vorgestellt. A...