》Kapitel 16《

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Jasmin hörte einen stumpfen Schlag von Marcus Faust, welche eine Delle in der Kellertür hinterließ. „Scheiße", konnte sie ihn noch fluchen hören, bevor er aus dem Keller verschwand.  Sie spürte einen stechenden Schmerz in ihrem Kopf und rieb sich die Augen. Sie fühlte sich etwas übel.  „Was ist denn das?", murmelte sie in sich hinein und verspürte ein Kribbeln welches sich von ihren Lippen aus über ihren ganzen Oberkörper und ihre Arme legte. Es wanderte immer weiter bis zu ihren Füßen. 
„Das ist der Preis.", hörte sie die Frau vor ihr lachen. Ihre Beine wurden schwer und brachen unter ihr weg. Sie fiel auf den Boden, spürte die Kälte des Untergrunds in ihrem Gesicht und ihr wurde schwarz vor Augen. 

Jasmin! Lauf weg Jasmin! Renn so schnell wie du kannst!

Als Jasmin die Augen öffnete war ihr schwindelig und das Licht schien grell in ihr Gesicht.  Sie war sich nicht ganz sicher wo sie sich befand, konnte aber erkennen, dass es sich um eine Waldlichtung handelte. 

Jasmin! 

Jemand schien sie zu rufen, aber sie konnte nicht sehen wer es war. Jasmin stand auf, um den Menschen zu finden, dem die Stimme gehörte. Sie kam ihr eigenartig bekannt vor, konnte sie aber nicht einordnen. „Hallo?", rief sie und blickte sich weiter um.  Keine Antwort. „Wer ist da?", fragte sie in den Wald hinein und ging ein paar Schritte auf einem Pfad entlang. 

Du darfst nicht bei ihm bleiben. Er ist gefährlich!

Jasmin blickte sich erschrocken um. Es wirkte so, als wäre die Stimme direkt hinter ihr, aber da war niemand. „Wer ist gefährlich?", fragte sie, obwohl sie sich sicher war, dass sie die Antwort bereits kannte. 

Das Blut wird dich nicht retten. Es wird dich ins Verderben stürzen, wenn du so weiter machst. 

„Wer zur Hölle bist du?", rief Jasmin erneut. Sie lief den Pfad weiter entlang, er schien ins Nichts zu führen. Woher kannte sie nur diese Stimme? 

Es verführt dich, wie mich auch. Es wird dich verrückt machen, wie es mich verrückt gemacht hat. Du wirst daran zugrunde gehen. Versprich mir...

„Mama?"

Jonathans Hand hatte Marcus Kehle fest umschlossen. „Wo ist sie?", brüllte er ihn an. Marcus Hände legte sich um Jonathans Arm und brachen seinen Knochen, woraufhin dieser von seinem Würgegriff abließ. Ein kräftiger Tritt schleuderte ihn quer durch Marcus Apartment und hinterließ eine Linie von Zerstörung. Jonathan brachte seinen Arm wieder in die Richtige Position, es knackte kurz und er war zu einem erneuten Angriff bereit. Bevor er dazu kam, hatte Marcus bereits einen Pflock in seiner Hand, welchen er bedrohlich an Jonathans Brustbein setzte. „Niemand bedroht seinen Erschaffer. Auch du nicht.", zischte er und machte daraufhin einen Schritt zurück. Er reichte seinem Abkömmling die Hand, welcher es allerdings bevorzugte ohne Hilfe wieder aufzustehen. „Ich weiß, dass sie hier ist."

Marcus deutete auf die Tür zu seinem Schlafzimmer, in welches Jonathan auf der Stelle stürmte. Sie lag in einem Bett, hatte die Augen geschlossen und atmete schwach. „Nein.", stöhnte Jonathan machte ein paar Schritte auf sie zu und kniete sich vor das Bett. „Das hast du nicht... Du kannst doch nicht...", versuchte er sein Entsetzen in Worte zu fassen.  Jonathan wusste, dass Marcus ein gnadenloser Egoist sein konnte. 

„Oh nein, nein, nein.", versuchte Marcus ihn zu beschwichtigen. „So ist es nicht. Es ist nicht, das was du jetzt denkst. Sie hat einen Herzschlag, okay? Nur das zählt.", versuchte er Jonathan  zu beschwichtigen.  „Sie hat etwas für mich erledigt und ist danach ein bisschen bewusstlos geworden. Das ist alles, ehrlich.  Es gibt absolut keinen Grund zur Beunruhigung für dich." Jonathan atmete erleichtert auf und schob eine von Jasmins Haarsträhnen hinter ihr Ohr. „Ich finde ja, dass du absolut überreagierst.", meinte Marcus. Jonathan warf ihm einen strafenden Blick zu. „Wieso ist sie überhaupt bei dir? Sie gehört dir nicht."„Dir auch nicht. Sie ist aus freien Stücken hergekommen." Jonathan schüttelte ungläubig den Kopf. Er wusste, dass Marcus etwas vorhatte, wagte es aber nicht zu fragen. „Wenn ihr etwas passiert, weil du zu egoistisch bist...", fing er an, doch Marcus erhob seine Stimme bevor Jonathan seine Drohung beenden konnte. „Du erzählst mir nichts von Egoismus." Jonathan schluckte. Marcus war wütend auf ihn, das war er seit hunderten von Jahren nicht mehr gewesen. „Ich bring sie nachhause.", sagte er entschlossen. „Mach das. Sie ist für's Erste fertig hier."Jonathan hob Jasmin aus dem Bett und trug sie aus dem Apartment hinaus zu seinem Auto. Er spürte wie sich eine ihrer Hände an seinem Shirt festkrallte. 

Es wurde Nacht in dem Wald und Jasmin wurde kalt. Sie begann zu zittern und sah die Wärme ihres Atems vor ihren Augen. „Mama? Bist du das?", fragte sie unsicher. 

Die Nacht ist da und sie ist grausam, auch wenn du es dir noch nicht eingestehen willst. 

„Jonathan passt auf mich auf. Mir wird nicht passieren.", entgegnete Jasmin und versuchte vergebens sich warm zu halten. 

Die Nacht ist schwarz wie ihre Seelen, aber ihre Dunkelheit ist endlich, so wo ihr Leben. Ihr Blutvergießen taucht die Nacht ins Rot. Es wird dich nicht retten. Das Blut wird dich nicht retten.

Jasmin verstand nicht was das zu bedeuten hatte. Ihr war unglaublich kalt, sie konnte ihre Finger nicht mehr spüren und fühlte sich schwach. „Was soll... Was meinst du...?", sie versuchte eine Frage zu stellen, aber sie schaffte es nicht. Alles um sie herum verschwamm und begann sich zu drehen. Sie hörte die Stimme in weiter Ferne rufen, aber sie verstand kein Wort. 

Das nächste was sie spürte war ein Ruckeln und wie ihr Kopf gegen die Fensterscheibe eines Autos donnerte. Benommen öffnete sie die Augen und blickte auf ein an ihr vorbeiziehendes Autobahnschlild. Sie gab ein leises „Ouch.", von sich und rieb sich die linke Seite ihres Kopfes. 

„Gott sei Dank, du bist wach.", hörte sie Jonathans erleichterte Stimme neben sich. 
„Der hat damit nichts zu tun.", stöhnte sie erleichtert. Für einen kurzen Moment hatte sie befürchtet im Auto eines völlig fremden zu sitzen. „Wie bin ich hier her gekommen?", fragte sie eher sich selber als Jonathan, welcher ihre Frage trotzdem beantwortete. „Du hast Marcus bei irgendwas geholfen und bist dabei bewusstlos geworden.", erklärte er gereizt. „Oh. Bewusstlos?", war alles was Jasmin dazu einfiel. Ihr Kopf tat ihr höllisch weh und die Lichter von vorbeifahrenden Autos stachen ihr in den Augen. 
„Was hast du dir dabei gedacht? Du kennst Marcus doch gar nicht. Was wäre wenn er dir irgendwas angetan hätte?", regte Jonathan sich auf und verkrampfte die Hand am Lenkrad. Jasmin verstand nicht was er sich so aufregte. „Okay, erstens: Dich kenne ich auch nicht wirklich gut.", fing sie an und bekam zur Antwort einen genervtes Zischen. „Und zweitens: Marcus unterstützt mich bei dem was ich tue, das kannst du ja wohl nicht behaupten.", versuchte sie zu erklären  und überlegte sich, ob ihr noch ein „Drittens" einfiele, aber dann wurde ihr klar, dass sie Jonathan gar keine Erklärung schuldig war. Dieser sah sie mit einem enttäuschten uns strafenden Blick an. „Guck auf die Straße verdammt!", forderte Jasmin ihn auf und versuchte sein Gesicht wieder von ihr weg zu drehen. „Ich könnte jetzt auch einfach anhalten und dich rauswerfen.", drohte er ihr. „Das würdest du nicht machen. Du hast einen ungesunden Beschützerinstinkt und mir geht es nicht gut.", stellte Jasmin fest, was Jonathans Mundwinkel den Bruchteil eines Millimeters nach oben brachte.

𝐓𝐡𝐞 𝐩𝐚𝐜𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt