Kapitel 31

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/Caro/

Ich habe mich gerade in mein Bett gelegt, als Anakin plötzlich in mein Zimmer kommt. Er entblößt sich seiner Tunika und legt sich hinter mich. Er legt beide Arme um meine Taille und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Ich schaue ihn nachdenklich an.
"Hey, was ist los?", fragt er besorgt.
"Mein Vater hat mir heute von meiner Mutter erzählt.."
"Was hat er gesagt?"
"Sie ist nicht tot, sie ist abgehauen, weil sie dachte, es wäre das Beste für meinen Vater und mich."
"Indem sie abhaut?"
"Ich weiß es nicht.. ich weiß auch nicht wie ich damit umgehen soll, ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist, mit Mutter aufzuwachsen."
"Und ich mir nicht, wie es ist, mit Vater aufzuwachsen", sagt Anakin leise.
"Was ist mit deinem Vater?"
"Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht mal ob ich je einen Vater hatte.. aber das ist eine andere Geschichte."
Ich schaue ihn ein paar Sekunden lang an. Schließlich nicke ich und lege meinen Kopf auf seine Brust.
"Mein Vater hat mir auch erzählt, dass meine Mutter eine Graue Jedi ist, weißt du was das ist?"
"Ja, hab schon mal davon gehört."
"Weißt du.. ich denke wir beide könnten auch Graue Jedi sein", sage ich nachdenklich.
"Wie kommst du denn darauf?", fragt er mich verwirrt.
"Naja, wir haben beide eine gewisse Verbindung zur dunklen Seite, weil wir oft zu unserem Hass greifen, wenn wir kämpfen, aber wir wehren uns dennoch gegen die dunkle Seite. Wir sind zwar Jedi, aber beide nicht hundertprozentig davon überzeugt, sonst würden wir uns ja an den Kodex halten, das machen wir aber nicht immer ganz, so wie jetzt zum Beispiel. Eigentlich dürftest du gar nicht hier sein."
Anakin streicht mir sanft mit seiner Hand über den Arm.
"Du hast recht", sagt er nachdenklich.
"Was ist, wenn wir so werden wie meine Eltern? Was ist, wenn wir uns ebenfalls trennen müssen? Was ist, wenn irgendwer das zwischen uns herausbekommt?"
"Du machst dir zu viele Gedanken, du solltest jetzt lieber schlafen", flüstert mir Anakin leise ins Ohr.
"Vielleicht hast du recht", sage ich und kuschle mich näher an ihn.
Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn und schließt seine Augen.

/Anakin/

Am nächsten Morgen werde ich wieder vor Caro wach. Auch diesmal versuche ich, ohne sie zu wecken, aus dem Bett zu kommen. Ich ziehe mich an, gebe ihr einen Kuss auf die Stirn und schleiche mich aus dem Zimmer.
"Das ist aber nicht dein Zimmer, soweit ich mich erinnern kann", sagt plötzlich jemand hinter mir.
Erschrocken fahre ich herum und schaue direkt in Corrans Gesicht.
"Sir.. äh Meister Horn.. ich äh.. Caro ging es nicht so gut.. darum bin ich über Nacht bei ihr geblieben", stottere ich nervös.
Corran lacht. "Anakin, ich kann dich wirklich gut leiden, pass bitte einfach nur auf mein kleines Mädchen auf, ich will nicht, dass ihr irgendwas zustößt", sagt er ruhig.
"Ja natürlich, Sir.. äh Meister Horn", antworte ich schnell.
"Du kannst mich Corran nennen", sagt er lächelnd.
"Corran, na klar, Sir.. Meister.. äh, ja", antworte ich noch immer nervös.
"Einfach nur Corran", lacht er, klopft mir auf die Schulter und geht in Richtung Cantina.
"Toll gemacht, Anakin. Das war jetzt zum Glück überhaupt nicht peinlich..", sage ich leise zu mir selbst.

/Caro/

Ich schrecke plötzlich hoch. Verwirrt sehe ich mich in meinem Zimmer um. Anakin ist schon wieder weg. Ich setze mich auf und sehe, dass mein Komlink blinkt. Obi-Wan hat wohl mal wieder versucht mich zu kontaktieren.
Also ziehe ich mich an, mache mich fertig und verlasse mein Zimmer. Ich mache mich auf den Weg in den Trainingsraum.

"Du bist spät dran", sagt Obi-Wan, der mit dem Rücken zur Tür meditierend auf dem Boden sitzt, als ich die Tür öffne.
"Tut mir leid, Meister. Ich habe nicht besonders gut geschlafen", entschuldige ich mich.
Mit einer schnellen Handbewegung gibt er mir zu verstehen, dass ich mich zu ihm setzen soll, also lasse ich mich gegenüber von ihm mehr oder weniger elegant zu Boden sinken. Erwartungsvoll schaue ich meinen Meister an, dieser hat allerdings seine Augen geschlossen.
"Ich denke du hast die letzten Wochen mit Maul genügend Kampfübungen gemacht, darum konzentrieren wir uns heute etwas mehr auf die Macht. Außerdem scheinst du dein Lichtschwert sowieso wieder mal verlegt zu haben."
Ich taste meinen Gürtel ab. Tatsächlich ist alles mögliche daran, nur nicht mein Lichtschwert.
"Verdammt", sage ich leise.
"Ich denke, ich habe dir inzwischen oft genug gesagt, dass diese Waffe dein Leben ist."
"Ja, Meister. Tut mir leid, Meister", sage ich mit leicht gesenktem Blick.
"Wie auch immer, ich möchte, dass du diesen Apfel mit Hilfe der Macht zum Schweben bringst", erklärt er und legt mir einen Apfel vor die Füße.
Verwirrt schaue ich ihn an. "Ich bin doch kein Jüngling mehr", sage ich etwas beleidigt.
"Mach einfach", sagt er ruhig.
Also schließe ich meine Augen, konzentriere mich auf den Apfel und versuche ihn zum Schweben zu bringen. Es klappt nicht. Ich öffne meine Augen und schaue Obi-Wan verwundert an.
"Versuchs nochmal."
Ich schließe erneut meine Augen. Diesmal schwebt der Apfel, allerdings dauert es nicht einmal fünf Sekunden, bis er wieder vor mir auf dem Boden liegt.
Obi-Wan steht auf und läuft um mich herum. "Du bist mit deinen Gedanken nicht bei der Sache, du bist abgelenkt. Das beeinträchtigt dein Gefühl für die Macht. Du denkst zu sehr über etwas anderes nach, darum funktioniert es nicht. Dein Geist muss frei sein", klärt er mich über mein Scheitern auf.
Noch immer gedankenversunken nicke ich.
"Du denkst an deine Mutter. Dein Vater hat dir endlich die Wahrheit erzählt, nicht wahr?", fragt er mich plötzlich.
Ich schaue zu ihm auf und nicke vorsichtig.
"Ich weiß, dass dich das beschäftigt, aber es darf deinen Geist nicht so blenden. Das kann in einer gefährlichen Situation böse enden."
"Ich weiß, Meister. Ich versuche es ja."
"Nicht versuchen, machen", widerspricht er mir und entfernt sich ein paar Schritte von mir, "Schließe noch einmal deine Augen und denke möglichst an nichts mehr."
Ich tue, was er verlangt. Plötzlich wirft Obi-Wan den Apfel nach mir. Erschrocken reiße ich meine Augen auf und halte sofort meine Hand in die Richtung. Wenige Zentimeter vor meiner Hand kommt der Apfel zum Stehen und schwebt vor mir.
"Meister!", rufe ich empört, was sollte das denn?!"
"Dein Geist war weitgehend frei, daher hast du gespürt, dass der Apfel auf dich zukommt und konntest ihn aufhalten. Verstehst du, was ich dir mit dieser Übung zeigen wollte?"
"Ja, ich denke schon. Ihr wolltet mir zeigen, dass ich zu sehr in meinen Gedanken versunken war und deshalb die Macht nicht richtig nutzen konnte."
"Ganz genau, sehr gut", lobt Obi-Wan mich.
"Aber woher wusstet Ihr, dass ich an meine Mutter gedacht habe? Habt Ihr das etwa gespürt?"
"Caro, ich kenne dich seit du ein Baby warst und bin mit Abstand die Person, mit der du die meiste Zeit deines Lebens verbracht hast. Ich weiß einfach, was in dir vorgeht", sagt er und lächelt mir zu, dann dreht er sich um und geht zur Tür des Trainingsraums.
"Meister", sage ich, kurz bevor er die Tür hinter sich schließt.
"Ja?"
"Danke."
"Für was?"
"Einfach für alles."
"Für dich mache ich doch alles, meine sehr junge Padawan."
Wir müssen beide lachen.

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