7. Dezember 2017: Loki

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Anmerkung: (d/N) = dein Name, (d/H/f) = deine Haarfarbe
Zeitliche Einordnung: Nicht Teil der MCU - Timeline
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Die funkelnden Kronleuchter beeindrucken dich nicht mehr. Auch nicht die silbernen, polierten Teller auf der, mit Kostbarkeiten überladenen Tafel, noch die übergroßen, majestätischen Gemälde an den, mit Brokat verkleideten Wänden oder die samtenen Sofas des Salons. Du kannst den Prunk nicht mehr sehen. Schon vor Jahren hast du dich daran satt gesehen und kannst ihtrotz all dem verführerischen Gold ihm keinen Wert mehr abgewinnen. Für dich ist er zum Alltag geworden, ja, fast selbstverständlich und auch wenn du dir deiner Undankbarkeit nur allzu bewusst bist, kommst du dir eher vor wie ein exotischer Paradiesvogel in einem polierten Käfig, als eine zufriedene Prinzessin. Denn eine Prinzessin bist du, Tochter einer der einflussreichsten, reichsten und mächtigsten Herzöge von Asgard, unmittelbar im Stand unter dem Herrscher und Beschützer, Odin selbst. Du kennst sie alle, die Mächtigen der adeligen Gesellschaft: Befehlshaber, Berater, Verwalter und vor Allem: Prinzen. Bei Soirees, Audienzen und Abenden wie diesen musst du ewigen, höflichen und langweiligen Smalltalk führen und so tun, als seist du die glücklichste Prinzessin im ganzen Universum. Aber das stimmt nicht. Dein Leben ist wirklich kein Traum: Immer schön lächeln und winken ist dein Alltag, Höflichkeit und Disziplin sind die Fäden, die dich wie eine Marionette aufrecht halten, damit ja nicht das Krönchen auf dem Kopf herunterfällt und du die perfekte Vorzeigetochter bist. Dir darf kein Fehler unterlaufen und musst alle Künste meistern, von Singen über Reiten bis Fechten und Bogenschießen. Aber nicht, um auch tatsächlich mal auf der Bühne zu stehen oder in den Kampf zu ziehen, sondern um eines Tages an jemanden verheiratet zu werden, den du vermutlich nicht mal magst. Du wirst von einem Palast in den nächsten gesperrt. Missmutig siehst du von deinem Teller auf und erblickst dein bleiches Spiegelbild in einer der hohen Fensterscheiben, hinter denen man normalerweise in einen wundervollen, weitläufigen Park blicken würde, der bis an die steile Felsklippe und zugleich den Rand von Asgard reicht, hinter dem das Universum wartet. Aber jetzt ist es dunkel und draußen siehst du nur vereinzelte Laternen und hell leuchtende Sterne am Horizont. Es ist hoffnungslos. Resigniert blinzelst du und blickst in die Runde der Tafelgesellschaft, die um dich herum, mit wenig Manieren, sich durch die Gänge speisen. Der Platz neben dir ist leer, was wohl einen langweiligen, aber auch erträglicheren Abend für dich bedeutet. Smalltalk zu führen war noch nie deine Stärke. Du willst nicht wie die Ladies enden, die mucksmäuschenstill und alles ertragend oder aus Unsicherheit laut, arrogant und falsch lächelnd neben ihren wüsten, bärtigen Gatten zu sitzen. Du willst raus und die Galaxie und ihre fernen, fremden Welten bestreiten und Geschichte schreiben.

Plötzlich werden mit einem lauten Krachen die pompösen Flügeltüren zum Festsaal aufgestoßen und die Tafel verstummt. Aus deinen Gedanken aufgeschreckt richtet sich dein Blick auf eine gehörnte Gestallt, mit wehendem Umhang, sich gegen die Dunkelheit draußen abzeichnet. Mit langen Schritten tritt sie ins Licht und du erkennst eine, dir gut bekannte, in eine, für diesen Anlass gänzlich unpassende Rüstung gekleidete, Person. Loki. "Ich bitte um Verzeihung für meine Verspätung, Ladies und Gentlemen.", deklamiert er mit ausgebreiteten Armen. "Aber mein Bruder und ich wurden aufgrund unserer Götterpflichten etwas aufgehalten, versteht sich. Nur leider musste ich ihn wegen... gewissen Meinungsverschiedenheiten leider zurücklassen." Aha, das dürfte seine Rüstung erklären, wobei ich ihm sein Bedauern über die sogenannte Meinungsverschiedenheit nicht ganz abkaufe, denkst du. Mit einem Nicken nimmt dein Vater als Gastgeber die Entschuldigung an und weist mit einem leicht missbilligenden Blick auf den letzten freien Platz - neben dir. Ein schelmisches Lächeln bildet sich, als er dich als seine Sitznachbarin erkennt, aber du ziehst nur eine Augenbraue hoch, als er sich neben dir Platz nimmt. Loki, auch bekannt als Gott des Schabernacks kam dir schon immer sehr arrogant und egoistisch vor, oder zumindest hatte er diesen Eindruck auf zahlreichen anderen Events gemacht. Deswegen bist du ihm eigentlich immer aus dem Weg gegangen, doch jetzt darfst du den Rest deines Abends neben ihm verbringen. Na toll. Sobald er nervig wird, werde ich eine Ohnmacht vortäuschen und mich aus dem Saal tragen lassen. Aber entgegen deiner Erwartung konzentriert sich Loki zunächst nur auf das Essen, das er sich in Bergen auf seinen Teller häuft, als habe er seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen. Anscheinend ist er ebenfalls nicht sonderlich auf Konversation aus, ja, es scheint sogar als ob er möglichst schnell wieder von hier verschwinden wolle. Bestimmt gibt es für ihn tausend andere Orte im Universum, an denen er jetzt sein könnte, die durchaus spannender sind als dieser verstaubte Saal hier. Kann ich sehr gut nachvollziehen, denkst du wehmütig. Da dein eigener Teller bereits in aller Bescheidenheit geleert wurde, siehst du ihm nun interessiert zu und ertappst dich dabei, wie du seine Haare, die unter dem Helm, den er zu aller Überfluss noch nicht einmal abgesetzt hatte, hervorschauen, bis zu seinen Händen, die lang und elegant das Besteck zu seinem Mund führen. Solange er den Mund hält, ist er gar nicht so übel, denkst du amüsiert, senkst aber schnell deinen Blick, als er dir ebenfalls einen Blick aus seinem Augenwinkel zuwirft und kurz abgelenkt die Gabel zwischen Mund und Teller schweben lässt. Kauend legt er sie ab und wendet sich dir  nun völlig unverblümt zu. "Wo bleibt meine gute Erziehung?", meint er mit einem aufgesetzt, schmierigen Lächeln, aber du meinst, einen spöttischen Unterton herauszuhören. "Darf ich mich vorstellen: Ich bin Loki, Laufeyssohn, Adoptivsohn von Odin höchstpersönlich. Und mit wem habe ich hier die Ehre?" "(d/N), Tochter von Lord Freyr", erwiderst du, gelassen und charmant, allerdings ebenfalls mit gespielter Erhabenheit und legst deinen Kopf schief. Bist du auch einer von denen, die Tag ein Tag aus wegen ihrem Adelstitel aus allem ein Theaterstück mit schlechten Dialogen machen? Oder bist du ein kleiner Rebell, der mich prüfen will; herausfinden möchte, inwiefern er sich über mich lustig machen kann?, fragst du dich, als du ohne Zurückhaltung in seine grünen Augen siehst, die dir hinterlistig, aber dennoch vergnügt entgegenblitzen. Deiner Meinung nach scheint er der letzteren Kategorie anzugehören. Wie ich. Stellst du fest. Ich werde dir schon noch zeigen, dass ich kein herrschaftliches, naives Schoßhündchen, wie alle anderen hier bin. " Loki Laufeyssohn... dieser Name kommt mir ja überhaupt nicht bekannt vor.", stichelst du ihn, mit vor Sarkasmus triefender Stimme, zurück und erntest dafür ein ehrliches und aufrichtiges Grinsen. Er scheint zu verstehen. "Nunja, in manchen Kreisen bin ich auch als Gott des Unfugs bekannt...", gespielt abwartend zeiht er eine Augenbraue hoch und du nickst eifrig. Mit deinen Händen machst du eine übertrieben entschuldigende Geste. "Ach ja, natürlich, wie konnte ich Euch nicht sofort erkennen, mit dieser... lächerlichen Rüstung." "Jetzt bin ich aber wirklich zutiefst gekränkt!", ruft Loki aus, sodass du kichern musst und sich einige der älteren Gäste in nächster Nähe zu euch umdrehen, doch dir ist das für den Moment egal. "Aber wisst Ihr was? Als Gott der Illusion - einer meiner weiteren Namen - kann ich so aussehen, wie auch immer Ihr es wünscht.", raunt er dir leise zu und nun bist du an der Reihe zu grinsen, als er sich vor deinen Augen in Odin selbst verwandelt, was erneut einige Köpfe zum Drehen bringt. Zum Glück nimmt er bald wieder seine normale Gestallt ein - allerdings dieses Mal ohne den Helm - , denn es wäre doch allzu Schade, nicht mehr sein durchaus attraktives Gedicht mustern zu können... "Das war ja sehr überzeugend.", gibst du zu und klatscht losgelöst in die Hände, nachdem du einen Schluck Wein aus deinem Becher nimmst. Vielleicht wird der Abend ja doch noch ganz unterhaltsam. "Habt Ihr noch irgendwelche Tricks, die man nicht verpassen sollte?" "Oh, es gibt so Einige, allerdings tut es der Klassiker doch auch immer wieder.", gibt Loki lächeln zu und bevor du genauer nachfragen kannst, schlägt er, völlig überraschend, auf die Gabel auf seinem Teller, sodass das Essen, das sich darauf befunden hatte in einem hohen Bogen über den Tisch fliegt und in dem Bart eines faltigen Grafen landet. Erschrocken, aber irgendwie zugleich auch wahnsinnig beeindruckt, schlägst du deine Hand auf den Mund. Empört dreht sich der Graf mitsamt seiner furchtbar gekleideten Gattin zu euch und wirft wüste Worte in eure Richtung, doch Loki zuckt nur unbeteiligt mit den Achseln. "Die wissen wirklich nicht, wie man Spaß hat.", meint er kopfschüttelnd.

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