DREIUNDZWANZIG - Fassade

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Guten Abend Alice...

Seine Worte hallten in meinem Kopf nach. Schallend und laut, wie ein unaufhörliches Echo, das von den glatten felsigen Wänden einer riesigen Grotte wieder hallte. Meine Gedanken kreisten wild in meinem Kopf herum, wie Nebelschwaden die morgens über eine taufrische Wiese waberten und dort ihre Kreise zogen.

Es kam plötzlich und ganz unerwartet - so wie es plötzliche und unerwartete Eingebunden nun mal an sich haben - ein heller Blitz der über den Himmel zuckte und sich in mein Gehirn ein brannte. Ich konnte es erst nicht richtig einordnen. Unscharf und verschwommen, doch dann nahm er immer schärfere Konturen an. So verrückt es auch klang, ich war felsenfest davon überzeugt, und es gab keine Zweifel, aber das vor mit war definitiv nicht Alec. Aber irgendwie schon. Ein Gefühl in meinem Bauch sagte mir, das das dort der Alec war, der sich vor ein paar Monaten noch so freundlich um mich gekümmert hatte, der immerzu freundlich war, bis es zu einigen Schwierigkeiten zwischen uns kam, aber dennoch. Und nicht zu vergessen, der der mich geküsst hatte.

Und doch ein anderes, stärkers Gefühl, konnte man es Gefühl nennen? Oder was es mehr eine Reaktion meines Verstandes auf das, was sich mir hier bot, sagte mir das es sich nicht um Alec handelte. Wieso? Ich konnte es mir nicht erklären.

Und so folgere ein innerlicher kurzer, aber ehrgeiziger Konflikt zwischen meinem Gefühl und meinem Verstand. Eben dieser gab mir nur allzu deutlich zu verstehen, das es sich nicht um Alec handelte, nein nein und nochmals nein! Aber einen Grund konnte er mir trotzdem nicht liefern.

So hielt mein Gefühl stark dagegen. Natürlich war das Alec! Er sah so aus wir Alec, er sprach wie Alec, also war er auch Alec! Aber dennoch, irgendetwas... stimmte nicht.

Unweigerlich und ohne jede Vorwarnung kam der Hass wieder in mir hoch, der Hass auf das FIGR, auf Beck, auf mich, auf meine Vergangenheit, auf alles. Tausende Fetzen vergangener Gespräche mit Beck sausten durch mein Gehirn und einer trat ganz deutlich hervor, einer, an den ich mich bemüht hatte nicht zu denken, ihn in den hintersten Winkel zu verbannen, ihn nie wieder heraus zu lassen. Es war wie ein dunkles Geheimnis, eines das definitiv niemand erfahren durfte, dessen bloße Existenz jedermann schaden konnte, sogar mir selbst. Wie alte Leichen im Keller, die irgendjemand irgendwann wieder an's Tageslicht hohlen würde, so fühlte es sich an als dieser eine, schlichte Satz an die Oberfläche drang.

Und ich habe gedacht du seist tot!

Das war es was mich diese ewig lange Zeit gequält hatte, diese Ungewissheit, diese Trauer, diese Verwirrung, diese Furcht und alles was Sie mit sich zog. Ich stand dort wie erstarrt, wie ein Eiszapfen, kalt, leblos und bewegungsunfähig, so fühlte ich mich jedenfalls.

Vor mir saß Alec, auf einem Stuhl, einem Eisenstuhl, seine Hände waren dort fest gekettet und er konnte sich nicht rühren, selbst wenn er es versuchen würde. Der Raum war komplett mit Obsidian verkleidet und das Licht wurde von den Wänden reflektiert und wieder gespiegelt. Man musste angestrengt die Augen zusammen kneifen, da die Lampe, die an der Decke hing und deren Licht sich im Obsidian brach, stark blendeten. Das ließ den Raum unnatürlich hell und gleißend erscheinen.

Obsidian? Warum denn das? Aber das bedeutet ja das er... auch magische Kräfte besitzen musste! Aber wie...? Doch meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Alec versuchte sich zu bewegen. Ich zuckte durch dieses laute Geräusch, das die Stille so jäh unterbrochen hatte,n zusammen und schüttelte kurz meinen Kopf um wieder klar zu denken.

Ich starrte ihn weiterhin nur an, als er versuchte sich zu befreien, vergeblich, natürlich.

"Was willst du von mir?", fragte ich ihn und bemühte mich ruhig zu bleiben. Doch er schien meine Frage einfach zu ignorieren und redete einfach weiter.

Lost Memory [On Hold]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt