VIERUNDZWANZIG - Deal

127 12 4
                                    

Schweren Herzens öffnete ich die Tür, die mit einem viel zu lauten Krachen wieder hinter mir ins Schloss viel. Nico erwartete mich bereits.

Er lehnte läßig an der gegenüberligenden Wand, hatte die Arme vor der Brust verschrängt und sah mich abwartend an. In dieser Position konnte ich seit Schlangen Tattoo am linken Arm ganz genau erkennen. Je länger man darauf starrte, desto mehr hatte man das Gefühl als würde sich die Schlange bewegen, mit ihren fein gemusterten Schuppen, die in allen Farben und Formen hervor stachen. Ich wusste was er von mir wissen wollte. Wieso wollte Alec nur mit mir und nicht mit jemand anderem reden?  Kannte er mich etwa und wenn ja, woher? All diese Fragen durfte ich auf keinen Fall beantworten, denn dann würden sie mich hier definitiv rausschmeißen. Und das wäre das schlimmste was mir je passieren würde, ich würde alles verlieren, nicht nur eine Unterkunft, einen Platz zum wohnen, sondern auch meine neue Familie, meine Freunde und alles was ich je hier hatte.

Es schien als hätte sich Nico in der kurzen Zeit wieder völlig erholt, denn er wirkte auf einmal wieder vollkommen gelassen, gefasst und cool, so wie immer halt. Ich strich mir mein Haar aus der Stirn, steckte die Hände tief in meine Taschen und druckste ein wenig herum "Ähm, also... Tja... Eigentlich...", nuschelte ich und versuchte dabei ganz lieb und unschuldig auszusehen, was mir aber in keinster Weise gelang, schon gar nicht als ich mich zu einem künstlichen Lachen zwang, was mein Gesicht noch mehr wie eine Grimasse aussehen ließ. Immerhin war ich noch immer etwas angespannt von vorhin, als Alec mir offenbart hatte, was er nun von mir wollte.

Es war in einer Hinsicht schon das gewesen was ich erwartet hatte, also war ich jetzt auch nicht so überrascht als ich hörte was er von mir verlangte, als Gegenleistung dafür das er mein nettes kleines Geheimnis nicht aus versehen ausplauderte.

Wir hatten uns schon sehr lange nicht mehr gesehen, und es fühlte sich merkwürdig an, ihm jetzt hier gegenüber zu stehen. Mit den anderen, wie natürlich Sirius, Aramis, Mercedes, Annabell und sogar Sherlock, verstand ich mich gut, ich hatte den täglichen Umgang mit ihnen ich kannte sie mittlerweile mehr als gut, wir waren zusammen gewachsen und hatten gelernt miteinander umzugehen.  Bei Nico allerdings... Ich hatte seit unserem Gespräch über meine... Identität kein Wort mehr mit ihm gewechselt. Er war ja auch seit dem nicht mehr da. Außerdem schien es mir, als wolle er mir aus dem Weg gehen, nicht sehr offensichtlich, aber dennoch, es viel mir auf. Er sprach nur selten mit jemanden, aber dennoch wenn er sich mit mir unterhielt, war er... nicht sehr gesprächig, oder Auskunfts freudig.

Er schaute mich weiterhin nur fragend an, doch ich konnte ihn nicht ansehen. Das Gefühl, er könnte meine Gedanken lesen wenn ich in seine Augen schaute, war irgendwie sehr... beunruhigend.

Wir standen noch eine Weile so schweigend herum, bis Nico schließlich die Stille brach "Also wenn du mir nichts zu sagen hast, würde ich vorschlagen, das du dich jetzt wieder mit deinen Aktivitäten weitermachst, die du noch zu erledigen hast.", schlug er vor. Ich nickte eilig und machte mich auf den Weg zu meinem Schlafzimmer um mich von diesem Ereignis zu erholen, soweit das überhaupt möglich war. Es war bereits kurz nach acht. Doch als ich fast das Ende des Ganges erreicht hatte rief Nico mich noch einmal zurück. "Ach Alice, komm doch Morgen bitte noch mal zu mir und lass noch mal was an deinem Arm machen. das wird ja auch nicht besser.", er nickte mit dem Kopf in Richtung des wieder mal aufgerissenes Armes, und ich hatte schon gehofft das endlich mal Ruhe einkehren würde. ich nickte noch einmal kurz um zu zeigen das ich verstanden hatte und machte mich dann schleunigst auf den Weg in mein Bett.

Etwas... man könnte schon fast schon sagen enttäuscht saß ich auf meinem zerknüllten Bett und dachte angestrengt nach, ich versuchte es zu minderst. Aber andauernd schwirrten andere Fragen dazwischen und machten das Nachdenken noch anstrengender. Schließlich gab ich es mit einem schweren Seufzer auf, zurknüllte mein eh schon ganz knittriges Kopfkissen und ließ mich nach hinten fallen, was für ein Tag!

Lost Memory [On Hold]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt