7. Ich und das Elend des Reliunterrichts

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Nach der Pause ging ich mit Val, Ju und meinen anderen Freundinnen rein. Aber Val redete dabei weiter über Percy Jackson. Ich fand alles, was sie erzählte, so interessant, dass ich ihr eigentlich immer gespannt lauschte. Vielleicht lag es daran, wie sie es erzählte, ich wusste es nicht, aber es wurde niemals langweilig. Sie hatte mir schon ganze Bücher erzählt und ich war nie auch nur eine Sekunde unaufmerksam. Teilweise lauschte ich ihr sogar so andächtig, dass ich überhaupt keine Reaktion mehr von mir gab. Sie fragte mich deshalb auch gelegentlich, ob ich ihr überhaupt noch zuhörte. Ich versicherte ihr dann immer, dass ich das tat, ich wollte unbedingt weiter zuhören. So gingen wir weiter bis zum katholischen Reliklassenzimmer Ich hasste Reli abgöttisch! In der siebten Klasse war ich ein halbes Jahr von Mom davon befreit worden (ich hatte sie darum angebettelt) und ich hatte diese Freistunde (Ethik war ist uns damals ausgefallen und daher hatte man stattdessen eine Freistunde) mit Val verbracht, jedes mal. Und ich hatte diese Hohlstunde geliebt, sie war zu meinem Lieblingsfach geworden. Mein anderes Lieblingsfach, das ich aber nicht mit Val hatte, war Kunst, weil ich einfach ziemlich gut darin war. Tja und das einzige Fach, das wir jetzt zusammen hatten, war Sport. Manchmal mochte ich es, manchmal hasste ich es. Den Schwimmunterricht früher hatte ich immer aus tiefstem Herzen verabscheut. Ich zog es vor, zu rutschen, zu springen und mit anderen einfach im Wasser abzuhängen, Runden schwimmen war mir einfach zu langweilig und zu mühsam. Ich sah eben nicht, was ich davon hatte, immer wieder hin und her zu schwimmen. Im Sport mochte ich Turnen besonders. Ich war ganz gut auf dem Stufenbarren, auf dem Schwebebalken war ich auch nicht schlecht, ich mochte die Ringe zwar, aber ich war nicht so wirklich gut damit, deswegen machte ich keine Noten damit. Und im Bodenturnen war ich sehr gut, dank Kiki, die mir da mal ein paar Sachen beigebracht hatte. Jedenfalls hatte jetzt Reli bei der Lehrerin, die ich am meisten hasste. Frau Wettemann, dieser ollen Schlampe. Da Ju in Reli neben Alicia (mit der ich gemeinsam in der Grundschule gewesen war) saß, saß ich allein. Das wiederum bedeutete, dass mich keiner vom Malen abhielt. Das tat ich da auch meistens. Wenn ich nicht gerade lustlos irgendwas auf die Arbeitsblätter kritzelte, das eine Lösung der Aufgaben sein sollte. Ich hasste die Frau so abgöttisch. Nein, das lag nicht daran, dass sie gläubig war. Es lag an ihrer Art und an ihrer schrecklich hohen Fledermausstimme. Und wie aufs Stichwort wurden Gesangsblätter ausgeteilt wegen irgendeinem schwachsinnigen Gottesdienst, zu dem sie uns zwingen würde. Ich brauchte dafür dringend eine Entschuldigung. Das war die einzige Art der Entschuldigung, die meine Mom bewilligte, außer einer, die mich krank meldete, wenn ich das auch war. Es war auch das Mindeste, dass sie mich davon befreite, schließlich zwang sie mich seit Jahren zum Reliunterricht, den ich jedes Jahr mehr verabscheute. Ernsthaft, Jesus war der einzige Halbgott den ich absolut nicht ausstehen konnte. Jep, Jesus ist tatsächlich ein Halbgott, seine Mommy Maria war ja menschlich aber sein Daddy Gott war, naja ein Gott halt. Da beginnt man sich zu fragen, wie absurd es eigentlich ist, dass eine Jungfrau schwanger wird. Schließlich haben die Trottel damals keine künstliche Befruchtung gehabt, so wie wir im 21. Jahrhundert. Nachher würde ich Mathe haben, ich hasste Mathe. Ich nahm Nachhilfe, weil der Lehrer zu unfähig war, mir was beizubringen. Nicht weil er undeutlich redete oder so, ich konnte seine Erklärungen irgendwie nicht nachvollziehen. Eine Stunde mit meinem Nachhilfelehrer und ich verstand die ganzen Mathestunden der Woche... 10 Minuten mit Ju und ich hatte das Thema kapiert. Wenn wir in Mathe Aufgaben machten, halt sie mir des öfteren. Tja und nach Mathe käme Deutsch bei Frau Müller. Ich hasste auch sie. Ihre übertrieben gute Laune war so unglaublich nervtötend, dass meine eh schon schlechte Laune unterirdisch schlecht wurde. Und sie hatte diese ätzende Stimme, die man nicht beschreiben konnte, sie wandte sie immer an, wenn sie jemanden der Jungs ermahnte. Ich hasste diese Stimme mehr als die Lehrerin. Ich wurde vom Radio, das eine dämliche Kirchenmelodie dudelte, aus meinen Gedanken gerissen. Und dann setzte diese dämliche Trulla von Lehrerin auch schon ein. Wie erwartet, sag sie viel zu hoch. Ich machte nur halbherzige Mundbewegungen, damit es so aussah, als sänge ich mit. Denn mal ehrlich, wenn ich singe, dann wird die Milch sauer und die Vögel fallen vom Himmel. Das war natürlich nur bildlich gesprochen, sonst hätte die Schule aufgrund von Frau Wettemanns Fledermausstimme längst keine Scheiben mehr, weil alle gesprungen und zerbrochen wären. Ich habe mal ein Video gesehen, bei der eine Frau ein Glas zu Bruch schrie. Wenn man sich das vorstellte, hatte man eine Vorstellung von Frau Wettemanns Stimme. Also absolut grauenhaft.

Ich & der Dämon, der mich retteteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt