53. Überirdischer Metabolismus

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Dann ließ Belial die Zeit weiter laufen, während ich schattenwandelte. Ich blieb auf dem Dach des Hochhauses der Stadt stehen und sah hinab auf die Stadt zu meinen Füßen. Ich streckte meine schwarzen Flügel aus, es war ein befreiendes Gefühl und hier oben sah mich ja auch keiner. Ich blieb noch eine Weile so hier oben stehen, ehe die Flügel einzog, die Maske abnahm und mir die Kapuze tief ins Gesicht zog, so dass man meine Augen nicht erkennen konnte. Auch das Blut hatte ich weggewischt und nun schattenwandelte ich zur nächsten Bar in meiner Heimatstadt, die ich dann betrat. Ich brauchte jetzt einen Whisky, auch wenn ich inzwischen ziemlich immun dem Alkohol gegenüber war, was aber nicht nur an meiner Trinkfestigkeit lag, es lag an meinen überirdischen Metabolismus, der es mir verdammt schwer machte, mich ernsthaft zu betrinken. Ich setzte mich auf den Barhocker und schließlich kam der Barkeeper zu mir. ,,Und, was kann ich dir bringen, junge Lady?" fragte er mich. ,,Scotch und zwar einen doppelten." meinte ich knapp. ,,Dann zeige mir erstmal deinen Ausweis." antwortete er. ,,Wieso sollte ich?" fragte ich ihn herablassend. ,,Weil ich prüfen muss, ob du noch Minderjährig bist, denn dann darf ich dir keinen Alkohol verkaufen, junge Lady." antwortete er ruhig. ,,Ich bin 26, also avanti!" knurrte ich gereizt. Ich bin jetzt tatsächlich 26, denn ich war ja 16 als ich in die Hölle ging und ich hatte zehn Jahre dort verbracht... Er beugte sich vor und wollte seine Forderung wohl wiederholen, doch ich blickte ihn kalt aus orangerot glühenden Katzenaugen an. ,,Du wirst mir jetzt den Whisky bringen, Larry, denn ich bin 26 Jahre alt." befahl ich ihm leise und zwang ihm meinen Willen auf, was bei Menschen ja selten schwer war, nur wenige waren stur genug, um es wenigstens spannend zu machen. Deswegen konnte ich meine Geistmagie bei Menschen fast schon mühelos anwenden, auch wenn ich eigentlich nicht so gut darin bin. Ich war durchschnittlich begabt darin, aber eben nicht talentiert, ich hatte es mir hart erarbeitet. Kurz darauf hatte ich meinen Scotch in der Hand und leerte das Glas ziemlich schnell. Ich wusste zwar, ich hatte den ganzen Tag Zeit, mich zu betrinken, schließlich würde ich erst in der Nacht wieder losziehen um weiter Rache zu üben. Ich musste schließlich die Bösen bestrafen, das war ja meine Berufung als Dämon, also neben Chaos stiften natürlich. Ich meine, was wäre ich ohne Chaos, das war für mich ja schon fast ein zweiter Vorname geworden. Ich trank ein Glas nach dem anderen, aber inzwischen wollte sich das Gefühl der Betrunkenheit dennoch nicht einstellen. Es dauert wirklich lange, bis man als Dämon betrunken ist, deswegen wird in der Hölle alles alkoholische magisch verstärkt, damit die ganzen Dämonen nicht den Alkohol wegsaufen, wegen dem überirdischen Metabolismus. Da das hier nicht der Fall war, würde es verdammt lange dauern, bis ich auch nur leicht angetrunken war, weil mein Körper den Alkohol schnell abbaut und es sich durch den steigenden Alkoholkonsum erst mit der Zeit zunehmend verlangsamt. Ich trank ziemlich viel, der Barkeeper sah mich ziemlich besorgt an, es verstrich Stunde um Stunde, ich bezahlte schließlich die Rechnung und ging weiter in ein Casino. Natürlich schaffte ich es wieder nur mit Magie ins Casino, weil mir keiner mein Alter von 26 glauben wollte... dämliche Kretins! Dort spielte ich Poker und da ich ja mit Leichtigkeit die Gedanken der Menschen lesen konnte, war es echt einfach, immer richtig zu setzen, ich gewann dementsprechend oft und als ich dann 100.000 € in einem Spiel gewann, ging ich lieber, bevor man mich rausschmiss. *Du hättest noch mehr Geld abräumen können...* grummelte Belial. *Morgen ist überraschenderweise auch noch ein Tag, Belial.* erwiderte ich belustigt. *Das weiß ich schon selbst!* zischte er. Draußen dämmerte es bereits, jetzt war es Zeit für den nächsten Besuch. Dieses Mal war es Merve die ich besuchte. Ich folgte ihr unsichtbar ins Haus und in ihr Zimmer. Dann hielt ich die Zeit an und blickte sie kühl an und zog die Maske ab. Sie schrie immer noch, seit ich sichtbar geworden war. Langsam nervte das und ich verpasste ihr eine Ohrfeige, woraufhin sie endlich schwieg. Sie sagte kein Wort mehr, ganz gleich, was ich sagte. Also beschloss ich, einfach mit meiner Rache an ihr anzufangen. Ich ging bei ihr exakt gleich vor, erst die Folter und dann der Tod, alles exakt gleich. Am nächsten Tag war Alex dran.

Ich & der Dämon, der mich retteteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt