19. Böses Erwachen

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Ich stöhnte gequält, als ich langsam erwachte. ,,Was zur Hölle...?" fluchte ich, mein ganzer Körper tat mir weh. Ich schlug langsam meine Augen auf. Ich sah eine nackte muskulöse Schulter. Belial. Er trug mich auf seinen Armen. Ich blickte auf und sah direkt in sein ausdrucksloses Gesicht, an das ich mich inzwischen gewöhnt hatte. Er sah stur nach vorne und ich drehte nun meinen Kopf, um herauszufinden, wo er mich hintrug. Der Anblick war nicht sehr aufschlussreich, wir bewegten uns durch die immer gleichen Flure seines Anwesens. Ich drehte den Kopf wieder zu ihm und legte meine Arme (von denen der rechte heruntergehangen und der linke über meinen Bauch gelegt war) um seinen Hals, ich kuschelte mich vertrauensvoll an ihn. Wir waren mit dem Vertrag verbunden, er konnte mich also niemals hintergehen, ohne sich selbst zu hintergehen, was sicherlich ziemlich schwierig wäre. Außerdem müssen Dämonen ihre Vertragspartner beschützen, bis der Vertrag erfüllt ist, damit sie ihr Ziel erreichen. Andererseits ist unser Vertrag auch anders, er hat die Hälfte meiner Seele und meinen Körper als Wohnung nämlich schon. Dennoch ist unser Vertrag zeitlich unbefristet. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll und wie viele dämonische Eigenschaften mein Körper tatsächlich aufweist. Ich kann nicht umgebracht werden und ich kann dämonische Kräfte nutzen. Aber könnte ich mich auch vorübergehend vollständig zum Dämon wandeln? Kann ich altern? Kann ich krank werden? Würde ich sterben, wenn er stirbt? Habe ich dieselben Schwächen wie er? Ich weiß es schlichtweg nicht! Es ist sowieso sinnlos, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, ich werde es schon herausfinden. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Belial mich auf einem riesigen und federweichen rotschwarzen Bett ablegte. Ich ergriff instinktiv sein Handgelenk und zog ihn zu mir. ,,Was wird das, Mensch?" fragte er mich. ,,Das sollte ich lieber dich fragen. Ich habe das gemacht um mich mit dir auf Augenhöhe unterhalten zu können. Jetzt frage ich dich: Was zur verdammten Hölle ist da gerade vorhin mit mir passiert? Wo sind wir?" fragte ich ihn. ,,Du hast deine ohnehin schon dämonischen körperlichen Fähigkeiten magisch verstärkt, das hat dich aber enorm viel Magie gekostet. Deswegen habe ich irgendwann den Magiefluss unterbrochen, denn in deiner Rage warst du unaufhaltsam. Keine Magie ergo keine Kraft, deswegen bist du zusammengebrochen." erklärte er gelassen. Ich zog nur eine Augenbraue hoch. ,,Wann genau habe ich dir eigentlich erlaubt, deine Macht von mir abzuschneiden?" fragte ich ihn herablassend wie er es sonst zu mir war. ,,Das ist nicht Teil des Vertrages." verteidigte er sich. ,,Ach nein? Ich sagte, dass ich deine Macht will. Und zwar ohne eine zeitliche Begrenzung erwähnt zu haben. Ich habe recht, Belial. Da es allerdings auch nicht gegenteilig benannt wurde, bin ich bereit, über diesen Fehltritt hinwegzusehen, wenn du mir dafür einen Wunsch erfüllst." erklärte ich gelassen. ,,Wie bist du auf einmal so berechnend geworden?" murmelte er. ,,Das ist Teil meines Charmes." strahlte ich ihn an, wurde aber in nächsten Moment wieder ernst. ,,Was willst du?" knurrte er widerstrebend. ,,Nun ich will, dass du mich niemals verrätst, Belial, unter keinen Umständen! Ich will, dass du für immer an meiner Seite bist! Schwöre es bei deiner verdorbenen Seele!" antwortete ich ihm emotionslos. ,,Ich schwöre es bei meiner schwarzen Seele." knurrte er wiederwillig. Ich lächelte zufrieden. ,,Wunderbar. Nun denn, wie lange werde ich mich noch ausruhen müssen?" fragte ich ihn gelassen. ,,Eine Nacht." erwiderte er. ,,Also muss ich echt schlafen? Sterbliche Dinge sind lästig." murrte ich.

Ich & der Dämon, der mich retteteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt