Kapitel 28

48 3 0
                                    

Liebes Tagebuch,

wieso muss alles so kompliziert und verwirrend sein?
Yoongi hat sich für seine Worte entschuldigt und meinte, er würde mir so viel Zeit geben, wie ich brauchte, um ihn vertrauen zu können. Damit wir Freunde werden können.
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Einerseits bedeutet es mir sehr viel, dass er sich so eine Mühe gibt. Andererseits will ich nicht, dass es soweit kommt. Jin weiß schon, was damals passiert ist, aber ich habe nicht vor, es jemand anderen zu erzählen.
Wenn aus Yoongi und mir Freunde werden würden, oder sogar mehr, dann würde es nur noch schwieriger werden, all das vor ihm zu verheimlichen.

Ich meine, wer könnte jemanden schon lieben, der solch eine Vergangenheit hat? Klar, Jin weiß es und ist bei mir und Jungkook weiß, dass ich in der Psychiatrie gewesen war und er ist auch noch bei mir, aber bei ihnen besteht auch keine Gefahr, dass da mehr als nur Freundschaft entstehen könnte. Daher ist es etwas Anderes.

Ich weiß einfach nicht mehr, wo mir der Kopf stehen soll. Ich muss heute zu Jin und Yoongi gehen um mit Yoongi das Referat zu machen. Außerdem muss ich mir mit Yoongi ein Zelt teilen, für eine Woche!!

Klar, er hat versprochen, dass er Abstand halten wird, aber ich fühle mich dennoch nicht wohl dabei. Das Zelt wird ja nicht total groß sein, also werden die Möglichkeiten "auf Abstand zu gehen", wohl auch begrenzt sein.

Wieso kann ich nicht einfach mit Jungkook in ein Zelt? Damit hätte ich kein Problem. Aber nein, Herr Lee musste ja losen.

Dann ist da auch noch die Sache mit Taehyung. Wieso ist er letztens, mir gegenüber, so hilfsbereit gewesen? Er hasst mich! Und Sehun auch. Bestimmt hat das was mit Jungkook zu tun. Kookie hat mir ja schon öfters erzählt, dass Taehyung ihn oft anschreibt und mit ihm ausgehen will, Jungkook aber jedes Mal ablehnt.

Thamina.. sie fehlt mir. Ich habe mich darauf gefreut, wenn sie entlassen wird, dass wir viel zusammen unternehmen könnten, doch jetzt ist sie tot. Ich gebe mir die Schuld dafür, weil ich nicht geblieben bin. Sie könnte noch am Leben sein. Sie hat mir so viel bedeutet und tut es noch immer. Ich werde Jungkook demnächst fragen, ob er mit mir zu ihrem Grab gehen kann. Ich möchte noch einmal mit ihr reden, auch wenn sie mich wahrscheinlich niemals hören wird.

Es tut gut, mal wieder alles aufzuschreiben, was einen belastet. Ich werde versuchen, wieder öfters zu schreiben.

Ich klappte mein Tagebuch zu. Es hatte tatsächlich gut getan sich mal wieder alles von der Seele zu schreiben.

Als ich auf mein Handy sah, bemerkte ich, dass ich langsam los musste. Yoongi und ich hatten ja noch ein Referat zu machen. Widerwillig zog ich mir Jacke und Schuhe an und packte mein Handy sowie Kopfhörer ein.

Auf den Weg zu Jins Haus hörte ich "Nillili Mambo" von Block B.

Ich hatte überhaupt keine Lust darauf mit Yoongi Zeit zu verbringen. Ich hoffte, dass wir wenigstens im Wohnzimmer arbeiten konnten, dann konnte Jin immer ein Auge auf uns haben.

Als ich angekommen war atmete ich tief durch und betätigte die Klingel. Das vertraute Klingeln ertönte und kurz darauf öffnete Jin mir die Haustür.

"Hey ChimChim", begrüßte mich Jin und zog mich in eine Umarmung, welche ich erwiderte. "Hey Jin", begrüßte ich auch ihn. "Yoongi ist oben in seinem Zimmer und wartet auf dich", machte Jin meine Hoffnung zunichte, dass wir im Wohnzimmer arbeiteten. Ich seufzte und ging die Treppen nach oben.

"Hey..", kam es schüchtern von mir. "Hey", Yoongi klang viel selbstbewusster als ich.

Liegt daran, dass er selbstbewusster ist, als du es jemals sein könntest.

"Ich hab schon mal angefangen, dass wir schneller fertig sind", berichtete mir Yoongi. Dass wir schneller fertig sind. Wollte er mich loswerden?

Eigentlich sollte ich mich darüber freuen, doch stattdessen durchzog mich ein stechender Schmerz in der Herzgegend. Die sowieso schon angespannte Stimmung wurde noch angespannter. Völlig versteift setzte ich mich neben Yoongi.

Er schien völlig auf das Referat konzentriert zu sein, während ich mich auf meine Atmung konzentrieren musste, um nicht den Anschein zu machen, nervös zu sein.

"..Jimin?", Yoongi riss mich aus meinen Gedanken und sah mir direkt in die Augen. "Alles in Ordnung?", fragte er besorgt, als er merkte, dass meine Aufmerksamkeit ihm galt. "Ähm.. ja, alles gut", brachte ich heraus. Jedoch klang das nicht sehr überzeugend.

Yoongi fragte jedoch nicht weiter nach, wofür ich echt dankbar war.

"Ich wollte wissen, welchen Teil des Referats du übernehmen möchtest. Es gibt Ursachen, Folgen und Möglichkeiten, wie man die Umwelt besser schonen könnte", lenkte er zurück zum Thema.

"Ähm.. ich glaube, ich nehme die Ursachen", brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen raus.

Ich wollte den Vortrag so schnell wie möglich rum kriegen, ebenso die Zusammenarbeit mit Yoongi.

"Okay, gut. Dann würde ich sagen, dass du dich um die Ursachen kümmerst und ich mich um die Folgen. Die Möglichkeiten können wir dann noch einmal aufteilen", schlug er vor und ich nickte zustimmend.

Ich wollte mich auf meine Aufgabe konzentrieren, um so schnell es ging wieder gehen zu können, aber so einfach war es dann doch nicht.

Meine Hände schwitzten und sobald ich sie an meiner Hose abwischte, kam neuer Schweiß nach. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Ich fühlte mich so unglaublich unwohl, dass ich das Gefühl hatte, jeden Moment loszuheulen und zu schreien. Ich wollte hier weg. Ich wollte Yoongis Nähe nicht spüren. Ich ertrug das einfach nicht.

"Jimin? Ist alles okay? Geht's dir nicht gut?", Yoongis Stimme erklang, aber sie hörte sich an, als wäre Yoongi viele Meter von mir entfernt.

Nein, es ist nicht alles okay und mir geht es nicht gut!

Ich brachte kein Wort heraus, stattdessen sammelten sich Tränen in meinen Augen.

"Ich hole Jin", hörte ich Yoongi sagen, ehe ich wahrnahm, dass er das Zimmer verlassen hatte.

Auch wenn Yoongi jetzt weg war, konnte ich mich nicht beruhigen. Immer wieder spürte ich die Angst, die drohte, mir die Luft zum Atmen abzuschnüren.

"Jimin? ChimChim?", ich schaffte es mich aus meiner Schockstarre zu lösen und schaute in Jins besorgtes Gesicht. "Hey, was ist los?", fragte er und strich mir beruhigend über den Arm.

"Ich... ich..", ich schaffte es nicht einen normalen Satz zu bilden und stammelte nur unverständliches Zeug vor mich hin.

"Ich glaube, ich bringe dich besser nach Hause", beschloss Jin und führte mich aus dem Zimmer.

Als wir an der frischen Luft waren, ging es mir allmählich besser.

"Geht's wieder?", erkundigte sich Jin. Ich nickte. "Ich werd' besser nach Hause gehen", sprach ich zu Jin. Dieser nickte verständnisvoll.

Wir verabschiedeten uns voneinander und so ging ich alleine nach Hause und atmete die angenehme Luft ein.

Behind The Fears || Yoonmin FF || BTS Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt