Kapitel 31

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Ich bekam keine Luft. Ich konnte nicht atmen und wusste nicht, wo ich war. Meine Augen waren geschlossen und jedes Mal wenn ich versuchte, sie zu öffnen, brannte es fürchterlich. Meine Lungen sehnten sich nach der kühlen Nachtluft.

Ich spürte keinen festen Untergrund unter mir. Sämtliche Geräusche waren gedämpft und allmählich bildete sich ein unangenehmer Druck, der ein Piepen in meinen Ohren verursachte.

Nun wurde mir klar, wo ich mich befand: unter Wasser. Ich befand mich in irgendeinem Gewässer und sank auf den Grund.

Meine Gedanken kreisten, doch ich konnte keinen von ihnen fassen und zu Ende denken. Ich konnte mich nicht bewegen, obwohl ich in der Lage war zu schwimmen. Meine Gliedmaßen, jedoch, fühlten sich schwer, wie Blei, an. Ich konnte sie nicht bewegen.

Langsam realisierte ich, was das für mich bedeutete: ich würde sterben. Meine Lungen brannten und trotz das ich unter Wasser war, war mein Mund staubtrocken. Die Wasseroberfläche entfernte sich immer mehr. Meine Augen waren zwar geschlossen, aber ich spürte, wie es immer dunkler wurde, um mich herum.

Mir war bewusst, dass das mein Ende war und ich nichts dagegen tun konnte. So würde mein Leben nun ein Ende haben.

Ich wollte gerade einen klaren Gedanken formen, doch ich spürte die Benommenheit, die sich über mich legte, wie ein Schleier aus Nebel. Ich spürte diese schmerzhafte Müdigkeit, die alles andere, als angenehm war. Ich fühlte, wie sich meine Lungen zusammenzogen und mein Herz qualvoll pochte.

Und dann spürte ich nichts mehr. Ich war leer. So leer, dass die Panik nachließ und ich friedlich einschlief. Ich würde schlafen. Für immer.

Ich schreckte hoch. Ich sah mich um, musste mich versichern, dass ich noch am Leben war und atmete. Es war nur ein Traum, leuchtete es mir plötzlich ein und ich atmete erleichtert die angehaltene Luft aus. Noch nie war ich so glücklich darüber gewesen, dass mich kalte Luft umgab. Gierig nahm ich diese auf, spürte wie sich meine Lunge mit ihr füllte und wieder leerte. Tiefe Atemzüge halfen mir, mich zu beruhigen.

Als ich mich wieder gefasst hatte, erinnerte ich mich daran, wo ich gerade war und vorallem mit wem.

Erschrocken sah ich zu meiner Linken, doch zu meinem Glück schlief Yoongi tief und fest. Ich konnte sogar ein leises Schnarchen vernehmen.

Ich beschloss, dass es das Beste war, etwas an die frische Luft zu gehen und einen Tagebucheintrag zu schreiben. Das würde mir sicherlich helfen, später wieder einzuschlafen.

Ich kramte mein Tagebuch und einen Stift aus meinem Koffer und verließ, so leise wie möglich, das Zelt.

Ich schlüpfte schnell in meine Schuhe und lief über den Zeltplatz, hin, zu dem See, der etwas hinter Bäumen versteckt war und im Mondlicht glitzerte.

Ich mochte Gewässer nicht. Ich wusste nicht wieso, ich mochte sie einfach nicht. Aber dieser kleine See hatte etwas Beruhigendes an sich. Deshalb setzte ich mich nahe des Ufers, an einen Baum gelehnt, hin.

Ich öffnete mein Tagebuch und schlug eine freie Seite auf. Es war zwar dunkel, doch das Mondlicht spendete mir genügend Helligkeit.

Liebes Tagebuch,

ich hatte einen verwirrenden Traum gehabt.
Ich habe geträumt, dass ich ertrinke. Ich war unter Wasser, konnte mich nicht bewegen, nichts sehen und nicht atmen. Komischerweise wurde mir erst später bewusst, dass ich am Ertrinken war. Sollte man das nicht sofort merken? Klar, es war ein Traum, aber es beschäftigte mich dennoch.

Als ich aufgewacht bin, hat es einige Zeit gedauert, bis ich bemerkt habe, dass das nur ein Traum gewesen ist.

Yoongi hat von all dem, glücklicherweise, nichts mitbekommen. Es wäre so peinlich gewesen, wenn er mich so verschwitzt und panisch gesehen hätte.

Mein Gefühlschaos, was Yoongi betrifft, ist immer noch im vollen Gange. Ich kann mich in seiner Nähe nicht normal verhalten ohne Panik zu bekommen. Was ist falsch mit mir? Sollte man sich nicht verliebt verhalten und nicht wie ein verängstigtes Tier, dass seinem Feind gegenüber steht?

Ich hoffe, dass dieses Chaos bald ein Ende haben wird. Es macht mich kirre.

Ich werde jetzt versuchen, wieder einzuschlafen. Hoffentlich klappt es.

Gute Nacht.

Gähnend schloss ich mein Heiligtum, namens Tagebuch und drückte es behutsam gegen meinen Brustkorb. Mein Tagebuch bedeutete mir alles. Dort standen all meine Gedanken, meine Ängste, meine Gefühle, meine Vergangenheit. Ich konnte mir alles von der Seele schreiben und musste nie Angst haben, dass ich dafür verurteilt werden konnte.

Ich stand auf und wollte zurück zum Zelt gehen, als ich ein gehässiges Gelächter vernahm. Es war unverkennbar Baekhyuns Gelächter und es war so laut, dass er ganz in der Nähe sein musste.

Aus Reflex versteckte ich mein Tagebuch und den Stift unter einem kleinen Busch, welcher an dem Baum war, an den ich mich gelehnt hatte.

"Na, wen haben wir denn da?", kam es von Baekhyun, der nun vor mir stand. Ich brachte keinen Ton heraus. Seine Erscheinung schüchterte mich ein. Er wirkte groß und bedrohlich, während ich wie ein kleines Kind wirken musste.

"Hat es dir die Sprache verschlagen, Psycho?", sprach er weiter und etwas Bedrohliches schwang in seiner Stimme mit. Das hieß nichts Gutes.

Ich wollte gerade überlegen, wie ich aus dieser Situation fliehen konnte, doch Baekhyun kam mir zuvor und packte mich am Arm. Ich erschrak und schrie auf, als er mich nach oben zog und ich einige Meter stolperte.

"Hat da jemand sein Gleichgewicht verloren? Wie schade", jammerte er ironisch. Er machte mir Angst.

Ich versuchte mich aus seinem Griff zu lösen, doch es war unmöglich. Er zerquetschte regelrecht meinen Oberarm, weshalb ich schmerzerfüllt wimmerte.

Der Junge zog mich mit sich. Ich versuchte mich weiterhin zu wehren, als er mit mir den Steg entlang lief, der bis in die Mitte des Sees reichte.

Am Ende des Stegs angekommen, sah mir Baekhyun direkt in die Augen. Sein Blick war voller Hass und Ekel.

"Viel Spaß, bei deinem nächtlichen Badeausflug", mit diesen Worten schubste er mich von sich. Ich fand nirgends Halt und fiel blindlings ins Wasser. Ich hörte das Platschen, als mein Körper auf das Wasser traf und ich spürte die kühle Nässe, als sich das Wasser um mich schlang und mich vollkommen umgab.

Sofort spürte ich die aufkeimende Panik in mir. Mein Herzschlag beschleunigte sich, mein Puls raste. Meine Klamotten sogen sich mit Wasser voll und zogen mich tiefer unter Wasser. Meine Augen brannten, doch ich war nicht in der Lage sie zu schließen. Wie gebannt starrte ich an die Wasseroberfläche, die sich immer weiter von mir entfernte. Nein, ich entfernte mich von ihr.

Es kam mir so unwirklich vor, dass das, was ich zuvor geträumt hatte, nun wirklich geschah. Ich war dabei zu ertrinken und würde sterben.

Ich war nicht in der Lage mich zu bewegen. Mein Körper war schwer, wie Beton.

Doch plötzlich wurde das Bild, was ich sah, gestört. Es veränderte sich und plötzlich spürte ich, wie mich jemand packte und an die Wasseroberfläche zog.

Gierig atmete ich die kühle Luft ein, leider zu schnell. Ich verschluckte mich und hustete heftig. Ich nahm wahr, dass ich an Land gezogen wurde und ein paar Sekunden später auf festen Boden lag.

"Jimin? Jimin!? Ist alles in Ordnung? Geht's dir gut? Oh mein Gott, was ist passiert?", hörte ich eine bekannte Stimme panisch fragen. Ich öffnete die Augen und sah direkt in Yoongis Augen.

Yoongi hatte mir das Leben gerettet.

Behind The Fears || Yoonmin FF || BTS Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt