Kapitel 18

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~Jimin P.o.V~

Wie viel Zeit war vergangen? Wie lange saß ich bereits hier? Waren es Minuten? Oder doch eher Stunden? Wo war ich überhaupt?

Allmählich klarte mein Kopf auf und der dichte Nebel in meinen Kopf lichtete sich. Meine Tränen waren längst versiegt, doch noch immer spürte ich die salzige Flüssigkeit auf meinen Wangen. Meine Lippen fühlten sich geschwollen an und auch meine Augen brannten.

Ich saß noch immer auf den Boden. Da im Park sehr viele hohe Bäume waren, wurde es hier nie richtig trocken, weshalb meine Jeans voller Schlammflecken war.

Meine Gedanken schweiften wieder zu dem Geschehen in der Schule. V hatte meine Kette zerstört. Die Kette, die ich von Thamina bekommen hatte. Sie hatte mir so viel bedeutet. Jetzt war sie tot und mein letztes Erinnerungsstück war kaputt.

Erneut stiegen mir Tränen in die Augen. Erneut hatte ich den Drang hemmungslos zu weinen, aber ich wollte nicht. Ich wollte mir diese Blöße nicht schon wieder geben.

Zum Glück waren kaum Leute hier. Wieso auch? Die Meisten waren arbeiten oder in der Schule.

Mit zitternden Beinen stand ich auf und sah mich um. Die Gegend kam mir nicht bekannt vor. Ich war einfach drauf los gerannt.

Du bist auch zu Nichts in der Lage, oder?

Ich beachtete meine innere Stimme kaum, sondern konzentrierte mich auf meine Umgebung.

"Hey, kann ich dir helfen? Du siehst irgendwie verloren aus", wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und drehte mich zu der Person um, die mich angesprochen hatte. Es war ein junger Mann. "Ich hab' mich wohl verlaufen", gab ich zu. Ich war froh, dass der Mann gut einen halben Meter von mir entfernt stand. "Oh Gott, wie siehst du denn aus?! Das ist nicht böse gemeint, aber du siehst aus, als wärst du durch die Hölle gegangen!", der Mann sah mich geschockt an, doch sein Gesichtsausdruck wandelte sich schnell in Besorgnis um. Ich zuckte nur mit den Schultern.

"Na komm, ich kenne ein Café direkt in der Nähe. Ich spendier' dir 'nen Kakao", schlug er vor.

"Ich weiß nicht so recht...", murmelte ich unsicher. Ich kannte diesen Mann nicht. Ich wusste nicht, ob ich ihn vertrauen konnte.

"Oh sorry, ich hab' mich noch gar nicht wirklich vorgestellt. Ich bin Lee Taeyong", sagte der Mann namens Lee Taeyong. "Ich bin Park Jimin", entgegnete ich.

"Möchtest du jetzt eine Tasse Kakao haben?", fragte mich Taeyong. Schüchtern nickte ich. "Na gut, komm mit", sagte er und gemeinsam liefen wir aus dem Park hinaus. Wir gingen auf die andere Straßenseite und da sah ich schon, dass Café.

Drinnen setzten wir uns an einen Tisch im hinteren Bereich des Lokals. "Möchtest du außer einen Kakao sonst noch etwas?", fragte mich Taeyong. Ich schüttelte den Kopf. Taeyong gab unsere Bestellungen auf und als die Bedienung gegangen war, widmete er sich wieder mir.

"Was ist eigentlich passiert? Also, wenn ich das denn fragen darf", fragte er nach ein paar Sekunden. Ich wusste nicht, ob ich ihm erzählen konnte, was geschehen war. Aber irgendwie war ich es ihm schuldig, denn er kümmerte sich sozusagen um mich, obwohl er mich gar nicht kannte. "Ich hatte eine Kette von einer Freundin von mir. Sie ist vor etwas über einem Monat gestorben und ein Junge aus meiner Schule hat sie kaputt gemacht. Er hat sie mir einfach vom Hals gerissen. Da bin ich weggerannt", erzählte ich ihm die Kurzfassung. Was sonst noch alles passiert war, musste er ja nicht wissen. "Oh.. das tut mir leid. Ich kenn' den Typen zwar nicht, aber er ist ein Arschloch", sagte er nach meiner Erzählung. Ich nickte, als Zeichen meiner Zustimmung.

Dann kam der Kakao. Taeyong hatte sich auch einen bestellt. Es vergingen ein paar Minuten, in denen wir schweigend unseren Kakao tranken.

"Weißt du, wie du nach Hause kommst?", begann Taeyong wieder das Gespräch. "Nicht wirklich.. ich habe keine Ahnung, wo ich bin", antwortete ich ehrlich. "Wo wohnst du?", fragte er weiter. Ich nannte ihm meine Adresse. "Ahh.. ich weiß, wo das ist. Wenn du magst, kann ich dich hinbringen", antwortete er. "Das wäre echt nett von dir", sagte ich.

Taeyong bezahlte unsere Getränke und wir machten uns auf den Weg zu mir nachhause.

"Danke, dass du das alles für mich gemacht hast", bedankte ich mich auf den Heimweg. "Ach, das ist doch nicht der Rede wert", winkte er ab.

Als wir die Straße, in der ich lebte, entlang liefen, fühlte ich mich von Sekunde zu Sekunde wohler. Es war nun mal eine gewohnte Umgebung.

"Wir sind da", sagte ich, als wir vor meinem Haus standen. "Danke nochmal", fügte ich hinzu. "Kein Problem. Wenn du magst können wir Nummern tauschen, dann kannst du mich immer erreichen, wenn du jemandem zum Reden brauchst", entgegnete er. Ich nickte.

Ich speicherte Taeyongs Nummer ein, ehe wir uns voneinander verabschiedeten.

Als ich alleine war, blieb ich vorerst noch vor der Tür stehen und atmete die kühle Luft ein.

"JIMIN!", ich erschrak, als ich plötzlich meinen Namen hörte. Jungkook, Jin, Namjoon, Hoseok und Yoongi rannten auf mich zu und als sie bei mir angekommen waren, wurde ich von Jin in die Arme gezogen. "MACH DAS NIE WIEDER!", schrie mich Jin an. "Was soll ich nie wieder machen?", fragte ich völlig perplex. "Wir haben dich überall gesucht, man! Du warst nirgends aufzufinden! Jungkook hat uns alle angerufen und dann haben wir angefangen dich zu suchen! Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht!", erklärte Namjoon und legte mir eine Hand auf den Rücken.

"Es tut mir leid, ich wollte euch keine Sorgen bereiten, aber nach dem, was ich von Jungkook erfahren hatte, war mir das alles zu viel und ich wollte nur noch weg", entschuldigte ich mich bei meinen Freunden. Ich sah durch die Runde, stockte jedoch, als ich Yoongi erblickte.

Sein Blick war voller Besorgnis und es sah aus, als hätte er geweint. Seine mintfarbenen Haare waren verwuschelt, als hätte er sie nicht gekämmt und er wirkte sehr blass. Bei seinem Anblick ging ein Stich durch mein Herz. Was soll das? Was ist nur los mit mir?

".. Jimin, könntest du bitte endlich zuhören?", wurde ich aus den Gedanken gerissen und blickte zu Hoseok. "Ja? Was ist?", fragte ich verwirrt. Hoseok seufzte. "Du musst dich nicht dafür entschuldigen, dass du weg wolltest. Wir alle wissen, wie sehr dich die Situation mit Taehyung und den anderen mitnimmt, aber wenn was ist, dann komm' doch zu uns, ja? Wir sind doch immer für dich da! Wir sind deine Freunde", sprach Hobi und sah mich eindringlich an. "Ja, versprochen. Das nächste Mal komme ich zu euch", versprach ich meinen Freunden. "Und Taehyung werde ich mir nochmal vorknöpfen. Ich habe ihm gesagt, er soll dich in Ruhe lassen und er hat sich nicht daran gehalten. Das wird Konsequenzen haben", redete nun auch Namjoon mit.

Mal wieder merkte ich, wie toll meine Freunde doch waren.

"Danke", kam es von mir. "Ach ChimChim, dass ist doch selbstverständlich! Du gehörst nun zu uns! Wir sind ein Team! Und Freunde sind immer füreinander da", entgegnete Jin. Oh man, ich war so froh, dass ich diesen Haufen meine Freunde nennen durfte.

"Wir sollten Jimin jetzt ein bisschen Ruhe gönnen", meinte Yoongi. Beim Klang seiner Stimme kribbelte alles in mir. Halt, nein! Das darf nicht passieren! Ich muss damit aufhören!

Die Jungs verabschiedeten sich von mir und wollten gehen, doch Jungkook kam nochmal zu mir. "Ich wollte mich noch einmal bei dir entschuldigen. Es war falsch, dir nicht zu sagen, dass Thamina meine Schwester war. Ich verstehe es, wenn du mich nun hasst und sauer bist, aber du sollst wissen, dass ich immer für dich da sein werde", sagte er und ich hörte die Trauer in seiner Stimme. "Ich hasse dich nicht. Ich war nur so enttäuscht gewesen, aber das ist vorbei. Ich verzeihe dir, weil ich dich verstehen kann", entgegnete ich. Jungkook war mir zu wichtig, als unsere Freundschaft einfach zu beenden. "Danke! Das bedeutet mir sehr viel", Jungkook lächelte breit. "Ich habe die Kette einem Freund gegeben. Er hat ein Juwelier und er wird versuchen sie zu reparieren", erzählte er weiter. "Danke Jungkook", ich nahm meinen besten Freund in die Arme und er erwiderte die Umarmung.

"Ich lass dich dann mal.. wir sehen uns morgen, ja?", sagte er schließlich. "Klar, bis morgen", entgegnete ich. "Bis morgen".

Behind The Fears || Yoonmin FF || BTS Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt