Die Hölle auf Erden

410 13 0
                                    


Sicht Lisa

Hinter mir hörte ich, wie jemand meinen Namen rief. Ich drehte mich um und sah Vincent, der geradewegs auf mich zur rannte . ,, Warte bitte!'', er kam immer näher und stoppte, kurz bevor er vor mir stand. ,, Betrunken zu rennen, ist echt keine gute Idee.'', sprach Vince mehr zu sich selbst und stützte seine Hände auf den Oberschenkeln ab. Völlig außer Atem führte er seine Konversation fort. Aber dieses Mal richtete er seine Worte an mich. ,, Was da eben passiert ist, tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist!'' Dachte dieser Blödmann wirklich mit solch einer plumpen Entschuldigung wäre alles wieder in Ordnung? ,, Verpiss dich einfach, ok?'' Ich drehte mich um und lief weiter. An meiner rechten Schulter spürte ich eine Hand, die mich zurückhielt. ,, Ich weiß, du bist sauer und hast auch allen Grund dazu, aber glaube mir, ich habe es nicht so gemeint.'', traurig sah Vincent mich an. ,, Sauer? Das trifft nicht mal annähernd meinen Gefühlszustand. Weißt du überhaupt, was du mir da vorhin gegen den Kopf geworfen hast? Du wünschst dir, ich sei tot! Dabei dachte ich, wir beide wären Freunde!'' ,, Lisa, das sind wir auch. Scheiße Mann, ich bin so ein Vollidiot. Ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen soll?'' ,, Du brauchst gar nichts wieder gut zu machen. Ich habe schon verstanden, wie du zu mir stehst. Lass es sein und verschwinde.'' ,, Aber..'' ,, Nichts ''aber'' du hast mich schon verstanden.'' Meine Stimme wurde immer lauter und energischer. Nur so erhoffte ich mir, von Vincent in Ruhe gelassen zu werden. Sein Anblick machte mich wütend und traurig zu gleich. Noch nie in meinem Leben hatte ein Mensch mich so verletzt. ,, Wo willst du denn überhaupt hin?'', fragte er. ,, Egal, Hauptsache weg von hier.'', antworte ich patzig. ,, Triff nun bitte keine voreiligen Entscheidungen, wenn dir was passiert......''', ich unterbrach seinen Satz und führte ihn fort.        ,, .... dann hast du endlich das, was du wolltest!'' An seinem Gesichtsausdruck merkte ich, dass ihn verletzt hatte. Jetzt wusste er wenigstens, wie es sich anfühlt. Regungslos stand er vor mir und starrte mich an. Ein letztes Mal sah ich in seine Augen, drehte ihm den Rücken zu und ging.

Auf dem Weg zum Korbacher Bahnhof, ließ ich all meine Gefühle zu und merkte, wie Tränen an meinen Wangen herunterliefen. Mit der Hand wischte ich sie weg und fokussierte meinen Blick auf die Straße vor mir. Ab und an kamen mir Besucher der Hessentage entgegen, deren Blicke ich ignorierte. Denn trotz der Dunkelheit, waren die Wege sehr gut beleuchtet und jeder sah mein, mit Wimperntusche verschmiertes, Gesicht. ,, Kann ich Ihnen behilflich sein?'' Am Bahnsteig neben mir stand ein junger Mann, der mir höflich seine Hilfe anbot. ,, Nein danke, ich komme zurecht.'', sagte ich freundlich. Wahrscheinlich dachte er, ich wüsste nicht, welchen Zug ich nehmen muss, da ich bestimmt schon fünf Minuten lang auf den Fahrplan starrte.'' ,, Fahren Sie wieder nach Hause?'' , fragte er weiter. ,, Ja, ich habe genug von den Hessentagen.'', antworte ich ihm. ,, Echt, so schlimm? Ich bin extra aus Berlin angereist, um die nächsten Tage noch ein wenig zu feiern.'', enttäuscht deutete er auf seine Reisetasche, die er über der Schulter hing. ,, Nein, so war das nicht gemeint. Die Bands und Künstler sind echt gut und die Atmosphäre auch.'', korrigierte ich mich schnell. ,, Okay, trotzdem fährst du.... Aää ich meine Sie, schon nach Hause?'', verwirrt sah er mich an. ,, Schon okay, wir können beim ''Du'' bleiben. Ja, das hat aber andere Gründe, warum ich fahre.'' Näheres wollte ich dazu nicht sagen. Es muss ja nicht jeder wissen, was los ist. Schon gar nicht mir Fremde. ,, Ah okay und wo geht es jetzt hin? Also klar, nach Hause. Aber wo genau?'' Er war ganz schön neugierig. ,, Nach Berlin.'', antwortete ich knapp. ,, Das ist ja cool. Vielleicht trifft man sich dort ja mal? Ich bin übrigens Felix.'' Felix reichte mir seine Hand und auch ich stellte mich vor. Kurz und knapp antworte ich auf seine Frage mit den Worten. ,, Kann sein.'' Anscheinend fiel ihm mein Desinteresse an dem Gespräch nicht auf, da er eine Frage nach der anderen stellte. Als ich dann nur noch stumm vor mich hinschaute, sagte er: ,, Na gut, ich muss dann auch mal.'' Zum Abschied hob er die Hand und ich war froh endlich wieder alleine zu sein. Noch glücklicher war ich, als mein Zug, nach fast sechs Stunden, in den Berliner Hauptbahnhof einfuhr. Während der Fahrt erhielt ich eine Nachricht von Dag, der wissen wollte, ob es mir gut geht? Auch wenn er Vincents bester Kumpel ist, wusste ich, dass ich meine Wut nicht an ihm auslassen kann. Deswegen antworte ich kurz, als ich meine Wohnung betrat. Den Koffer und die Klamotten schmiss ich einfach in den Flur, ließ alle Rollläden runter und legte mich ins Bett. Ich hatte noch einiges an Schlaf nachzuholen.

Leben ist VeränderungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt