Liebeskummer

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Sichtweise Lisa

Eng aneinander gekuschelt lagen wir am nächsten Morgen im Bett. Sanft verteilte ich ein paar Küsse in Vincents Nacken, der daraufhin wach wurde und sich zu mir drehte. ,, Guten Morgen Schönheit.’’, lächelte er. ,, Soll ich uns Frühstück machen?’’, fragte ich. ,, Oh ja, Kaffee wäre gut.’’ Ich stieg also aus dem Bett, zog mir ein T-Shirt über und schaute in der Küche nach etwas Essbarem. Mit einem Tablett in der Hand lief ich zurück ins Schlafzimmer und stellte es auf dem Bett ab. ,, Die Idee mit dem Klavier gestern fand ich ja schon irgendwie süß.’’, grinste ich.  ,, Wo hast du das eigentlich so schnell hergezaubert’’  ,, Das meine Süße, bleibt mein kleines Geheimnis.’’, war das Einzige, was Vincent dazu sagte. Glücklich betrachtete ich den schmalen, silberfarbenen Ring an meinem Finger. ,, Er ist wunderschön.’’, sagte ich schließlich und bekam einen langen, intensiven Kuss von meinem Verlobten. ,, Ich wollte, dass der Antrag gestern etwas ganz Besonderes ist.’’ Vincent hatte seine Stirn an meine gelegt und schaute mir in die Augen. ,, Das war er.’’ Bei dem Gedanken, an den gestrigen Tag sammelten sich ein paar Tränen in meinen Augen. ,, Sind das Freudentränen oder muss ich mir Gedanken machen?’’ Beruhigend schüttelte ich den Kopf. ,, Ich bin einfach nur glücklich.’’ Nach dem Essen beschlossen wir nochmal einen kleinen Strandspaziergang zu machen. Hand in Hand liefen wir durchs Wasser. ,, Weiß Dag es eigentlich schon?’’, fragte ich neugierig. ,, Ich habe mich noch nicht getraut es ihm zu sagen.’’ Ich verlangsamte das Tempo und blieb schließlich stehen.                          ,, Schatz, was ist los? Habt ihr Streit?’’ Normalerweise weiß Dag immer alles vor mir. ,, Das nicht. Nur irgendwie hat es sich nicht ergeben.’’ Schmunzelnd sah ich Vincent an. ,, Nicht ergeben? Nun sag schon. Was ist los?’’ Ich stupste mit meiner Schulter leicht gegen seinen Arm. ,, Ich habe ihn in letzter Zeit kaum gesehen und es ihm per Telefon zu sagen, fand ich irgendwie blöd.’’ ,, Aber ich dachte ihr beiden wart in den letzten Wochen zusammen im Studio, um neue Songs aufzunehmen?’’ Verlegen schob Vincent den Sand mit den Füßen zur Seite und schaute zu Boden. ,, Scheinbar wohl doch nicht.’’, beantwortete ich meine Frage selber. ,, Warum redest du denn nicht mit mir?’’ ,, Weiß nicht. Er hängt halt lieber mit Bea rum, als mit mir.’’ ,,  Dag ist einfach bis über beide Ohren in diese Frau verliebt und braucht vielleicht einen Freund, der ihn mal daran erinnert, dass es auch noch andere Menschen in seinem Leben gibt. Nimm es ihm nicht übel. Du weißt doch, wie Frauen den Männern die Köpfe verdrehen.’’ Leise fing ich an zu singen. ,, Männer haben nur einen Kopf, damit Frauen ihn verdrehen können.’’ und entlockte Vincent damit ein Lachen.

Sichtweise Dag

,, Hey Dag, was verschafft uns die Ehre?’’, begrüßte Lisa mich, als sie mir die Haustür öffnete.
,, Ist Vince da?’’, fragte ich schnell. ,, Ähm, ne. Er ist in Stuttgart. Irgendwas geschäftliches.’’ Ihre anfänglich gute Laune schwang in Besorgnis um.  ,, Was ist denn los?’’ Wahrscheinlich merkte sie, dass etwas nicht stimmte. ,, Ach, ist nicht so wichtig. Ich schreib’ Whynee einfach eine Nachricht.’’ und wollte wieder nach oben in meine Wohnung gehen. ,, Dag?’’ Ich drehte mich nochmal um und beobachtete Lisa dabei, wie sie mich ungeduldig ansah.

,, Puh, das ist hart.’’ Lisa ließ sich mit dem Rücken gegen die Sofalehne fallen. ,, Und jetzt?’’, fragte sie weiter. ,, Werde ich es Vincent beichten müssen, der mir den Hals umdrehen wird.’’ und nahm einen großen Schluck vom Whisky, den Lisa mit eingeschenkt hatte. ,, Hey, mach dir wegen der CD und den anderen Sachen keine Gedanken. Das sind alles nur materielle Dinge. Viel wichtiger ist, wie geht es dir damit?’’ ,, Beschissen.’’, brachte ich nur heraus. ,, Ich habe sie wirklich geliebt und ich dachte, das zwischen uns wäre etwas Ernstes.’’ Lisa nahm mich in den Arm und auch, wenn ich mir geschworen hatte keine einzige Träne wegen dieser Schlampe zu vergießen, konnte ich das Unvermeidliche nicht mehr aufhalten. ,, Ist schon gut.’’, sagte Lisa leise. Nachdem ich mich bei meiner besten Freundin ausgeheult hatte, richtete ich mich wieder auf und versuchte nicht mehr an dieses Miststück zu denken. ,, Möchtest du Party machen, ins Kino gehen oder einen gemütlichen Abend auf dem Sofa verbringen? Ben ist bei Oma und Opa. Wir können also so richtig die Sau rauslassen.’’ Lisa versuchte mich auf andere Gedanken zu bringen. ,, Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen werde, aber auf Party machen habe ich gerade keinen Bock. Ein chilliger Sofaabend klingt gut.’’, lachte ich leise. ,, Alles klar. Kommt sofort. Mit Knabbersachen und weiteren Getränken kam Lisa wieder ins Wohnzimmer zurück. ,, Eines schwöre ich dir, Dag. Sie wird nicht ungeschoren davonkommen. Dafür werde ich sorgen und wenn ich sie eigenhändig umbringen muss.’’ Mit erhobenem Zeigefinger gestikulierte Lisa vor mir herum und stieß dabei leicht gegen die Schüssel mit Popcorn, die umkippte.  ,, Drei Sekunden Regel.’’, sagte Lisa schnell und suchte das Popcorn vom Boden auf. Diese Frau hat echt einen am Baum. Mit ihrer Aktion sorgte sie allerdings dafür, dass sich meine Depristimmung zumindest ein kleines bisschen besserte. Gemeinsam schauten wir eine Komödie im Fernsehen und Lisa gab sich größte Mühe mich bei Laune zu halten.

Sichtweise Lisa

Immer wieder schaute ich zu Dag rüber, während er auf den Bildschirm starrte. Die Sache mit Bea machte mich so richtig wütend und am liebsten würde ich ihr meine Meinung sagen. Doch dafür muss ich sie erst einmal finden. Diese blöde Kuh ist einfach so untergetaucht. Hat ihre Nummer gewechselt und ist umgezogen. Trotzdem wird es mich nicht davon abhalten sie zu finden und dann wird diese Betrügerin ihr blaues Wunder erleben. Niemand verarscht und beklaut meinen besten Kumpel. Wahrscheinlich ist es gut, dass Vincent für ein paar Tage weg ist. Dann haben Dag und ich Zeit zu überlegen, wie wir ihm das mit der CD am besten beibringen können, ohne, dass er uns den Kopf abreißen wird. Auch wenn Vincent erst seit ein paar Stunden weg ist, muss ich ständig an ihn denken und vermisse seine Nähe. Bevor wir aus dem Urlaub zurückgekommen sind, haben wir uns darauf geeinigt erstmal niemanden von der Verlobung zu erzählen. Deswegen liegt der Ring gut verpackt in der Nachttischschublade. Jeden  Abend vor dem Schlafengehen sehe ich ihn mir an und kann mein Glück kaum fassen. Ich kann es einfach nicht fassen, dass dieser Mann mich zu seiner Frau machen möchte. ,, Hast du Lust?’’, riss Dag mich aus meinen Gedanken. ,, Bitte, was?’’, fragte ich verwirrt. Ich hatte ihm gerade nicht zugehört. ,, Zocken? Du gegen mich?’’ ,, Wenn du verlieren willst?’’ Ich kramte die Controller aus der Schublade und schon ging es los. ,, Das ist unfair.’’, protestierte Dag. ,, Du drückst einfach wahllos auf irgendwelche Knöpfe und hast einfach nur Glück.’’ ,, Oder aber, du gestehst dir ein, dass ich besser bin als du.’’ ,, Niemals.’’ und schon konzentrierte er sich wieder aufs Spiel und versuchte all seine Sorgen zu vergessen.

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