Frühlingsgefühle

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Sichtweise Lisa

,, Gibst du mir mal bitte die Marmelade?’’, fragte ich Vince, der mir das Glas entgegen schob. Plötzlich bekam ich wieder diesen stechenden Schmerz in der Bauchgegend. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, doch es gelang mir nicht. ,, Was ist los?’’, fragte Dag schließlich.            ,, Und jetzt sage nicht ‘’Nichts’’ Ich sehe doch, dass du dir ständig an den Bauch fasst.’’, sagte er ermahnend. ,, Die Narbe tut weh.’’, nuschelte ich leise.  ,, Zeig mal her!’’, er legte die Brötchenhälfte beiseite und klopfte sich die Hände am T-Shirt ab. Dann zog er langsam mein Shirt hoch. Zweifelnd neigte er den Kopf zur Seite, als er die Narbe betrachtete. ,, Die ist komplett entzündet. Ist dir das nicht aufgefallen?’’ Vorsichtig schaute ich nach unten. War es mir vorhin nicht aufgefallen, dass die Stelle rot ist oder wollte ich es einfach nur nicht sehen und habe es gekonnt ignoriert? ,, Ich besorge dir gleich etwas aus der Apotheke und wehe, du schmierst es da nicht drauf.’’ , mahnend hob Dag den Zeigefinger an. Bevor er sich fertig machte, um zur nächsten Apotheke zu laufen, frühstückte er in Ruhe zu Ende. Als auch Vince und ich mit dem Essen fertig waren, fingen wir an das Geschirr zu spülen. Irgendwie fand ich es cool, dass die beiden in ihrem Studio schon fast eine kleine Wohnung hatten. Es war alles da, was man brauchte. Auch wenn die Küche und das Bad nur sehr klein sind, ist es völlig ausreichend. ,, Willst du nicht rangehen?’’, fragte ich, als sein Telefon klingelte. Vincent schüttelte heftig den Kopf. ,, Ne, lieber nicht.’’  ,, So schlimm wird es schon nicht sein.’’, sagte ich, woraufhin er nur mit den Schultern zuckte. ,, Es ist Franzi und sie ist bestimmt tierisch sauer, weil ich gestern Nacht nicht nach Hause gekommen bin. Ich hatte heute Morgen schon zig Nachrichten von ihr auf dem Handy.’’ ,, Dann schreibe ihr wenigstens, damit sie sich keine Sorgen macht.’’, schlug ich vor. ,, Habe ich schon.’’, antwortete Vince bedrückt. ,, Hey, Kopf hoch. Wenn das Baby erstmal da ist, wird es auch wieder besser. Wahrscheinlich ist sie gerade einfach nur überfordert.’’ Vincent legte das Tuch beiseite und lehnte sich gegen die Spüle. ,, Ich glaube einfach nicht, dass ich dem Ganzen gewachsen bin. Dieses ganze Familiengedöns stresst mich irgendwie.’’ Ich versuchte meinen besten Kumpel aufzumuntern.        ,, Das geht doch jedem so. So viele neue Eindrücke, die Verantwortung. Ist doch klar, dass man da Angst hat. Aber andere schaffen es auch. Also, warum nicht auch du?’’  ,, Weil ich noch nicht bereit für ein Kind bin. Alles ging so schnell. Ich habe einfach nicht damit gerechnet.’’ ,, Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du mit ihr in die Kiste gesprungen bist.’’, rutschte es mir plötzlich raus. Stumm schaute Vince mich an. ,, Sorry, war nicht so gemeint.’’, sagte ich.                ,, Du hast ja recht. Ich habe Scheiße gebaut und nun muss ich die Suppe auslöffeln.’’, antwortete er bedrückt. ,, Komm mal her.’’ Ich winkte ihn zu mir und nahm ihn in den Arm.            ,, Egal, was kommen wird, du bist nicht alleine. Dag und ich werden dir helfen. Du musst das nicht alleine durchstehen.’’  ,, Warum bist du eigentlich so nett zu mir? Ich habe mich wie das letzte Arschloch verhalten.’’, fragte Vincent.  Ich zuckte mit den Schultern. ,, Ich weiß es nicht. Irgendwie denke ich anders seit dem Unfall. Alles kann so schnell vorbei sein. Da wäre es doch schade, wenn man die Zeit, die man hat, damit verbringt Hass oder Wut gegenüber anderen zu empfinden.’’ ,, Du hasst mich?’’, fragte Vince erschrocken. ,, Nein, ich hasse dich nicht. Sonst würde ich hier jetzt nicht stehen und mich normal mit dir unterhalten. Aber ich war schon verletzt, nachdem du mich verlassen hast. Vor allem, weil es so plötzlich kam. Klar, habe ich schon Wochen vorher gemerkt, dass irgendwas nicht stimmt. Aber die Trennung hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Wären Dag und Miri nicht gewesen, dann würde ich heute noch immer in Selbstmitleid badend, in meinem Zimmer hocken.’’ Es tat gut endlich mal offen mit ihm darüber reden zu können. Es hatte so was Befreiendes an sich. ,, Ĺisa ich muss dir noch was sagen……’’  ,, Bin wieder da.’’ Mit einer kleinen Tüte in der Hand kam Dag zur Tür hinein geschneit. Er hielt mir eine Creme unter die Nase und forderte mich dazu auf, sie gleich aufzutragen. ,, Wird gemacht Chef.’’, sagte ich und verschwand im Bad.

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