für KikoK110
,,Hast du mit ihm geredet?" wollte Gabriel wissen und trank einen Schluck Tee, den ich für unsere Frühstück extra aufgesetzt hatte.
Ertappt kratzte ich mich am Hinterkopf und murmelte:,,Nein, ich warte noch auf den richtigen Moment."
,,Wann soll der deiner Meinung nach sein? Du wolltest es ihm schon vor zwei Wochen sagen" warf der Brasilianer mir ungeduldig vor. Ich wusste, dass ich ihn verletzte, indem ich meine Versprechungen nicht einhielt oder herausgezögerte, doch ich konnte nicht anders.
,,Ich weiß, aber... er liebt mich. Jedes Mal, wenn ich mir vornehme es ihm zu sagen, sein Haus betrete, die ganzen Bilder von uns und sein glückliches Lächeln sehe, schaffe ich es nicht mehr. Er bedeutet mir noch viel und ich will ihn nicht verletzen" versuchte ich mich zu erklären und sah schuldbewusst zu ihm auf.
,,Le, du wirst ihn verletzen, egal wo oder wie du es ihm erzählst. Die Entscheidung wird nicht leichter, in dem du es herauszögerst, sondern nur noch schwerer" erwiderte Gabe. Alles, was er sagte, war nachvollziehbar und ich wusste, dass er recht hatte, aber dennoch wollte ich es nicht wahr haben. Es musste doch eine Möglichkeit geben, wie ich aus der Sache herauskam ohne Raheem zu verletzen. In unseren 2 Jahren Beziehung hat er alles für mich getan und mich auf Händen getragen. Er hatte es nicht verdient, einfach so abserviert zu werden.
Erst Gabriels Seufzen riss mich aus meinen Gedanken. Er stand auf und schob seinen Stuhl wieder zurück. ,,Wo willst du hin?" fragte ich irritiert, als er sich auf den Weg zur Haustür machte.
,,Nach Hause" antwortete er knapp. Wir hatten schon öfter über Raheem und mich geredet. Darüber, wann ich endlich mit ihm reden würde und es beenden sollte, doch er ist noch nie einfach so aufgestanden und gegangen.
,,Du wolltest die freien Tage doch hier verbringen" hakte ich perplex nach und lief ihm hinterher.
Er blieb bei der Garderobe stehen und schlupfte in seine Schuhe. ,,Ich denke, dass es besser ist, wenn wir das lassen. Dann kannst du dir in Ruhe in darüber klar werden, was du willst."
,,Ich will dich" hauchte ich sicher, ,,ich liebe dich und ich will mit dir zusammen sein."
,,Dann zeig es mir. Melde dich, sobald du das mit Ster geklärt hast. Ich kann die ganzen Lügen und das Versteckspiel nicht mehr" entgegnete er und zog sich seine Jacke an. Gabe strich mir noch einmal über die Wange und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen, bevor er sich abwandte und die Tür hinter sich zu zog.
Murrend fuhr ich mir übers Gesicht und lehnte mich erschöpft an die Wand. Was hatte ich nur angestellt? Mir war von Anfang an klar, dass ich Raheem verlieren würde, wenn ich ihm von der ganzen Sache mit Gabe erzählen würde. Doch ich bin das Risiko eingegangen, weil ich nicht mehr abstreiten konnte, dass ich etwas für den Brasilianer empfand und meine Gefühle für ihn immer stärker wurden. Er war derjenige, den ich nicht mehr aus dem Kopf bekam und mich alles vergessen ließ. Wenn ich mit ihm zusammen war, fühlte ich mich sofort wohl und geborgen. Die Gefühle für ihn waren komplett anders als die, die ich für Ster hatte. Ich liebe den Engländer mit all seinen Ecken und Kanten, nur auf eine andere Art, fast schon einer anderen Ebene. Er war mir wichtig und ich wollte, dass er glücklich war. Raheem hatte jemanden verdient, der ihn glücklich machte. Allerdings war dieser jemand nicht ich und das musste er endlich erfahren. Ich durfte mich nicht länger davor drücken.
Somit nahm ich meinen Autoschlüssel und machte mich, nachdem ich meine Schuhe anhatte, direkt auf dem Weg zu ihm. Vor seiner Tür angekommen, hätte ich mich am liebsten wieder umgedreht. Dennoch musste ich das jetzt durchziehen, für ihn, mich und vor allem für Gabe. Ich drückte auf die Klingel und wenig später öffnete sich schon die Tür.