,,Ich finde mein Ladekabel nicht. Hat es einer von euch gesehen?" fragte ich leicht gereizt, als ich zum 50. mal meinen Schrank durchsuchte und das verflixte Ding immer noch nicht fand. Vor dem Training hatte ich mein Handy an meinen Platz angeschlossen, um es aufzuladen, aber jetzt war es nicht mehr da. Mein Handy hingegen lag aufgeladen der Bank.
,,Hast du es vielleicht schon eingepackt?" vermutete Thomas, nachdem ich von der restlichen Mannschaft entweder ein Kopfschütteln oder nein bekam.
,,Ne" seufzte ich und drehte mich zu ihm, ,,ich habe die Tasche mehrmals ausgeräumt, da ist es definitiv nicht drin."
,,Wo war es denn zuletzt?" fragte nun auch Kevin und fing an das unterste Fach, in dem meine Sportschuhe standen, zu durchsuchen.
,,Wenn ich wüsste, wo es zuletzt lag, dann wäre es ja jetzt nicht weg, oder?" stellte ich patzig die Gegenfrage.
Der Franzose warf mir einen genervten Blick zu:,,Komm runter, ich will dir nur helfen." Im Nachhinein tat es mir sofort leid, dass ich ihm wie die letzten Tage schon immer wieder schnippische Antworten zurückgab. Er konnte schließlich nichts dafür, dass es seit der Sommerpause zwischen Julian und mir öfters kriselte. Im Gegenteil, er versuchte für mich da zu sein und hörte sich meinen ganzen Kummer an, wofür ich ihm mehr als dankbar war.
Ich wollte mich gerade bei meinen besten Freund entschuldigen, als mir jemand das Wort abschnitt:,,Hier ist es." Ich drehte mich um und sah Thilo, der mir mit einem schüchternen Lächeln das Kabel hin hielt:,,Mein Akku war leer, deswegen habe ich es benutzt. Es lag auf deinem Platz und da an deinem Handy die grüne Leuchte geblinkt hat, dachte ich, dass es aufgeladen wäre. Es tut mir leid, beim nächsten Mal frage ich."
Murrend verdrehte ich die Augen und schüttelte leicht den Kopf. ,,Weißt du was? Du kannst es behalten" zischte ich und nahm meine Tasche, ,,du nimmst dir ja sowieso alles, was mir gehört."
Ich richtete mich zur Tür, in der Julian perplex stand und die Szene vermutlich mitverfolgt hatte. Allerdings war mir das gerade herzlich egal. Ich drückte mich an ihm vorbei und machte mich wütend auf den Weg zu meinem Auto. ,,Marco, warte!" hörte ich Jules mir hinterher rufen, doch ich dachte nicht mal dran und versuchte seine Stimme auszublenden.
,,Verdammt Marco!" fluchte er und schaffte es noch mich einzuholen. Er hielt mich an meinem Handgelenk fest, damit ich nicht weglaufen konnte und zog mich ein Stück zurück.
,,Lass mich los!" rief entnervt und versuchte mich vergeblich aus seinem Griff, bis ich es letztendlich aufgab.,,Erst, wenn du mir erzählst, was mit dir los ist! Du kannst Thilo nicht einfach so anschnauzen besonders nicht vor der Mannschaft. Der Junge ist nicht mal einen Monat hier und du machst ihm schon das Leben schwer!" funkelte mein Freund mich sauer an.
,,Das ist nicht wahr! Er ist der jenige, der alles ruiniert!"
,,Was hat er dir getan? Dein Ladekabel genommen und es ausgeliehen? Mensch, Thilo macht echt nur Probleme!" entgegnete mein Freund verständnislos und löste seinen Griff.
,,Er ist das verdammte Problem!" versuchte ich es ihm deutlicher zu machen, ,,mich stört es nicht, wenn er sich irgendetwas leiht oder so. Es nervt mich tierisch, dass er sich zwischen uns drängt und es wirklich nicht merkst!"
,,Er drängt sich nicht zwischen un..." setzte der Deutsche an, doch ich fiel ihm ins Wort. ,,Cielo Julian, mach die Augen auf! Das letzte Mal, als wir richtig miteinander gesprochen haben, war vor zwei Wochen, da du jeden verdammten Tag mit Thilo unterwegs bist. Man kann schon fast denken, dass ihr zwei etwas miteinander habt!"
,,Ist das dein Ernst?" hakte er nach und wirkte ein wenig verletzt, ,,wenn du denkst, dass ich hinter deinem Rücken etwas mit jemand anderen anfange, dann kennst du mich scheinbar nicht so gut, wie ich dachte. Wie wäre es, wenn du mir ein bisschen mehr vertraust? Ansonsten können wir das auch gleich beenden."
,,Tja, vielleicht sollten wir das lieber." Mit diesen Worten drehte ich mich von ihm weg und rannte so schnell es ging zu meinem Auto. Ich schmiss meine Sportasche auf die Rückbank und ließ mich erschöpft auf den Fahrersitz fallen. Ich fuhr mir durch die Haare und spürte wie mir langsam die Tränen in die Augen stiegen. Zwar versuchte ich sie noch zurückzuhalten, um nicht völlig einzubrechen, doch ich schaffte es nicht. Der Schmerz von einer gescheiterten Beziehung und der Verlust von dem Menschen, der mir am wichtigsten war und den ich am meisten liebte, war einfach zu schwer.
In den Nächsten Tagen redeten Julian und ich kein Wort miteinander. Wir gingen uns aus dem Weg, was bei gemeinsamen Trainingseinheiten, Kabinenplätze, die fast nebeneinander waren und Teambesprechungen einfacher gesagt war, als getan. Ich hatte fast schon das Gefühl, dass ich ihm nach unserem heftigen Streit öfter sah als davor. Wie sollte ich jemals über ihn hinwegkommen, wenn ich ihn mehrmals am Tag sah? Allerdings hatte ich mir das alles selbst zu zuschreiben.
Während die anderen Jungs am Abend durch die Häuser ziehen oder irgendwelche Zockernächte veranstalteten, blieb ich zu Hause und zog mir eine Staffel Suits nach der nächsten rein. Die anderen hatten mich zwar immer wieder eingeladen und versuchten mich zu überreden mit zukommen, aber ich konnte immer rausreden. Nun lag ich wieder im Wohnzimmer auf der Couch und startete die achte Folge der dritten Staffel. Als ich plötzlich das Türschloss knacken und wenig später eine Tür zuknallen hörte, machte ich den Fernseher aus und setzte mich aufrecht hin. Vorsichtig stand ich auf und wollte in den Flur gehen, doch da stand Julian schon in der Wohnzimmertür. ,,Was machst du hier?" fragte ich überrascht. Nach unserem Streit war er nur einmal dagewesen, als ich bei Kevin war und hatte sich ein paar Klamotten geholt.
,,Ich halte das nicht mehr aus, Marco" gestand der Deutsche mit zittriger Stimme, ,,wir haben uns in den letzten Wochen nur gestritten und kamen nicht mehr miteinander klar, weshalb ich wirklich dachte, dass eine Trennung das Beste für uns wäre. Aber nein, das ist es definitiv nicht. Ich liebe dich und habe das Gefühl, dass mein Herz zerbricht, wenn ich ohne dich leben muss. Ich weiß, dass ich dich in letzter Zeit nur unglücklich gemacht habe, aber lass es mich wieder gut machen. Bitte."
,,Julian..." wollte ich etwas erwidern, aber ich brachte kein Wort mehr raus. Stattdessen lief ich wie automatisch auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Das war das, was ich die letzten Wochen wollte und so vermisst hatte. Ich wollte mich nie mit ihm streiten und ganz sicher wollte ich nie, dass es zwischen uns vorbei war. Das einzige, was ich wollte, war ihn und seine Nähe.
,,Ich habe die letzten Tage nur überlegt, was ich falsch gemacht habe und mir deine Worte durch den Kopf gehen lassen. Es tut mir leid, dass ich dich vernachlässigt und mich nur um Thilo gekümmert habe. Du musst mir glauben, dass zwischen uns nichts läuft. Er ist wie ein kleiner Bruder für mich. Außerdem würde ich dir das niemals antun" hauchte Julian und schluchzte leise.
Langsam löste ich mich von ihm und strich ihm die aufgekommenen Tränen behutsam weg. ,,Ich glaube dir. Mir tut es auch leid, dass ich nicht direkt mit dir geredet habe, sondern alles für mich behalten" lächelte ich schwach.
,,Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst, was dich belastet oder?" hakte Jules prüfend nach und erwiderte mein leichtes Lächeln.
,,Ich weiß" seufzte ich, ,,ich verspreche dir, dass ich das zukünftig wieder tun werde."
,,Ti amo, Marco" murmelte er und musste anfangen zu schmunzeln..Ich fand es extrem süß, wenn Julian ab uns zu ein paar italienische Wörter benutzte, um mich zu beeindrucken oder glücklich zumachen.
,,Anch'io ti amo" entgegnete ich, bevor ich meine Lippen sanft auf seine legte.der eigentliche Grund: I'm so in love with Marco und brauchte ne Ausrede, um wieder nen Os mit ihm zu schreiben :D
Ich hoffe ihr hatten einen guten Start in die Woche und wünsche euch noch einen schönen Abend🖤
LG T.☁️