für mylittlelibrary
[31] ,,Du würdest dein perfektes Leben für mich aufgeben?"
Anmerkung: Balerdi ist kein Fußballer, sondern arbeitet in einer kleinen Bar in Turin.
Glücklich schloss ich die Tür zu meiner Wohnung auf und ließ sie hinter mir wieder ins Schloss fallen. Der Abend war unglaublich. Nachdem ich lange in einer Bar, als Kellner und Mixer gearbeitet hatte, durfte ich heute zum ersten Mal auf der Bühne auftreten und singen. Lange hatte ich auf diesen Moment gewartet und Marco, den Besitzer, angefleht, dass er mir eine Chance geben sollte.
Vor einer Woche hatte er mir die Erlaubnis gegeben und meinte, dass ich drei Songs perfekt vorbereiten sollte. Diese drei Songs durfte ich heute Abend zum ersten Mal vorführen. Zwar waren in der Bar nicht so viele Menschen, wie auf einem Ed Sheeran Konzert sein würden und mit Sicherheit sang ich auch nicht so gut, wie er es tat, doch den Menschen schien es trotzdem gefallen zu haben. Vor allem Marco, der meinte, dass ich mich schon auf den nächsten Auftritt vorbereiten konnte.
Gedankenverloren zog ich meine Schuhe aus und schmiss meinen Schlüssel auf die Kommode. Das Gefühl auf der Bühne zu stehen war unglaublich. Es war, als hätte ich endlich das gefunden, was mich ausmachte und schon immer in mir gesteckt hatte. Die Musik war mein Leben und als Kind hatte ich immer davon geträumt, eines Tages mal vor Menschen auf der Bühne zu stehen und zu singen. Ich war so in Gedanken, dass ich gar nicht merkte, wie jemand im Türrahmen zum Wohnzimmer stand und mich anlächelte, bis dieser das Wort ergriff:,,Du warst heute Abend atemberaubend, Kleiner."
,,Du hast es gesehen?" hakte ich überwältigt nach und drehte mich zu Paulo.
,,Natürlich, das war wichtig für dich und du bist wichtig für mich" antwortete er ehrlich und kam ein paar Schritte auf mich zu. Nach seinen Worten schossen mir sofort die vergangenen Erinnerungen in den Kopf. Die Momente, in denen Paulo mich versetzt hatte, mich von sich wegstoßen hatte, da er sich als Fußballer nicht leisten konnte, mit einem Mann zusammen zu sein, Paulo mit anderen Frauen direkt vor meinen Augen rumgemacht hatte... und es gab noch so vieles mehr.
,,Ach, seit wann bin ich dir denn wichtig?" wollte ich wissen und verschränkte meine Arme vor der Brust. Ich versuchte kühl und stark zu klingen. Paulo sollte nur nicht glauben, dass ich im wieder zu Füßen lag, nur weil er charmant und süß war.
,,Du hast mir schon immer viel bedeutet" gestand er. Während er mir noch näherkam, machte ich einen Schritt zurück.
,,Paulo, was soll das?" fragte ich seufzend nach. Oft genug hatte er mir gesagt, wie viel ich ihm bedeuten würde und wie wichtig ich ihm wäre. Am Ende hatte er mir immer wieder bewiesen, dass das nur leere Worte waren. ,,Was machst du hier? Wie bist du hier überhaupt reingekommen?"
,,Ich habe den Schlüssel genommen, den du versteckt hast, falls du dich aussperren solltest. Keine Sorge, er liegt wieder in seinem Versteck" erklärte sich der Argentinier, ,,ich bin hier, um mit dir Zeit zu verbringen."
,,Auf einmal?" lachte ich ironisch auf. Paulo ging und kam, wann er wollte. Ich war froh, wenn er da war, und hatte nie etwas dagegen gesagt, da ich ihn nicht verschrecken und zu anhänglich wirken wollte. Doch das war nun vorbei. Seine Spielchen machten mich verrückt und brachten mich zum Verzweifeln.
,,Leo, bitte" murmelte Paulo und ihm war deutlich ins Gesicht geschrieben, dass er das Gespräch am liebsten beenden wollte.
Fest entschlossen schüttelte den Kopf und machte ihm noch einmal meinen Standpunkt klar:,,Nein, ich kann das nicht mehr. Du stößt mich von dir weg, dann bist du mir wieder nah, am nächsten Tag tust du so, als würden wir uns nicht kennen und dann kommst du wieder hierher. Gott, kannst du dich mal entscheiden? Das macht mein Herz nicht mehr mit! Dieses hin und her ist verdammt verletzend! Jedes Mal fühle ich mich benutzt, wenn du am nächsten Morgen weg bist, nachdem wir miteinander geschlafen haben. Wenn du mir sagst, dass das zwischen uns nicht funktionieren kann und du mit irgendwelchen Frauen rummachst, zerbreche ich innerlich."