》Pov. Koke
,,Dios, jetzt mach doch die Tür auf" fluchte ich und drückte zum hundersten Mal auf die Klingel, auf dem Ñigùez stand. 101, 102, 103... was machte mein Teamkollege, dass er die verdammte Klingel nicht hörte?
Nach ein paar weiteren Minuten gab ich es auf und beschloss den Ersatzschlüssel zu nehmen, den Saúl für einen Notfall unter einem Stein am Hausrand versteckt hatte. Ich schloss die Haustür auf und ließ sie wieder ins Schloss fallen. ,,Saúl?" rief ich durch sein Haus, doch keiner antwortete mir. Stattdessen hörte ich einen Hund bellen und keine Sekunde später kam ein roter Shiba Inu auf mich zu gerannt.
,,Thaila, du bist echt groß geworden" lachte ich leicht und strich durch ihr Fell, ,,wo hast du denn deinen Besitzer gelassen?"
So lieb die Hündin war und so gern ich sie noch weiter gekrault hätte, machte ich mich nach einiger Zeit wieder auf die Suche nach meinem Teamkollegen. Als ich ihn in der Küche nicht fand, ging ich ins Wohnzimmer. Dort war zwar kein Saúl, aber seine anderen beiden Hunde, die brav in ihren Körbchen lagen. Außerdem lag auf seinem Wohnzimmertisch ein großes Fotoalbum, das das ganze Team ihm letztes Jahr zu seinem 100. Atletico Spiel geschenkt hatte. Wir hatten viele verschiedene Bilder von uns herein geklebt und jeder hat einen kleinen Text geschrieben. Daneben lagen zwei Bilder von ihm und Fernando, die er vorsichtig raus gekommen haben musste. Sofort wurde mir klar, weshalb er heute nicht beim Training war. Ich nahm die Fotos mit und suchte weiter nach meinen Teamkollegen.,,Saúl?" rief ich nochmal, als ich an seiner Schlafzimmertür angekommen war und klopfte. Natürlich bekam ich wieder keine Antwort, weshalb ich die Tür öffnete. Saúl lag tatsächlich in seinem Bett und schlummerte leise vor sich hin. Ich habe hundermal geklingelt, seinen Namen geschrien und geklopft - wie tief konnte ein Mensch schlafen, dass er das nicht hörte?
Seufzend lief ich zu ihm hin und rüttelte an seiner Schulter:,,Saúl, komm schon. Wach auf."
Überraschenderweise wurde er durch ein leichtes Rütteln nicht wach, weshalb ich mir etwas anderes einfallen lassen musste. ,,Tut mir leid, aber ich habe mindestens eine Stunde gebraucht, um hierher zukommen und dich zu finden. Anto wartet zu Hause auf mich, deswegen muss das jetzt etwas schneller gehen" murmelte ich, bevor ich ihn unsanft vom Bett schubste.,,Au!" hörte man sofort Saúl Stimme schreien, was mich Schmunzeln ließ. Fassungslos blickte er mich an und richtete sich etwas auf, ,,hast du sie noch alle?!"
,,Nein, aber das wusstest du auch schon bevor wir uns angefreundet hatten. Komm hoch" grinste ich und hielt ihm meine Hand hin. Murrend nahm er sie entgegen und murmelte ein ,,Danke", bevor er wieder aufrecht stand.
,,Es ist 17 Uhr und du schläfst? Wieso warst du nicht beim Training?" erkundigte ich mich direkt.
,,Mir ging's nicht gut. Bauchschmerzen, Übelkeit... und jetzt auch noch Kopfschmerzen" gab er zurück und warf mir einen vielsagenden Blick zu.
Dass ich ihm das nicht glaubte, hätte er eigentlich wissen müssen. Gerade Saúl ging immer an die Grenzen und ließ sich von ein paar Bauch- oder Kopfschmerzen nicht unterkriegen... wenn er den überhaupt welche hatte. ,,Was ist wirklich los?" hakte ich weiter nach.
,,Ich bin krank, ehrlich. Wahrscheinlich etwas falsches gegessen oder so." Saúl setzte sich schulterzuckend aufs Bett und fuhr sich durch die Haare.
,,Ich würde eher sagen, dass du einen Rückfall hast, Herzschmerz und Liebeskummer" entgegnete ich und hielt ihm die zwei Bilder aus dem Wohnzimmer hin, bevor ich mich zu ihm setzte. Vorsichtig nahm mein Teamkollege sie und schaute sie sich an. Sein verletzter Blick sagte mehr als tausend Worte. ,,Du hättest schreiben oder anrufen können. Eine Nachricht und ich wäre sofort gekommen" fügte ich hinzu.
,,Du warst das ganze letzte Jahr für mich da. Wir haben so oft darüber gesprochen und immer wieder hast du mich aufgemuntert. Ich wollte dich nicht nerven und ich wollte selbst nicht, dass das alles wieder von vorne anfängt."