für Undercoverengel411<3
[12] ,,Ich sollte ihn gehen lassen."
Anmerkung: Saúl ist kein Fußballer, sondern ein Student, der in einem Café arbeitet. Fernando spielt noch bei Atletico Madrid.
,,Das war die dümmste Idee, die ich jemals hatte" vermerkte ich und senkte meine Hand, in der ich einen Strauß Rosen hielt. Betrübt blickte ich zu Boden und fragte mich, wie blöd ich nur sein konnte. Nach allem, was passiert war, wollte ich das Café betreten, in dem Saúl arbeitete, und ihn einfach um Verzeihung bitten?
,,Nicht das schon wieder" murmelte Koke und schien meine Gedanken gelesen zu haben, ,,was hält dich davon ab da reinzugehen?"
,,Er hasst mich" gestand ich gequält und hob meinen Kopf. Die Gedanken an unsere Trennung und Saúls letzte Worte, ehe er mit einer großen Tasche auf den Schultern aus meiner Wohnung stürmte, strömten mir wieder durch den Kopf. ,,Wir sind fertig, Nando, endgültig."
,,Schwachsinn, er liebt dich. Das weißt du" erinnerte mich Kokito und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ich schüttelte traurig den Kopf:,,Er ist ausgezogen und meinte, dass er nichts mehr von mir wissen wollen würde. Ich habe es ruiniert und ihn zu sehr verletzt, als dass er mir verzeihen könnte."
,,Nando, wir haben das schon hundertmal durchgekaut. Ihr habt euch gestritten. In einem Streit sagt man Dinge, die man nicht so meint. Euer Streit ist etwas außer Kontrolle geraten, aber ihr liebt euch trotzdem und das ist das wichtigste. Wer liebt, verzeiht" versuchte Koke mich sanft aufzubauen. Ich konnte meinen besten Freund nicht genug dafür danken, dass er immer für mich da war und sich meine Liebesprobleme anhörte. Schon oft hatte ich mit ihm Tage und Nächte lang über Saúl geredet. Jedes Mal hatte er mir aufmerksam zugehört und nicht einmal das Gefühl gegeben, als würde er sich nicht für meine Probleme interessieren.
,,Vielleicht ist es diesmal anders. Saúl hat selbst gesagt, dass sein Leben ruhiger und einfacher war, als er mich noch nicht kannte" entgegnete ich kritisch.
Zwar liebte ich Saúl, mehr als jeden anderen, doch unsere Beziehung war alles andere als leicht. Ich war Profisportler und hatte mich noch nicht geoutet. Um ehrlich zu sein, hatte ich das auch erst -wenn überhaupt- nach meiner Karriere vor, was noch einige Jahre dauern konnte. Mir war bewusst, dass ein Outing viel Aufmerksamkeit und Hass auf mich und damit auch Saúl ziehen würde, worauf ich verzichten konnte. Wen ging es überhaupt etwas an, mit wem ich mein Schlafzimmer teilte und womit nahmen sich manche Menschen das Recht darüber zu urteilen?
,,Hörst du mal auf Sätze zusammenhangslos wiederzugeben? Saúl hat danach nämlich gesagt, dass es auch ziemlich trostlos und langweilig war. Du hast seiner Welt Farbe verliehen und sie zu einem schöneren Ort gemacht. Er ist glücklich mit dir" verbesserte mich mein bester Freund.
,,Ich weiß nicht. Ohne mich könnte er nochmal von vorne anfangen. Er müsste sich nicht verstecken und könnte so sein, wie er ist. Definitiv würde er schnell jemand neues finden, so bezaubernd wie er ist" gab ich schwer seufzend zurück, ,,ich sollte ihn gehen lassen."
Koke stöhnte genervt und verdrehte die Augen. Er legte mir eine Hand auf den Rücken und öffnete die Tür des Cafés:,,Du gehst mir ziemlich auf die Nerven, weißt du das? Wie kann man es sich nur so schwer machen? Das einzige, was du nun tun solltest, ist da reingehen und dich mit den Menschen auszusprechen, den du liebst. Und ich warne dich, wehe du kommst in fünf Minuten wieder raus, ohne das geklärt zuhaben. Ich stehe hier Wache!"
Damit schubste mich Koke in das Cafe und schloss die Tür wieder schnell zu. Etwas überrumpelt stolperte ich hinein und konnte geradeso mein Gleichgewicht halten. Es war ungewohnt meinen besten Freund so entnervt und aufgebracht zu sehen.