17.Er ist nicht sein Sohn und das Bild

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Anas Sicht:

,,Wie stellst du dir das vor?" Sein Atem prallte an meinem Nacken. ,,Ihr wohnt hier bei mir und gut ist. Was wäre daran so schlimm, Ana? Hm? Wir drei hätten es sehr schön hier.",schnurrte er an meinem Ohr. 

Ja, das wäre schön. Aber konnte ich das? Immerhin interpretierte ich zu viel hinein. Verdammt ich war Mutter und keine Teenagerin! Und dennoch fühlte ich mich hier so, wie ich es nur einmal in meinem ganzen Leben tat. ,,Nein, Ivan. Es geht nicht, okay? Ich habe einen Sohn!" Er seufzte. ,,Was stört dich daran? Milan ist doch kein Problem! Hey, ich kann verstehen, wenn Milan Vasili vermisst, immerhin ist er ja der Vater und-"

 Mir platzte der Film. Ich hatte es satt mir immer wieder anhören zu dürfen, dass Vasili der Vater war. ,,Milan ist nicht Vasilis Sohn!",zischte ich und verließ seine Wohnung. Zielstrebig lief ich auf mein Auto zu und stieg ein. Schnell fuhr ich los. 

Gott war ich aufgewühlt. Frustriert fuhr ich durch mein Haar. Er wusste es! Verdammt ich hatte mich verraten!  Wofür hatte ich solange gekämpft? Mir wurde das zuviel und ich schlug auf mein Lenkrad. Ich hatte das Gefühl, dass meine Haut unter Strom stände, denn alles kribbelte und ich wusste nicht, was ich dagegen tun konnte. Ich fühlte mich überfordert. Plötzlich kamen mir die Tränen und hielt schnell am Rand.

 Was war nur los mit mir? Tief atmete ich durch. Er wusste es. Na und? Er würde das ja nicht jedem erzählen, oder? Ach was! Dennoch war es 4 Jahre lang mein Geheimnis gewesen. Ich kannte es gar nicht anders. Es machte doch eh keinen Unterschied. Immerhin war Vasili nicht der Vater und ich war eh nicht mehr mit ihm zusammen. Aber würde das was für Ivan ändern? Das könnte mir egal sein! Langsam beruhigte ich mich wieder. Ich wischte meine Tränen weg und fuhr zur Arbeit. Dort erledigte ich das Wichtigste, ehe ich anfing nach Wohnungen zu suchen.

Paar Stunden später:

Ich fuhr meinen Computer runter. Es gab schöne Wohnungen, doch ich musste erstmal auf einen Termin warten. Man ich brauchte Wohnung! Seufzend lehnte ich mich zurück und schloss meine Augen. Werde ich das Alles schaffen? Ich war doch noch so jung und hatte einen Sohn! Es wird schwer, aber ich werde es schaffen! Ich muss es schaffen!

 Eine leise Stimme flüsterte mir zu, dass Ivan für mich da wäre und er mir helfen würde. Wollte ich das? Ich weiß nicht. Er war nett, charmant und Milan mochte ihn. Aber was wenn ich am Ende mehr wollen würde und er nicht? Ach ich sollte alles auf mich zu kommen lassen.

Unerwartet klopfte es. ,,Herein.",sagte ich, machte mir aber nicht die Mühe, die Person anzuschauen. ,,Chefin? Die Lieferung ist da. Sie sollten Mal ein Blick drauf werfen." Ich nickte, erhob mich und wir verließen mein Büro.

[Zeitvorsprung]

Ich parkte mein Auto vor dem Kindergarten. Direkt stieg ich aus, schnappte mit davor noch meine Tasche. Mit schnellen Schritten lief ich auf die Tür zu, öffnete diese und machte mich auf den Weg zu Milans Gruppe. Man hörte die Kinder lachen und schreien. Ich schaute mich nach Milan um, als ich seine Gruppe betreten hatte, doch sah ihn nirgends. 

,,Hallo, Frau Milanovic. Ich hole Ihnen Milan.",sprach die Erzieherin zu mir, welche ich mochte. Nett bedankte ich mich und hoffte nicht die Andere Erzieherin zu treffen, da ich sie einfach hasste. Warum? Weil sie mich hasste. Das war schon von Anfang an so. Ich war nur froh, dass sie Milan nicht deshalb benachteiligte. 

,,Mama!",rief mein Sohn. Lachend öffnete ich meine Arme und drückte ihn an mich. ,,Na, mein Großer? Wie war es heute?" ,,Gut, Mama. Ich habe das hier für Ivan gemalt!",informierte er mich.

Schluckend nahm ich das Bild an mich. Ich sah es mir genau an. Milan, Ivan, und ich. Zusammen. Händchen haltend. Glücklich. Eine Familie. Was wollte er mir damit sagen? ,,Ivan- Ähm... Milan, meine ich, was willst du Mama damit sagen?" ,,Nichts, Mama." Ich nickte und schluckte meine Tränen runter. Ich zog ihm seine Schuhe und Jacke an und dachte nach. Wäre das gut, wenn Milan Vasili vergessen würde? Immerhin war er auf dem Bild nicht zu sehen. Und das Bild welches er gemalt hatte, sah so friedlich aus. Im Hintergrund war ein Haus, ein Garten, mit Spielzeugen und ein Hund. Einfach nur schön und ruhig. Ich reichte Milan meine Hand. Angezogen stand nur mein Junge vor mir. Ich wollte aus meiner Hocke aufstehen, als mir was einfiel. ,,Wo ist dein Rucksack?",fragte ich nach. ,,Ups. Den habe ich wohl vergessen.",kicherte er. Das entlockte mir ein Schmunzeln. ,,Dann holen wir den schnell und dann gehen wir, ja?" Er bejahte.

 Wir liefen zusammen rein und ich schnappte mir seinen Rucksack, welcher auf einem Stuhl lag. ,,Milan, nächstes Mal vergisst du deinen Rucksack nicht mehr, okay?" ,,'Tschuldigung, Mama." ,,Nicht schlimm, Liebling."

Im Auto angekommen schnallte ich den Kleinen an und stieg selber ein. ,,Was habt ihr heute so gemacht?" ,,Wir haben gemalt. Und heute hat Emin Marie geschubst und dann habe ich ihn geschubst!",erzählte er mir stolz. 

Ich wusste, Gewalt war keine Lösung, doch es machte mich schon etwas Stolz, dass er ein Mädchen verteidigte. Vor allem wusste ich, dass Marie Milan mochte und Milan sie mochte.

,,Hast du also Marie beschützen?" Er nickte wild. ,,Ja, Mama! Er hat sie zum Weinen gebracht! Und ihre Hose wurde schmutzig! Außerdem habe ich ihr Aua geküsst." ,,Wo hatte sie denn Aua?",bohrte ich nach. ,,Hier!",zeigte er mir. Kurz schaute ich zu seiner Handfläche und nickte. ,,War dann ihr Aua weg?" Er kicherte. ,,Milan?" Erneut kicherte er. ,,Milan, Sine? Bekomme ich eine Antwort?" ,,Ja, Mama." ,,Und was ist dann passiert? Warum hast du so gekichert?" ,,Das erzähle ich Ivan!" 

Geschockt schaute ich meinen kleinen Bengel an. ,,Warum denn das? Ich bin deine Mama!" ,,Ja, aber er hat mir seine coolen Tricks gezeigt!" Ich seufzte. Er wurde einfach viel zu schnell groß. Mein Gott er hatte jetzt schon Mädels am Start. Was wäre dann später? Sie würden mir die Türen einrennen! Dennoch grinste ich. Er war ein guter Junge. Immerhin hatte er sie beschützt und ich hatte ihm eingetrichtert, immer zu helfen.

Als wir Ivans Wohnung betraten, kam er direkt in den Flur gestürmt. Etwas  unbeholfen starrte er mich und Milan an. Ich wusste, was er tat. Er suchte Ähnlichkeiten mit Milan und Vasili.

 Doch dort gab es keine. Ich und Vasili hatten Braune Augen, während Milan Blau, Grüne Augen hatte. Genau wie sein Vater. Außerdem hatte Milan ein Muttermal an seiner Hüfte, was ich bei Vasili nie entdeckte. Es gab einfach so viele Hinweise drauf, dass Vasili nicht der Vater war und dennoch war nie jemand drauf gekommen. Eine verkorkste Menschheit. 

Ivan fasste sich wieder. ,,Milan! Wie war es im Kindergarten?" Ich sah erneut runter zu meinem Kleinen, der sich seine Schuhe und Jacke ausgezogen hatte. ,,Ich muss dir was erzählen!",kreischte dieser. Ivan nickte begeistert, nahm ihn auf seine Arme und beide verschwanden in der Küche. Um keine Zeit zu verlieren hang ich unsere Sachen schnell auf und lief hinterher. Ich wollte sich als wissen! Leider wurde ich enttäuscht. Milan konnte eigentlich nicht wirklich flüstern, da er von Natur aus ein sehr lautes Organ hatte, jedoch sprach er so leise, dass ich das Gefühl hatte, selbst Ivan hatte Mühe ihn zu verstehen. Verflucht!

 Als er fertig war, grinsten beide und sie schlugen ein. ,,Siehst du, Milan? Du lernst schnell! So geht das! Und soll ich dir Mal was sagen? Dir werden alle hinterher rennen!",versprach er ihm und ließ ihn runter. 

,,Geh deine Hände waschen.",befahl ich ihm sanft. Er tat, wie befohlen. ,,Ivan, was hat er dir erzählt?" Er seufzte, doch konnte nicht aufhören zu grinsen. ,,Dieses Mädchen hat deinen Kleinen einen Kuss gegeben.",verkündigen er stolz. Mir klappte die Kinnlade runter. Mein Sohn? Dieser Schlingel! ,,Wie Kuss? Du weißt, was ein Kuss ist? Milan ist für sowas viel zu jung!" ,,Reg dich ab. War nur ein Kuss auf die Wange. Ganz harmlos." Erleichtert atmete ich aus.

[Zeitvorsprung]

Ivan und ich saßen uns gegenüber am Tisch.  Kurz kam mir in den Sinn, wie Ivan reagiert hatte, als Milan ihn das Bild gegeben hatte. Er war zu Tränen gerührt, hatte ihn an sich gedrückt und sich ganz oft bei ihm bedankt. Das entlockte mir ein mildes Lächelnd.

 Milan war momentan nicht hier, sondern bei einem Freund und bis eben hatten wir mein Geständnis totgeschwiegen. Naja nun aber war es Zeit für die Wahrheit. ,,Ana, wie meintest du, das mit Milan ist nicht Vasilis Sohn?" ,,Ich erzähle dir die Wahrheit und du beantwortest mir meine Fragen." ,,So machen wir das." Ich holte tief Luft und fing an zu erzählen.

Hi Leute ich hoffe das Kapitel gefällt euch. Die Situation mit dem Kindergarten war mir wirklich passiert. Ich hatte einer meiner Söhne abgeholt und er erzählte mir ernsthaft so eine Story. Naja ich glaube da kommen sie nach ihrem Vater;) Dieses Kapitel ist relativ lang! Was meint ihr, was war genau passiert? Lasst es mich wissen! Vorschläge, Anregungen und Verbesserungen gerne in die Kommentare!  Viel Spaß:) Michelle 

Die Liebe zwischen den VourteilenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt