13.Redebedarf

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Anas Sicht:

Wie zum Teufel sollte ich einem 4 Jährigen erklären, dass sein Papa nicht mehr bei uns war? Dass sein Papa und ich, seine Mama nicht mehr zusammen waren. Verdammt nochmal wie? Diese Frage stellte ich mir schon seit 3 Minuten. Milan schwieg, weil er wohl sah, dass meine Antwort etwas später kommen würde. Große Verzweiflung keimte in mir auf. In meinem Herzen war ein großes Loch. Ich konnte doch nicht so grausam sein und ihm die Wahrheit erzählen. Aber wenn ich log, wird das später, wenn er älter ist, rauskommen und dann wird alles noch schlimmer. Ich musste also die Wahrheit erzählen, nur altersgerecht. 

,,Milan, das mit Papa erzähle ich dir später. Papa hat erstmal zu tun.",wimmelte ich ihn ab. Mir würde bis heute Abend eine schonende Variante einfallen. Ich hoffte es. ,,Aber Mama-" ,,Du hast deine Mutter gehört. Also hör auf sie, Milan. Sie will nur das Beste für dich. Aber jetzt fährt ihr erstmal zu mir, ja? Dann zeige ich dir Mal paar coole Autos.",unterbrach er meinen Sohn und wurde mit jedem seiner Worte sanfter. Unter normalen Umständen hätte es mir gar nicht gefallen, doch ich war Ivan dankbar. Ich wollte es Milan schonend bei bringen und er selber verstand gar nicht, dass das mein komplettes Gehirn beanspruchte. 

Als ich erneut in das Gesicht meines Sohnes schaute, sah ich ein riesiges Grinsen. ,,Autos, Autos, Autos!" Leise lachten wir zwei Erwachsenen. Er war echt knuffig. Ich liebe dich, mein Sohn.

Ab dann verlief die Fahrt relativ ruhig. Ich wusste, dass Ivan und ich gleich miteinander sprechen sollten. Er hatte viel gesehen, dementsprechend auch viele Fragen. Doch war ich bereit ihm alle seine Fragen zu beantworten? Ivan war kein kleines Kind, sondern ein Erwachsener Mann mit Erfahrung und Verstand. Ihm konnte ich nichts auftischen. Und auf einer komischen Art und Weise wollte ich das auch nicht. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl ich musste.  

 Das Auto blieb plötzlich stehen und riss mich somit aus meinen Gedanken. ,,Wir sind da.",murmelte er leise und lächelte mich leicht an. Langsam erwiderte ich sein Lächeln. Wir stiegen aus, ich schnallte Milan ab, half ihm raus, machte seine Tür zu und lief dann zu Ivan.

,,Lass mich dir helfen." Bestimmend schüttelte er den Kopf. ,,Ivan, lass mich dir helfen! Wir brauchen gar nicht erst so anzufangen!" Wortlos gab er mir seine Schlüssel und lief vollgepackt an mir vorbei. ,,Mach das Auto zu, Analein.",trällerte er fröhlich.

 Analein? Ernsthaft jetzt? Das klang ja mal echt.... bescheuert und dennoch süß. Ich beeilte mich den Kofferraum zu schließen, danach das Auto, ehe ich Milans Hand in meine Hand nahm, um Ivan schnell hinterher zu gehen. Wir holten ihn ein, ich schloss die Tür auf und gewährte ihm den Vortritt. ,,Ich wohne in der dritten Etage.",brummte er, dabei wirkte er gar nicht erschöpft. Respekt. 

Ich nickte. Milan lief brav an meiner Hand, was mich unglaublich stolz machte. Einen Aufzug gab es hier nicht, weshalb mir Ivan immer mehr leid tat und meine Schuldgefühle immer größer wurden. ,,Ivan, gib mir bitte auch etwas. Ich kann dich nicht so sehen. Ich habe richtige Schuldgefühle.",gestand ich. Er schüttelte nur seinen Kopf.

 2 ganze Treppen später blieb er stehen. Milan ließ meine Hand los, während ich mich vordrängte. Die Tür schloss gerade auf, als eine Stimme ertönte. ,,Ach, Ivan, schön dass ich dich sehe. Wie ich sehe in Begleitung und mit Kind." Langsam drehten wir uns um. Ivan stellte unsere Gepäckstücke ab und beugte sich zu Milan. ,,Geh du schon mal rein, Großer.",sagte er sanft und dirigierte ihn durch die Tür. 

 Vor uns standen zwei Frauen. Ich schätzte Mutter und Tochter. Die Mutter, war die, die gesprochen hatte, während die Tochter uns argwöhnisch musterte. ,,Hallo, Mariella und Isabel.",grüßte er sie. Beide grüßten mit dem Schein nett zu sein zurück. Die Tochter wollte was sagen, als Ivan einfach sprach: ,,Tut uns echt leid, aber wir müssen jetzt auch rein. Nicht, dass der Kleine noch Unsinn macht." Er schob mich rein, schnappte sich noch das Gepäck und schloss die Tür. Keine Sekunde später riss er mir den Schlüssel aus der Hand und verriegelte die Tür zwei Mal. Wollte ich wissen, was hier vor sich ging? Ja!

 ,,Was sollte das, Ivan?" ,,Das waren meine Psycho-Nachbarn. Halt Milan und dich von ihnen fern! Ich werde das Milan später auch noch mal sagen." Er lief an mir vorbei und sein Aftershave umhüllte mich. Das roch herrlich. ,,Ach und Ana? Ich tue das hier alles freiwillig. Du brauchst keine Schuldgefühle haben. Ich bin gerne für euch da. Krieg das in deinen hübschen Kopf."  Dann lief er ins Wohnzimmer. 

Perplex blieb ich stehen. Dieser Typ war doch ein Rätsel! Was sollten seine ganzen Aussagen? Was wollte er von mir? Von einer Frau, die mit gerade mal 18 Jahren Mutter wurde und ihre Unschuld schon längst verloren hatte?

 Plötzlich rief Milan nach mir und ich lief seiner Stimme nach. ,,Sta je, Sine?" (Srb- Was ist, mein Sohn) ,,Nichts.",lachte er. Nun musste auch ich grinsen. Ivan schaltete den Fernseher an und zog mich, nachdem er mit Milan noch kurz gesprochen hatte, in die Küche. ,,Wie wärs, wenn du eure Koffer auspackst, mir deine Autoschlüssel gibst und ich mit Milan rausgehe und ihn meine Autos zeige.",schlug er vor. Etwas dankbar, dass er versuchte solange Milan wach war, alles normal aussehen zu lassen, war ich schon, dennoch war mir mulmig. Misstrauisch kniff ich meinr Augen zu. ,,Was willst du mit meinen Schlüssel?" ,,Dein Auto abholen lassen. Ich verspreche es passiert nichts." Ich nickte. Ein Problem weniger. 

[Zeitvorsprung]

Beide Jungs hatten die Wohnung verlassen. Ich hatte die Koffer schon längst ausgepackt und uns langsam eingerichtete, obwohl wir nur für eine Nacht hierbleiben wollten. Aber ich wollte hier nicht mehr weg. Irgendwie erinnerte mich das an eine richtige Beziehung. An eine richtige Familie. Es erinnerte mich an ihm. Er hatte mein Leben bereichert. Wie gerne ich ihn nur noch einmal sehen wollen würde und was ich alles dafür geben würde. Ich zwang mich meine Gedanken abzuschütteln und fing an zu kochen. 

Ich war fertig mit kochen und macht gerade den Salat, als die Tür aufging. Ich hörte, wie beide lachten. Zügig lief ich in den Flur. Ivan half dem Kleinen beim Ausziehen, als sich mein Sohn auch schon in meine Arme warf. ,,Mama, ich will ein Motorrad!" Verwirrt starrte ich ihn an. ,,Sine, was willst du mit einem Motorrad? Ich verstehe nicht ganz." ,,Das ist auf meinem Mist gewachsenen.",gab er schuldig zu. Seufzend küsste ich kurz Milan und schickte ihn Hände waschen. ,,Was hast du ihm erzählt?",fragte ich. ,,Ich habe ihn mein Motorrad gezeigt und paar andere Sachen. Außerdem habe ich ihn von meinen Nachbarn gewarnt." Das Einzige was ich tat, war zu Nicken. In unserem Blick konnte man das Gleiche herauslesen: Wir hatten Redebedarf. Das würde auch gleich nachdem Essen stattfinden

Hi Leute ich hoffe das Kapitel gefällt euch. Etwas Langweilig ich weiß, aber das wird nächstes Mal besser. Eigentlich wollte ich noch weiter schrieben, doch dann wäre das Kapitel zu lang. Vorschläge, Anregungen und Verbesserungen gerne in die Kommentare! Viel Spaß und gibt mir unbedingt Feedback:) Michelle 



Die Liebe zwischen den VourteilenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt