15.Was für eine schlechte Frau und Mutter du bist.

32 2 0
                                    

Anas Sicht:

Mein Hintern plumpste auf einen der Stühle. Erst jetzt bemerkte ich wie kalt es eigentlich war. Fröstelnd fuhr ich mir durch über meine Arme. Ich hörte  Schritte und drehte meinen Kopf in die Richtung.

 ,,Hier, ich habe die Heizung schon aufgedreht. Gleich sollte es schön warm sein.",lächelte er sanft und hielt mir einer seiner Trainingsjacken hin. Diese nahm ich an mich, kuschelte mich in sie hinein. Endlich etwas mehr Wärme! 

Ich hob meinen Blick, begegnete dabei seinen verträumten Blick. ,,Ivan? Über was wolltest du reden?";versuchte ich ihn in die Realität zu holen. Er räusperte sich. ,,Ja, genau reden. Ich würde gerne wissen, warum Vasili so zu dir ist." Das nannte ich direkt. Gefällt mir! Aber das war auch das Einzige, was mir gefiel, denn meiner Meinung nach, war es mein Problem. 

,,Ivan, das geht dich nichts an. Ich bin dir dankbar, wirklich, aber das ist Teil meines Lebens und nicht deines." ,,Außerdem hat er mich so blöd angemacht, weil ich dir angeblich was erzählt hätte. Also was hast du ihm erzählt, dass ich dir angeblich erzählt hätte?",fügte ich skeptisch hinzu. ,,Ana, wie wärs wenn wir beide einen Deal machen: Ich erzähle dir die ganze Wahrheit und du erzählst mir die ganze Wahrheit. Jede Frage ist offen." Sofort schüttelte ich meinen Kopf. Warum Vasili so zu mir war, ging ihn nichts an! Was mit Milan oder sonst wen war, hatte ihn nichts zu interessieren!

 ,,Ivan, hör auf mit der Scheiße, okay? Ich will nur wissen, was du ihm erzählt hast!" Wir beide wurden langsam wütend. ,,Was ich  ihm erzählt habe? Verdammt, dass ich diese ganzen blauen Flecke gesehen habe! Dass ich gesehen habe, wie er dich verletzt! Wie er dich bricht! Deinen Sohn bricht! Wie rücksichtslos er ist!",sprach er ziemlich laut. ,,Mein Kind schläft!" ,,Ana, mir ist es egal, wer schläft! Sag mir warum!" Mittlerweile stand er schon. Impulsiv, der Typ.

 Ich seufzte. Vielleicht beruhigte in eine sanftere Version? Ganz bestimmt. ,,Weißt du, dass ist eine ganze lange  Geschichte. Zwischen Vasili und mir sind Sachen vorgefallen, die unverzeihlich sind und viele Missverständnisse. Milan ist einer dieser Gründe. In meiner Schwangerschaft-",ich brach mich selber ab. Wollte ich das gerade wirklich? Jemanden meine Geheimnisse erzählen? Nein! 

Ivans Züge wurden etwas weicher. ,,Ana, ich möchte nur etwas. Ich möchte, dass du und Milan für eine Zeit bei mir bleibt. Es ist sicherer so und außerdem ist Milan dann nie alleine. Ich mag dich echt. Dein Sohn ist mir direkt ans Herz gewachsenen und ich würde euch gerne etwas helfen. Bleib solange bei mir bis du eine Wohnung gefunden hast, okay?" ,,Das geht nicht. Die Leute sprechen so oder so schon über mich. Ich bin Mutter und unverheiratet. Dann auch bei einem anderen Mann, als wie bei dem Vater meines Sohnes zu wohnen? Das geht doch schon mal gar nicht!" 

Jetzt sah man erneut die Wut. Er kam mir ziemlich nah. ,,Die Leute werden immer reden! Muss ich dir das wirklich erklären?" Ich wollte was sagen, als er einfach sprach: ,,Vasili hat seine ganzen Freundinnen vor dir geliebt und auf den Händen getragen. Warum er das nicht bei dir tut? Hm, vielleicht hast du das auch nicht verdient. Vasili hat alles für sie getan. Warum er das nicht für dich tut? Weil du für ihn keinen Wert hast. Soll ich dir mal was  erzählen? Vasili und ich hatten die ganze Jahre Kontakt. Ich wusste, dass er Vater ist, eine Freundin an seine Seite hat, aber nie hatte er mir ein Bild gezeigt oder sonst was. Er hatte immer nur von dir erzählt. Wie falsch du doch bist, was für eine schlechte Frau und Mutter du bist-" ,,Milan ist nicht Vasilis Sohn! Verstanden? Das ist sein Problem! Dass er verdammt nochmal nicht der Vater ist!",sagte ich unter Tränen und ging einen Schritt näher. Meinen Zeigefinger pikste ich in seine Brust. ,,Ich habe ihn und seine Taten nicht verdient? Okay, gut. Ich habe keinen Wert? Auch, okay. Ich lüge? Passt. Ich bin falsch und eine schlechte Frau? Nehme ich hin. Aber dass ich eine schlechte Mutter bin, kann mir keiner Unterstellen! Keiner! Ich habe so viel gelitten! So viel! Ich habe meine Jugend weggeschmissen, um für meinen Sohn dazu sein! Ich habe meinen Sohn die Vaterrolle nicht entzogen, weil  ich wollte, dass er sie hat, auch wenn ich dafür gehasst und geschlagen werde! Ich leide für meinen Sohn, ja, deshalb kann mir keiner sagen, ich bin eine schlechte Mutter!",weinte ich und lief in das Gästezimmer. 

Ivan blieb stocksteif stehen und schaute mir hinterher. Auch sein Gesicht wurde mit Trauer überdeckt. Warum fühlten wir so gleich? Warum war er mir so nah und doch so fern?

Ich legte mich in das Bett und schloss meine Augen. Tief atmete ich durch. Ich hörte, wie Ivan an dem Zimmer vorbei lief und kurz stehen blieb. Dann lief er weiter. Verdammt nochmal tat mein Herz weh! Die  ganze Nacht heulte ich Rotz und Wasser. Ich machte mir um vieles Gedanken.

 Was ist jetzt mit Milan im Kindergarten? Werden die anderen Kinder ihn beleidigen, weil er keinen Vater mehr hat? Wie werden sie generell mit  ihn umgehen? Und die Erzieherinnen? Wie wird es allgemein für ihn ohne einen Vater? Eine männliche Person in seinem Leben. 

Wird er sich mir gegenüber öffnen, wie  gegenüber einem Vater? Nein, das wusste ich jetzt schon. Wie wohl sein seine Einschulung ohne Vater sein wird? Die ganzen Mütter und Väter würden kommen, während Milan nur seine Mama hatte? Wird Milan sauer auf mich sein? War ich zu schwach? Verdammt nochmal, ja! Ich hätte seine Schläge einfach weiter runter schlucken sollen! Milan wird es ab nun so schwer haben! Er wird älter und in seinen Jahren ist ein Papa wichtig. 

Immer wieder frage ich mich, was wäre wenn sein Papa und ich zusammen gewesen wären? Wie wäre jetzt alles?

Wie gerne ich bei seine richtigen Papa wäre. Ich hatte ihm alles gegeben. Ich hatte mich ihn hingegeben. Ganz tief in Inneren wusste  ich, sowas würde mir nie wieder über den Weg laufen. Er hatte mich gut behandelt. Auch wenn wir uns nicht lange kannten bzw. gar nicht kannten, hatte ich ihn gemocht. Ja, das tue ich heute noch. Gerne hätte ich ihn an meiner Seite. Viel zu gerne.

Hi Leute ich hoffe das Kapitel gefällt euch. Kurz ich weiß, aber anders ging es heute nicht.  Vorschläge, Anregungen und Verbesserungen gerne in die Kommentare! Einen schönen Abend und Viel Spaß:) Michelle


Die Liebe zwischen den VourteilenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt