23.Genau wie früher

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Anas Sicht:

Mein rechter Zeigefinger drückte auf die Klingel. Leicht nervös war ich. Ich wusste nicht, wie sie reagieren würde. Aber wer wusste das schon? Keiner, außer Gott. Seufzend fuhr ich durch meine Haare. In den Moment öffnete sich auch die Tür. ,,Ana, meine Tochter! Wie geht es dir? Wo ist mein Enkel?",flötete meine Mama fröhlich. ,,Hallo, Mama. Ich möchte gerne mit dir sprechen. Milan habe ich bei einem Freund gelassen.",sagte ich leise und unsicher. ,,Komm erstmal rein und dann erzählst du mir alles."

 Nickend lief ich in mein Elternhaus. Ich zog mir meine Schuhe samt Jacke aus und setzte mich auf die Couch. Wo wohl mein Vater war? Mich überkam die Angst, ihn auch hier anzutreffen. Das wäre die Hölle. Schnell verwarf ich den Gedanken. ,,Möchtest du was Trinken? Hast du heute schon gegessen?" ,,Ich möchte nur ein Wasser, Mama. Aber ich mache dir einen Kaffee.",damit stand ich auf. Meine Mutter nickte lächelnd und setzte sich auf das Sofa, machte es sich dabei gemütlich. Danach lief ich erneut in das Wohnzimmer mit den Getränken. Ich stellte alles ab. ,,Über was möchtest du mit mir reden?" Schnell schnappte ich mir einen Keks und biss ab. Ich wollte mir Zeit verschaffen. 

,,Ich habe mich von Vasili getrennt und wohne nicht mehr mit ihm zusammen.",sagte ich direkt. Ihre Augen wurden groß. Verständnislos schaute sie mich an. ,,Warum denn das? Du hast doch gar keinen Grund! Außerdem ist er Milans Vater! Was tust du nur? Was wird nur dein Vater sagen? Nur Probleme machst du!" 

Ein mildes Lächeln umspielte meine Lippen. So war es doch immer. Fragte man mich, wo ich jetzt wohnte? Wie es meinem Kind ging? Wie es mir ging? Wie Milan damit umging? Nein, tat man nicht! ,,Ich habe mich von ihm getrennt, weil es nicht mehr passte, er mich betrog und er mich nicht richtig behandelte." Meine Mamas Augen weiteten sich. ,,Und warum erfahre ich das erst jetzt? Jesi ti normalna?" (Srb- Bist du noch normal?) 

Genervt verdrehte ich meine Augen. ,,Mama, hast du mir überhaupt zu gehört?" Sie seufzte. ,,Mein Kind, wenn du dich so entschieden hast, dann akzeptiere ich das. Aber bist du dir wirklich sicher? Immerhin ist er der Vater von Milan. Noch dazu werden dein Vater und dein Bruder nicht sehr positiv drauf reagieren."

 Schmerz durchzog mein Herz. Mit Tränen nickte ich. ,,Wenn sie nicht positiv reagieren, dann ist es so. Ich nehme es so an.",flüsterte ich. Die Arme meiner Mutter legten sich um mich. ,,Alles wird gut. Aber wo lebst du denn jetzt?" Ich zögerte, doch entschied mich direkt zu bleiben. ,,Bei Ivan. Der Typ aus dem Urlaub. Er kannte Vasili und naja jetzt sind er und ich befreundet. Ziemlich kompliziert." ,,Der Ivan? Also meine Tochter, ich würde ihn mir schnappen, aber lass dir etwas Zeit!" Ich schüttelte meinen Kopf. ,,Für sowas habe ich keine Zeit." ,,Ich weiß. Ich wollte dir nur ein kleines Lächeln entlocken." Ein Lächeln mir jetzt aufzuzwingen, wäre das Falsche gewesen. 

Kurz herrschte Stille zwischen uns, wurde jedoch von einer Tür unterbrochen. Meine Augen wurden groß. Darauf hatte ich mich nicht vorbereitet. Langsam standen wir zwei Frauen auf. Zusammen liefen wir in den Flur und meine Mama wurde herzlichst begrüßt. Ich senkte meine Blicke und grüßte leise. Weder mein Bruder, noch mein Vater umarmten mich oder sonst etwas. 

Meine Trauer runterschluckend lief ich ihnen hinter her und konnte beobachten, wie mein Vater, meinen Bruder den Arm um die Schultern legte. Dies ließ mich gut fühlen, denn ich fand, dass ich etwas in meinem Leben richtig gemacht hatte. Ich hatte meinen kleinen Bruder immer vor allem beschützt und ihn als Engel dargestellt. 

Ich setzte mich erneut ins Wohnzimmer. ,,Warum bist du hier?" Ich schluckte. ,,Ich bin hier, weil ich euch etwas mitteilen möchte.", wisperte ich. Fast hätte ich ihn 'Papa' genannt, doch dies wurde mir vor Jahren verboten. ,,Und das wäre?",kam es von meinem Bruder. 

Ganz fest schloss ich meine Augen und hoffte. Auf was? Das wusste ich selber nicht. ,,Ich habe mich von Vasili getrennt." Ich hörte schwere Schritte und schloss meine Augen noch fester. Jetzt wusste ich, wie sich mein Sohn fühlte. Gerade als eine Hand mein Gesicht nach links schlug, wurde es von einem anderen Schlag nach rechts gedreht. Das waren die Hände von meinem Bruder und Vater gewesen. 

,,Du willst uns komplett in den Dreck ziehen, hm?! Warum trennst du dich von ihm?!",schrie mein Vater und rüttelte an mir. ,,Du bist einfach nur dreckig! Lässt dich schwängern und trennst dich auch noch von ihm! Du hattest doch gar keinen Grund!"

 ,,Er hat mich betrogen. Und das mehrmals.",flüsterte ich und schaute auf den Boden. ,,Na und?! Er hätte dich schlagen, verkaufen, missbrauchen können und du hättest das aushalten sollen!",schrien beide Männer. Also würden sie nichts dazu sagen, wenn ein anderer Mann mir  gegenüber handgreiflich oder sonst etwas werden würde? Das tat weh.

  ,,Ich konnte nicht mehr. Entschuldigt, bitte.",schluchzte ich, faltete meine Hände und flehte sie an. ,,Wo wohnst du denn jetzt? Und seit wann?",kam es von meinem Bruder. ,,Ich wohne bei einem Freund. Aber nur für eine kurze Zeit. Milan hat ihn ziemlich gerne. Das ist noch nicht sehr lange her."  Nun spürte ich eine Faust in meinem Gesicht landen. ,,Rennst von einem Typen zum Anderen!" Genau wie früher, dachte ich weinend.

Hi Leute ich hoffe das Kapitel gefällt euch. Warum wurde Ana verboten, ihren Vater 'Papa' zu nennen und was könnte früher passiert sein? Lass es mich wissen!  Verzeiht, dass gestern kein Kapitel kam und heute so spät. Meine Familie und ich waren heute shoppen und während meine Kinder und mein Mann Wintersachen eingekauft hatten, habe ich mir Sommersachen rausgesucht. Mein Mann hat eine Krise bekommen:)) Vorschläge, Anregungen und Verbesserungen gerne in die Kommentare! Viel Spaß und gibt mir unbedingt Feedback:) Michelle 

Die Liebe zwischen den VourteilenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt