An meiner Wohnung angekommen, packe ich zuerst die Einkäufe aus. Währenddessen schaue ich kurz auf die Uhr. Wir haben schon halb sechs. Die Einkäufe sind schnell weggeräumt, aber was ich nun essen soll, weiß ich immer noch nicht. Ich habe zwar eine Auswahl, aber Hunger gerade eigentlich aus nichts. Vielleicht gehe ich jetzt einfach ohne Essen gleich ins Bett und frühstücke dann morgen früh ausgiebig. Ich seufze. Allein zu leben ist unglaublich anstrengend. Da klopft es plötzlich an der Tür. Ich schaue verwundert hoch. Also wirklich, wer besucht mich denn noch spät am Abend? Könnte es Andreas sein? Augenblicklich stehe ich an der Tür und öffne diese. „Frau Hartl, was kann ich für Sie tun?", begrüße ich meine Nachbarin. „Herr Reinelt, Sie haben Ihre Post bei mir liegen lassen. Sie mussten vorhin ja so schnell los, dass keiner mehr daran gedacht hat.", sagt Frau Hartl und zeigt mir meinen Stapel an Briefen. Oh ja, das stimmt. „Vielen Dank. Schon wieder. Sie sind wirklich eine gute Seele. Es tut mir leid, dass ich so schnell weg musste, aber...", will ich mich schon entschuldigen, doch Frau Hartl hebt die Hand. „Machen Sie sich nicht so einen Kopf, junger Mann.", lächelt sie, „Ist doch alles gut. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.", verabschiedet sich Frau Hartl. Ich nicke. „Das wünsche ich Ihnen auch. Sie haben etwas gut bei mir. Zögern Sie nicht, meine Tür steht Ihnen offen.", sage ich und winke Frau Hartl zum Abschied. Sie lächelt noch einmal und dann verschwindet sie aber hinter ihrer Tür. Auch ich schließe meine Tür und gehe mit den Briefen in die Küche. Ach, so viel Zeug. Dafür mussten Bäume sterben. Ich bin im Namen der Bäume dafür, die Rechnungen abzuschaffen. Da stimmen mir bestimmt auch ganz viele Menschen zu. Einfach keine Rechnungen mehr. Das wäre sicherlich super. Für die Bäume, versteht sich...
Ich lege die Briefe auf den Küchentisch, während ich mir zwei Toastscheiben aus der Verpackung nehme. Ich öffne den Kühlschrank und hole den Schinken heraus. Dann belege ich die zwei Scheiben Toast damit. Das muss für heute reichen. Ich schnappe mir die Toastscheiben und bewege mich zu den Briefen. Einige habe ich noch gar nicht geöffnet. Doch die ganze Werbung dazwischen und einige Flugblätter sortiere ich direkt aus. Und dann bleiben im Prinzip nur noch ein paar wenige Rechnungen, Bestellungen und der einzige Brief, der mich wirklich interessieren könnte, ist von einer alten Freundin. Aber ich lese ihn nicht. Ich werde ihn einfach zu den anderen Briefen packen, die ich niemals gelesen habe. Also habe ich nun drei verschiedene Stapel. Rechnungen und Bestellungen auf einem, auf dem anderen die ganze Werbung und ihren einen Brief. Irgendwie schon verrückt. Ich beiße in das erste Toast. Es schmeckt gut. Nicht sonderlich herausragend, aber zu verkraften. Vielleicht hätte ich es besser toasten sollen? Tja, jetzt auch zu spät. Ich nehme den Stapel mit der Werbung und sehe ihn mir im Schnelldurchlauf einmal kurz an. Möglicherweise übersehe ich ja doch etwas Spannendes. Aber da ist nichts. Darum werfe ich diese in den Altpapiereimer neben dem Mülleimer. Die Rechnungen und Bestellungen hefte ich ordentlich in den, extra dafür angeschafften, Ordner. Ja, ich bin da sehr ordentlich. Nachdem ich die Rechnungen abgeheftet habe, schnappe ich mir den Brief. Ich schaue ihn mir genau an. Drehe ihn hin und her in meiner Hand. „Wie hast du das bloß geschafft?", murmle ich und staune mal wieder. Dann gehe ich mit dem Brief ins Schlafzimmer und hole aus meinem Kleiderschrank eine kleine Kiste. Ganz unten im Schrank steht sie. Neben der Kiste mit den Sachen von Papa, die ich nicht wegwerfen konnte. Das war auch eines unserer Geheimnisse, die wir uns verraten haben. Da gab es so viele Geheimnisse zwischen uns und trotzdem haben wir uns vertraut, wie keinem anderen. Ich öffne die kleine Kiste und nehme die anderen Briefe heraus. Es sind mittlerweile schon ein paar. So zehn sind es bestimmt. Ich habe das Gefühl, es kommt jeden Monat einer. Das ist verrückt, aber okay.
Nachdem ich nun alles wegsortiert habe und auch das Toast aufgegessen habe, schwinge ich mich noch einmal unter die Dusche. Jedes Mal, wenn ich nach Hause komme ist es ein wunderbarer Genuss unter die eigene Dusche zusteigen. Natürlich waren die Duschen in den Hotels auch wunderbar, aber Zuhause zu duschen ist doch etwas anderes. Also gehe ich ins Badezimmer und entledige mich meiner Kleidung. Dann hüpfe ich unter die Dusche und drehe das warme Wasser voll auf. Ich genieße jede Sekunde, in der das kühle Nass meine Haut berührt. Duschen ist wundervoll. Ich liebe es und könnte es auch tagelang. Gäbe es da nicht andere Bedürfnisse, die der menschliche Körper hätte. Und ein Bedürfnis wird auch gerade eingefordert. Ich bin nicht wirklich überrascht, als ich gähnen muss. Der Tag war ziemlich anstrengend und auch stressig. Ich bin mir sicher, gegen den wohlverdienten Schlaf hat niemand etwas einzuwenden. Also dusche ich schnell zu Ende und drehe das Wasser dann wieder aus. Ich greife mir das Handtuch und beginne mich damit sorgfältig abzutrocknen. Die Haare föhne ich mir allerdings nicht mehr und schlendere dann gemütlich in mein Schlafzimmer. Es ist unglaublich ruhig und angenehm kühl. Perfekt zum schlafen. Ich werfe mich in die Kiste und kuschle mich unter meine leichte Decke. Nun ja, eigentlich ist es nur der Bettbezug. Bei diesen warmen Temperaturen kann man es anders ja gar nicht aushalten. Ach stimmt, ich wollte ja die Jalousien herunter lassen, damit ich morgen ein wenig länger schlafen kann. Die Chance, dass Andreas morgen joggen gehen will ich äußerst gering. Aber dennoch würde ich es ihm zutrauen. Tja, manche haben halt verrückte Brüder. Und ich zähle dazu. Auch gut, dass wir das jetzt geklärt haben. Dann kann ich mich ja wieder unter die Bettdecke verkriechen und mir meinen wohlverdienten Schlaf abholen.
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Nothing else matters ~ Ehrlich Brothers
FanfictionDie Brüder Chris und Andreas Ehrlich, besser bekannt als die "Ehrlich Brothers", feiern nach knapp dreieinhalb Jahren ihren großen Tourabschluss in einer gigantischen Show. Doch nach den großen Feierlichkeiten geht es für die beiden Brüder wieder zu...